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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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war er nie mit der Tochter eines kleinen Farmpächters gesehen worden.
    »Sie ist ein sehr hübsches Mädchen«, sagte meine Mutter.
    Der nächste Zeuge war ein Junge, der gerade mal zehn Jahre alt war. Mr Latcher rief ihn aus der Gruppe, die sich um die Treppe scharte. Er bezeugte, dass er Pappys Pick-up am Ende eines Baumwollfelds neben einem Dickicht habe stehen sehen.
    Er schlich zu dem Wagen und kam nahe genug, um zu sehen, wie Libby und Ricky sich küssten. Er hatte es aus Angst verschwiegen und war erst ein paar Stunden zuvor mit der Geschichte herausgerückt.
    Die Chandlers hatten natürlich keine Zeugen. Auf unserer Seite des Flusses hatte es keinerlei Hinweise auf eine knospende Liebe gegeben. Ricky hatte sicherlich auch niemandem davon erzählt. Pappy hätte ihn geschlagen.
    Mr Latcher sagte, dass er schon die ganze Zeit vermutet habe, dass Ricky der Vater sei, aber Libby habe es geleugnet. Und tatsächlich gab es noch zwei andere Jungen, die sich für sie interessiert hatten. Aber jetzt hatte sie alles gestanden - dass Ricky sie gezwungen habe, dass sie das Baby nicht wolle.
    »Wollen sie, dass wir es nehmen?«, fragte meine Mutter.
    Beinahe hätte ich vor Schmerz laut gestöhnt.
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte mein Vater. »Ein Baby mehr fällt bei ihnen nicht auf.«
    Meine Mutter meinte, dass das Baby ein gutes Zuhause verdiente. Mein Vater sagte, das komme nicht in Frage, solange Ricky nicht zugebe, der Vater zu sein. Was nicht wahrscheinlich war, so wie ich Ricky kannte.
    »Hast du das Baby gesehen?«, fragte meine Mutter.
    »Nein.«
    »Es ist Ricky wie aus dem Gesicht geschnitten«, sagte sie.
    Ich erinnerte mich an den jüngsten Latcher als an einen kleinen Gegenstand, der kaum menschlich ausgesehen hatte, sondern mehr wie mein Baseballhandschuh. Aber meine Mutter und Gran verbrachten Stunden damit, die Gesichter der Leute zu studieren und zu entscheiden, wer wem nachschlug, von wem die Augen stammten, die Nase, das Haar. In der Kirche betrachteten sie Babys und sagten: »Oh, er ist eindeutig ein Chisenhall.« Oder: »Schaut euch nur seine Augen an, die hat er von seiner Großmutter.«
    Ich fand, dass sie alle wie kleine Puppen aussahen.
    »Du glaubst also, dass er ein Chandler ist?«, fragte mein Vater.
    »Daran gibt es keinen Zweifel.«

    W ieder war es Samstag, aber wir waren nicht freudig erregt wie an anderen Samstagen, wenn wir in die Stadt fuhren. Es war klar, dass wir fahren würden, denn wir ließen nie zwei Samstage nacheinander aus. Gran brauchte Lebensmittel, insbesondere Mehl und Kaffee, und meine Mutter musste in den Drugstore. Mein Vater war seit zwei Wochen nicht mehr im Co-op gewesen. Ich hatte in der Angelegenheit nicht mitzureden, aber meine Mutter wusste, wie wichtig die samstägliche Nachmittagsvorstellung für die Entwicklung eines Kindes war, vor allem für ein Farmerskind, das ansonsten wenig Kontakt mit dem Rest der Welt hatte. Ja, wir fuhren in die Stadt, aber ohne die gewohnte Begeisterung.
    Ein neues Schreckgespenst bedrohte uns, das weit furchterregender war als die Sache mit Hank Spruill. Was, wenn jemand hörte, was die Latchers erzählten? Es genügte eine Person, ein leises Flüstern an einem Ende der Main Street, und die Geschichte würde in der Stadt wüten wie ein Steppenbrand. Die Frauen im Laden von Pop und Pearl würden ihre Körbe fallen lassen und die Hand ungläubig vor den Mund halten. Die alten Farmer im Co-op würden grinsen und sagen: »Wundert mich nicht.« Die älteren Kinder in der Kirche würden mit dem Finger auf mich zeigen, als wäre ich irgendwie der Schuldige. Die Stadt würde das Gerücht aufgreifen, als wäre es die in den Evangelien verbürgte Wahrheit, und das Chandlersche Blut wäre für immer mit einem Makel behaftet.
    Deswegen wollte ich nicht in die Stadt. Ich wollte zu Hause bleiben und Baseball spielen und vielleicht mit Tally spazieren gehen.
    Während des Frühstücks wurde kaum geredet. Wir waren noch immer niedergeschlagen, vermutlich weil wir insgeheim alle die Wahrheit kannten. Ricky hatte ein kleines Andenken hinterlassen. Ich fragte mich, ob er von Libby und dem Baby wusste, aber ich wollte das Thema nicht ansprechen. Ich würde irgendwann meine Mutter fragen.
    »In der Stadt ist Jahrmarkt«, sagte Pappy. Plötzlich sah der Tag besser aus. Meine Gabel blieb mitten in der Luft stehen.
    »Wann fahren wir?«, fragte ich.
    »Wie immer. Nach dem Mittagessen«, sagte Pappy.
    »Wie lange bleiben wir?«
    »Das werden wir

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