Die Farm
stand neben der Baptistenkirche. Der Verkehr auf der Main Street kam nur langsam voran, die Gehsteige brodelten vor Aktivität. Wir parkten, und die Mexikaner zerstreuten sich. Stick trat unter einem schattigen Baum hervor und kam direkt auf uns zu. Gran und meine Mutter gingen in die Läden. Ich blieb bei den Männern, denn sie hatten ernste Angelegenheiten zu besprechen.
»Hallo, Eli. Jesse«, sagte Stick, den Hut schief auf dem Kopf, einen Grashalm im Mundwinkel.
»Tag, Stick«, sagte Pappy. Mein Vater nickte nur. Sie waren nicht in die Stadt gefahren, um Zeit mit Stick zu verschwenden, der sie sowieso nur aufbrachte.
»Ich denk dran, den Spruill-Jungen zu verhaften«, sagte Stick.
»Mir egal, was du tust«, konterte Pappy. Er konnte seinen Zorn kaum mehr beherrschen. »Warte bloß, bis die Baumwolle gepflückt ist.«
»Einen Monat kannst du bestimmt warten«, sagte mein Vater.
Stick kaute auf dem Grashalm herum, spuckte aus und sagte:
»Vermutlich.«
»Er ist ein guter Arbeiter«, sagte mein Vater. »Und wir haben jede Menge Baumwolle. Wenn du ihn jetzt festnimmst, verlieren wir sechs Arbeiter. Du weißt doch, wie diese Leute sind.«
»Vermutlich kann ich warten«, sagte Stick noch einmal. Er schien bestrebt, einen Kompromiss zu finden. »Ich hab mit ‘ner Menge Leute geredet und bin mir nicht so sicher, dass euer Junge hier die Wahrheit sagt.« Er sah mich an und scharrte im Kies.
»Zieh ihn da nicht mit hinein, Stick«, sagte mein Vater. »Er ist noch ein Kind.«
»Er ist erst sieben!«, sagte Pappy. »Warum suchst du dir nicht ein paar richtige Zeugen?«
Stick riss die Schultern nach hinten, als wäre er geschlagen worden.
»Hier ist mein Vorschlag«, sagte Pappy. »Du lässt Hank in Ruhe, bis die Baumwolle geerntet ist, dann komm ich in die Stadt und lass dich wissen, dass wir mit ihm fertig sind. Was du dann mit ihm tust, ist mir egal.«
»Könnte funktionieren«, sagte Stick.
»Aber ich glaub noch immer nicht, dass du damit durchkommen wirst. Es waren drei gegen einen, Stick, die Geschworenen werden ihn nicht schuldig sprechen.«
»Wir werden sehen«, sagte Stick selbstzufrieden. Er ging davon, die Daumen in den Hosentaschen, gerade großspurig genug, um uns zu ärgern.
»Darf ich auf den Jahrmarkt?«, fragte ich.
»Natürlich darfst du«, sagte Pappy.
»Wie viel Geld hast du dabei?«, fragte mein Vater.
»Vier Dollar.«
»Wie viel willst du ausgeben?«
»Vier Dollar.«
»Ich denke, zwei reichen.«
»Wie wär’s mit drei?«
»Also gut, zwei fünfzig, okay?«
»Ja, Sir.« Ich rannte fort von der Kirche, den Gehsteig entlang, schlängelte mich zwischen Passanten hindurch und war bald beim Baseballfeld, das sich gegenüber dem Co-op, dem Dixie-Kino und dem Billardsalon befand. Der Jahrmarkt nahm das ganze Feld ein, vom Zaun hinter dem Fänger bis zur Begrenzung des Außenfelds. Das Riesenrad stand in der Mitte, umgeben von kleineren Karussells, Ständen und Schaubuden.
Schrille Musik dröhnte aus den Lautsprechern der Karussells.
Die Leute standen bereits in langen Reihen an. Ich roch Popcorn und Bratwürste und irgendetwas, das in Fett frittiert wurde.
Ich ging zum Stand mit der Zuckerwatte. Sie kostete zehn Cent, aber ich hätte auch erheblich mehr dafür bezahlt.
Dewayne fand mich, als ich ein paar älteren Jungen dabei zusah, wie sie mit Luftgewehren auf kleine Enten schössen, die in einem Teich schwammen. Keiner traf, und zwar weil laut Pappy die Visierung falsch eingestellt war.
Kandierte Äpfel kosteten ebenfalls zehn Cent. Jeder von uns kaufte sich einen, und dann sahen wir uns in aller Ruhe den Jahrmarkt an. Da war eine Hexe in einem langen schwarzen Kleid, mit schwarzen Haaren, alles an ihr war schwarz, und für fünfundzwanzig Cent sagte sie einem die Zukunft voraus. Eine alte Frau mit dunklen Augen tat das Gleiche mit Tarotkarten zum selben Preis. Ein farbenprächtig gekleideter Mann mit einem Mikrofon erriet für zehn Cent das Alter oder das Gewicht einer Person. Wenn er sich um mehr als drei Jahre oder zehn Pfund verschätzte, bekam man einen Preis. Die Schaubuden boten die üblichen Spiele - man konnte mit Bällen auf Milchkannen werfen, mit Basketbällen in zu kleine Körbe, mit Pfeilen auf Luftballons, Ringe über Flaschen.
Wir schlenderten über den Jahrmarkt, genossen den Lärm und die Aufregung. Eine Menschenmenge versammelte sich an einem Ende, und wir wandten uns ebenfalls dorthin. Ein großes Schild verkündete die Anwesenheit von »Samson, dem
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