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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das Uhrwerk mit in sein Unglück hinein. Es wurde von der Wand gerissen und der Frau Chirurgus und Stadtrath Epperlein mit solcher Vehemenz in das Gesicht geschleudert, daß sie ein Zetermordio erhob, als sei der Himmel über ihr zusammengebrochen. Der Hausherr war der Erste, dem die geordnete Sprache wiederkehrte.
    »Um aller Heiligen willen, Kerl, wo kommt Er denn her?« rief er, den jungen Mann wie ein Gespenst mit weit aufgerissenen Augen anstaunend.
    »Hm, grad’ hier aus dem Uhrkasten heraus!« antwortete der Gefragte kleinlaut, indem er sich vom Boden emporkrabbelte und die Glieder befühlte, ob er sie noch alle beisammen habe.
    »Das sehe ich, Er heilloser Wickelkloß Er! Aber wer hat es Ihm denn geheißen?«
    »Sie doch selber, Herr Stadtrath! Sie riefen ja dreimal ›Herrrrraus!‹ und da mußte ich –«
    »Still, kein Wort weiter! Glaubt Er, daß ich mich noch obendrein von Ihm zum Narren halten lasse? Ich werde endlich einmal ein Exempel statuiren und Ihm lehren, meine Kuckuksuhr, die seit Menschengedenken da droben an der Wand –« Er hielt mitten in der Rede inne. Bei den letzten Worten hatte er das Auge zu der Stelle erhoben, wo das Uhrwerk gehangen hatte, und dabei eine viereckige Vertiefung bemerkt, die bisher von dem uralten Chronometer verdeckt worden war. – »Was ist denn das für ein Loch da droben? Lieschen, guck’ einmal hinauf; von dem habe ich noch gar nichts gewußt. Am Ende ist gar – Wolken, Blitz und Wurmkuchen –, gebt schnell einen Stuhl her; ich muß hinauf!«
    Heinrich ergriff diese Gelegenheit, den Zürnenden in eine mildere Stimmung zu versetzen. Er war länger als Epperlein, darum schob er diesen auf die Seite, stellte sich auf den Stuhl und langte in die Vertiefung hinein.
    »Nun, ist etwas d’rin?«
    »Ja. Eins – zwei – drei – vier – fünf Beutel. Sapperlot, klingt das hell und schön! Hier ist der vorderste!«
    Mit einem unarticulirten Freudenrufe griff der Stadtrath zu und öffnete, vor Begierde zitternd, das Säckchen.
    »Ducaten, blanke, goldene Ducaten! Lieschen, der Schatz ist da, hurrrrjeh, hurrrrjih, hurrrrjoh! Herunter damit, nur immer herunter, mein Prachtjunge; der sel’ge Onkel mag darüber lachen oder weinen, mir ist’s ganz egal! Lieschen, welch’ ein Glück, daß sich der Heinrich in die alte Kuckuksbude gemacht hat! Er soll die Gustel haben, nicht wahr? Und das Uebrige wird sich auch noch finden. Her mit den Moneten, so! Hier, meine Alte, hast Du die Säcke; der Universalschlingel hat sie Dir bescheert!«
    Vollständig sprachlos drückte sie die Beutel an ihre breite, vor Seligkeit tief athmende Brust. Der Schlag, welchen sie von der herabstürzenden Uhr erhalten hatte, war vergessen, und mit entzücktem Ausdrucke wanderte ihr Auge zwischen den glänzenden Gesichtern der beiden Männer und dem segensreichen Loche hin und wieder. Die jubelnden Leute hatten das Dienstmädchen wieder herbeigerufen; sie erschien mit vorsichtig prüfendem Blicke unter der Thür.
    »Nur immer herein, Gustel,« ermunterte sie Epperlein. »Der Heinrich ist jetzt Dein, denn wir haben das Ducatennest gefunden, und nun sollt Ihr Hochzeit machen! – Lieschen, denke an den Doctor, was der für ein Gesicht machen wird, wenn ich ihm morgen seine Hypothek geleiermüllert bringe!«
    »Siehst Du,« meinte sie jetzt endlich triumphirend, »daß ich Recht hatte mit meiner Hilfe in der Noth! Das Schellen-Daus ist richtig zugetroffen: Geld und eine Ohrfeige; ich habe sie von der Uhr bekommen, mache mir aber nichts daraus. Und der grüne Unter hat seine Sache auch gut gemacht: Schaden im Meublement!«
    »Thut nichts, Lieschen, gar nichts; die Uhr läßt sich ja repariren. Jetzt aber wollen wir vor allen Dingen einmal zählen! Heinrich, Du kannst mit der Gustel in die Küche gehen und dort Deine Wickelklöße essen. Sie mag die Salbe herunter nehmen und Dein Universalpflaster auflegen; es ist gut, sehr gut, und ich werde es empfehlen, wo ich nur immer kann. Nehmt Euch in Gottes Namen. Für eine Ausstattung werden wir sorgen, und einen Finderlohn sollst Du noch extra haben! Bist Du zufrieden?«
    »Hm,« antwortete der Gefragte, mit dem ganzen Gesichte lachend, »besser als vor acht Tagen, Herr Stadtrath. Ich danke auch schön und werde gleich nachher bei mir zu Hause nachsehen, ob hinter unserem alten Perpendikel vielleicht auch so ein Wespennest zu finden ist!«
    In dem einen Arme sein Mädchen und in der anderen Hand die Wickelklöße, machte er Kehrt und verschwand fröhlich

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