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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dir nichts zugeschwenkt bekäme, und ich, ich wäre blamirt für lange Zeiten!«
    »Hm hm, so so! Also Ihr gebt zu, daß Ihr Profit von uns habt? Das ist aufrichtig und rechtschaffen von Euch, Franke, und bringt Euch in meiner Achtung um ein Beträchtliches wieder in die Höhe. Aber in dem Kaiser werden wir trotzdem spielen, da ich es nicht nothwendig habe, Beleidigungen zu dulden, die nicht nur gegen mich allein, sondern gegen jedes einzelne Glied meiner Gesellschaft ebenso gerichtet sind. Man kennt uns, achtet uns und heißt uns überall willkommen. Oder glaubt Ihr etwa, daß irgend Jemand auftreten könnte, der es hätte wagen dürfen, mich oder Einen von den Meinigen um elendes Geld zu mahnen? Und was das Zurücktreten betrifft, Schwanenwirth, so sind wir damit in vollen Rechte. Ihr seid ein kluger und belesener Mann und kennt das Gesetzbuch besser als mancher Advocat. Daher wißt Ihr ebensogut wie ich, was es zu bedeuten hat, daß Ihr uns hier
in pleno corpore et pluralis
als Eure Schuldner ausschreit. Man darf Niemanden in Gegenwart eines Andern mahnen, ja, es ist sogar verboten, Jemandem per Postkarte eine Erinnerung zu geben und Ihr tretet zu uns zwölf Personen herein und setzt jede einzelne derselben in den Augen der andern auf das Beleidigendste herab! Das ist nicht nur unedel und rücksichtslos, nein, das ist eine zwölffache Injurie, die man gerichtlich verfolgen lassen sollte! Wir spielen beim Kaiserwirth. Sagt, was wir Euch in Summa zu berichtigen haben!«
    »Eine zwölffache Injurie? Ja, mein bester Herr Director, so war das nicht gemeint, das ist doch factisch! Ich dachte, weil Sie einander kennen, so wäre es – – –«
    »Ja grad, weil wir einander kennen, ist die Beleidigung doppelt groß, denn in Gegenwart eines Unbekannten kann so etwas natürlich weniger Schaden bringen. Und Ihr habt Eure Mahnung nicht blos in Worten ausgesprochen, sondern auch durch das Vorzeigen der Rechnungen bewerkstelligt, also durch eine vollendete That. In Folge dessen ist die Injurie nicht blos
verbal,
sondern sogar zu gleicher Zeit auch
real.
Ihr seid fast ein ebenso guter Lateiner wie ich, und werdet wissen, was das für zwei gefährliche Criminal-Ausdrücke sind! – Was habe ich zu bezahlen?!«
    »Aber, Herr Director, so lassen Sie doch nur mit sich reden! Ich stecke schon jetzt in einer Amtsgeschichte, die mir den Kopf warm macht; ich war vorhin beim Advocaten und habe alle Hoffnung, den Proceß zu verlieren und die riesigen Kosten bezahlen zu müssen, und da kommen nun auch noch Sie mit einer zwölffachen Injurie, die nicht nur
re-,
sondern auch
verbal
ist, das macht also eine vierundzwanzigfache Klage! Wer soll denn das aushalten? Stecken Sie doch nur Ihre Brieftasche wieder ein! Ich habe gar kein Geld gewollt, sondern Ihnen nur zeigen wollen, daß meine Buchführung in Ordnung ist. Sie sind mir ja so sicher wie nur irgend Einer, das ist doch factisch!«
    »So so, hm hm! Das kann ein Jeder: Erst blamiren und dann lamentiren. Ich habe viel auf Euch gehalten, Franke, und überall, wohin ich nur gekommen bin, von dem Schwanenwirth in Limberg erzählt; darum thut mir’s leid, daß ich Euch verkannt habe. Wir spielen im Kaiser; also gebt endlich einmal die Summe an, damit wir wieder fort können!«
    Er öffnete die Brieftasche und zog einige abgerissene Blätter hervor, mit denen er, zum Aufzählen bereit, sich dem Tische näherte. Der Wirth schob ihn zurück.
    »Ich sage Ihnen, Herr Director, lassen Sie das heut’! Jetzt bin ich der Beleidigte, denn Sie halten mich für einen Menschen, der solche Gäste, wie Sie sind, nicht zu schätzen und zu behandeln weiß. Es ist wirklich factisch, daß ich Sie nicht habe mahnen wollen, und wenn ich nicht ernstlich bös werden soll, so stecken Sie Ihre Cassenscheine nur immer wieder ein! Sie haben ja für die ersten Tage so viel Ausgaben, daß es g’radezu unverständig von mir wäre, Ihre Casse zu schwächen.«
    »Na, was die Casse anbelangt, so wäre sie einem solchen Unverstande jedenfalls gewachsen, und Euer Bössein könnte uns wohl nicht viel Schaden bringen. Aber – hm hm, so so, ich war Euch stets gewogen und es sollte mich dauern, wenn das nicht so bleiben könnte. Ihr mögt es also für eine ganz besondere Freundschaft und Nachgiebigkeit ansehen, daß ich Eure Bitte erfülle. Ich meine, daß hier diese guten Leute ebenso, wie ich, nicht weiter an die vierundzwanzigfältige Injurie denken wollen, und damit einverstanden sind, daß ich nicht am Ende gar noch

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