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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hatte, beteten wir alle für Ricky.
    Geredet wurde so gut wie nicht; wir dachten alle an Korea, aber niemand wollte darüber sprechen.
    Meine Mutter erzählte von einem Vorhaben ihrer Sonntagsschulklasse, als ich das leise Quietschen der Fliegengittertür auf der hinteren Veranda hörte. Niemand außer mir hörte es.
    Es war windstill, und nichts konnte an der Tür rütteln. Ich hörte auf zu essen. »Was ist los, Luke?«, fragte Gran. »Ich glaub, ich hab was gehört«, sagte ich.
    Alle blickten zur Tür. Nichts. Sie aßen weiter.
    Dann trat Percy Latcher in die Küche, und wir erstarrten. Er machte zwei Schritte in den Raum und blieb stehen, als hätte er sich verirrt. Er war barfuß, von Kopf bis Fuß verdreckt, und seine Augen waren gerötet, als hätte er stundenlang geweint. Er sah uns an; wir sahen ihn an. Pappy wollte aufstehen, um die Lage zu klären. Ich sagte: »Das ist Percy Latcher.«
    Pappy blieb sitzen, das Messer in der rechten Hand. Percys Augen waren glasig, und wenn er atmete, stieß er einen leisen stöhnenden Laut aus, als wollte er seine Wut unterdrücken.
    Oder vielleicht war er verletzt oder jemand auf der anderen Seite des Flusses war krank und er war zu uns gerannt, um Hilfe zu holen.
    »Was ist, Junge?«, fuhr Pappy ihn an. »Normalerweise klopft man an, bevor man eintritt.«
    Percy fixierte Pappy mit seinem unerschrockenen Blick und sagte: »Ricky war es.«
    »Ricky war was?«, fragte Pappy. Seine Stimme klang milder, als würde er bereits den Rückzug antreten.
    »Ricky war es.«
    »Ricky war was?«, wiederholte Pappy.
    »Das Baby ist von ihm«, sagte Percy. »Es ist von Ricky.«
    »Halt den Mund, Junge!«, fuhr Pappy ihn an und klammerte sich an die Tischkante, als würde er sonst zur Tür stürzen und das arme Kind schlagen.
    »Sie wollte nicht, aber er hat sie dazu überredet«, sagte Percy und starrte mich statt Pappy an. »Dann ist er in den Krieg.«
    »Behauptet sie das?«, fragte Pappy wütend.

    »Schrei nicht so, Eli«, sagte Gran. »Er ist doch noch ein Kind.«
    Gran holte tief Luft und schien als Erste ernsthaft die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sie bei der Geburt ihres Enkelkindes assistiert hatte.
    »Das hat sie gesagt«, sagte Percy. »Und es stimmt.«
    »Luke, geh in dein Zimmer und mach die Tür zu«, sagte mein Vater und riss mich aus meiner Trance.
    »Nein«, sagte meine Mutter, bevor ich mich bewegen konnte.

    »Das geht uns alle an. Er kann bleiben.«
    »Er sollte das nicht hören.«
    »Er hat es bereits gehört.«
    »Er soll bleiben«, sagte Gran und schlug sich auf die Seite meiner Mutter. Sie nahmen an, dass ich bleiben wollte.
    Was ich in diesem Augenblick allerdings wirklich wollte, war hinauszurennen, Tally zu suchen und mit ihr einen langen Spaziergang zu machen - fort von ihrer verrückten Familie, fort von Ricky und Korea, fort von Percy Latcher.
    Aber ich rührte mich nicht.
    »Haben dich deine Eltern geschickt?«, fragte meine Mutter.
    »Nein, Ma’am. Sie wissen nicht, wo ich bin. Das Baby hat den ganzen Tag geweint. Libby ist verrückt geworden, sie redet nur davon, von der Brücke zu springen und sich umzubringen und so Zeug, und sie hat mir erzählt, was Ricky getan hat.«
    »Hat sie es auch deinen Eltern erzählt?«
    »Ja, Ma’am. Alle wissen es.«
    »Du meinst, alle in deiner Familie.«
    »Ja, Ma’am. Sonst haben wir es niemand gesagt.«
    »Das tut ihr besser auch nicht«, sagte Pappy und stöhnte. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, ließ die Schultern hängen, schien besiegt. Wenn Libby Latcher behauptete, dass Ricky der Vater sei, würden ihr alle glauben. Er war nicht hier, um sich zu verteidigen. Und wenn sie beide schwören müssten, würden mehr Leute Libby glauben als Ricky angesichts seines Rufs als Tunichtgut.
    »Hast du schon gegessen, Sohn?«, fragte Gran.
    »Nein, Ma’am.«
    »Hast du Hunger?«
    »Ja, Ma’am.«
    Auf dem Tisch stand Essen, das niemand mehr anrührte. Uns Chandlers war der Appetit vergangen. Pappy schob seinen Stuhl zurück und sagte: »Er kann meins haben.« Er stand auf und ging aus der Küche auf die vordere Veranda. Mein Vater folgte ihm wortlos.
    »Setz dich, Sohn«, sagte Gran und deutete auf Pappys Stuhl. Sie brachten ihm einen Teller mit Essen und ein Glas mit süßem Tee. Er setzte sich und aß langsam. Auch Gran ging auf die vordere Veranda und ließ mich und meine Mutter mit Percy allein. Er sagte nichts, außer er wurde angesprochen.
    * *
    Nach einer ausführlichen Beratung auf der vorderen

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