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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich nur gewiß wüßte, ob ich auch wirklich gewinne.«
    »Ihr habt es mir ja nur für diesen Fall zu versprechen, und wenn ich mein Wort nicht halte, so seid Ihr von dem Euren auch entbunden.«
    »Da mag es sein! Also ich nehme die Kosten auf mich und der Anton mag sein Mädchen haben.«
    »So ist’s! Abgemacht! Schlagt ein, Schwanenwirth! Schriftlich will ich es nicht von Euch verlangen, denn ich kenne Euch als einen Mann, der stets sein Wort hält, und überdies stehen mir hier ja eilf Zeugen zu Gebote!«
    Während Franke mit erleichtertem Herzen das Zimmer verließ, wandte sich der Director fröhlich zu den Seinen:
    »So so, hm hm! Kinder, ich bin mit mir zufrieden, und Ihr könnt es auch sein. Aber macht mir doch ‘mal ein wenig Platz!«
    Er wand sich zwischen ihnen hindurch und trat zum Spiegel. Dort unterwarf er seine Züge einer sorgfältigen Betrachtung, schnitt zur Verwunderung der Zuschauer eine Reihe der verschiedensten Gesichter und that endlich gar etwas, was Alle für vollständig unmöglich gehalten hätten: er nahm sich sorgsam die Perrücke vom Kopfe und gab den neugierigen Blicken eine bisher, wenn auch nicht mit allgemeinem Erfolge, verheimlichte Tonsur Preis, welche, vollständig glatt und nackt, nur grad über der Stirn einige wenige Härlein zeigte. Nachdem er auch sie sehr aufmerksam in Augenschein genommen hatte, wandte er sich wieder zurück und richtete sein Auge prüfend auf den Souffleur.
    »Treten Sie einmal näher, Schmidt!«
    Der Gerufene folgte dem Wunsche. Er war ein langer, hagerer, dabei aber kräftiger und breitschultriger Mann, der in passender Gewandung keine ganz üble Figur bilden mußte.
    »So so, hm hm! Das könnte gehen! Die Gestalt paßt, das Gesicht paßt auch, bleich, ohne Bart, ein wenig faltig – hm! Wollen Sie einmal den General-Feldmarschall Grafen von Moltke geben, Schmidt?«
    »Ich – –?« frug der Souffleur erstaunt. »Sie scherzen wohl, Herr Director!«
    »Es ist mein vollständiger Ernst, Männchen! Zwar habe ich Sie nie zu irgend einer Rolle gebrauchen können, obgleich Sie Schnick und Schnack genug im Kopfe führen, aber für meine jetzigen Zwecke werden Sie sich eignen. Also, wollen Sie?«
    »Mit Vergnügen, wenn nämlich kein Gagenabzug dabei zu befürchten ist!«
    »Ohne Sorge, mein Lieber! Sie treten in einem kleinen Privatstücke auf, welches wir außerhalb der Bühne geben; ich als Bismark und Sie als Moltke. Ueber Ihre Rolle werde ich Sie heut’ noch instruiren. Jetzt aber, Kinder, wollen wir unser Geschäftliches wieder aufnehmen!«
     
    »Das versteht Ihr nicht! Ich muß das besser wissen, denn ich habe die Bücher darüber. Wenn Ihr etwa meint, daß er vom Kriege nichts verstehe, so irrt Ihr Euch gewaltig. Er hat schon als Junge reiten können, trotz einem Hußaren-Lieutenant, und mit den Waffen umzugehen verstanden, wie nur irgend Einer. Sogar den Herkules, was doch ein Kerl ist, der einen Löwen gleich todtgequetscht hat, hat er in Schönhausen einmal mit der Vogelflinte von hinten angeschossen, und damals war er noch ein Schulbube. Als Student ist er der beste Fechter gewesen, den es gegeben hat, und denkt Ihr vielleicht, daß ihn der Kaiser zum General gemacht haben würde, wenn er kein Geschick dazu hätte? Geht nur hinein in die Stube, wo er in seiner Cürassieruniform an der Wand hängt! Man sieht es ihm gleich an, daß er seine Sache versteht!«
    Der Sprecher saß mit seinen Gästen vor dem Hause. Die jungen Bursche schoben Kegel, und die älteren Männer hatten sich um die alte, weitästige Linde versammelt, um zu politisiren. Natürlich war der Werner dabei der Hauptsprecher, und er konnte sich dieser seiner Lieblingsbeschäftigung auch ohne Sorge hingeben, denn die Lisbeth hatte helle Augen und flinke Beine, so daß Keiner lange auf den bestellten Trunk zu warten brauchte. Es dämmerte bereits, und das ist bekanntlich diejenige Zeit, in welcher es sich am gemüthlichsten plaudern läßt.
    »Die Geschichte von dem Herkules habe ich auch gehört«, meinte Einer. »War denn der Kerl lebendig?«
    »Nein, es war nur die Bildsäule, welche dort im Parke steht, aber es bleibt doch immer der Herkules, der sogar den Höllenhund einmal fast todtgeschlagen hat. Ich weiß das ganz genau, denn ich habe ein altes Buch darüber, worin es haarklar zu lesen ist. Es ist ganz gut, wenn man sich mit solchen gelehrten Dingen ein wenig befaßt, denn man kann in der Politik ein Wörtchen mitsprechen und braucht sich von Niemandem etwas vormalen zu lassen.

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