Die Fastnachtsnarren. Humoresken
gegeben habe!«
»Was für ein’s denn, wenn man fragen darf?«
»Wenn er nicht von dem Mädchen läßt, so muß er aus dem Hause. Ich mag von der Ebersbacher Gesellschaft nichts wissen! Und nun gar den Bismark, der mich verklagt hat und der den Proceß gewinnt, als Schwager; ich führe vor Aerger aus der Haut, das ist factisch!«
»Hm! Das, von wegen aus dem Hause jagen, Schwanenwirth, das überlegt Euch ja erst richtig! Der Anton ist ein folgsamer und guter Junge; aber er hat da, wo es gilt, seinen Kopf auch für sich. Er wird wohl meinen, daß die Lisbeth für ihn paßt, und daß die Kinder mit der Feindschaft der Eltern nichts zu thun haben. Ich kenne das Mädchen nicht; ist sie denn so unrecht?«
»Ach nein! Man kann ihr nichts nachreden; sie ist hübsch und arbeitsam und häuslich, geht stets nett und sauber, und man könnte fast Respect vor ihr haben, wenn der Bismark mich nicht verklagt hätte und nun auch den Proceß gewänne.«
»So vergleicht Euch doch im Guten!«
»Herr Director, es ist doch factisch, daß dies nicht geht. Der Werner gibt nicht nach, weil er gewinnt, und ich kann nicht nachgeben, wenn ich auch wollte, weil ich verliere.«
»So so, hm hm! Würdet Ihr denn nachgeben, wenn Ihr am Gewinnen wäret? Seid einmal aufrichtig!«
»Ich –? Das weiß ich nicht. Möglich wäre es, denn – nun ja, der Streit hat mir viel Sorge gemacht, und man wird seines Lebens gar nicht mehr froh. Dazu kommt die Angst von wegen der Unterschrift, denn durch sie wird doch unser damaliger Handel verkehrt. Wir hatten gar nichts Böses im Sinne; ich kam in den Gasthof, und er behielt so viel, daß er sich in Ebersbach einrichten konnte. Seine alten Schulden hat er nach und nach abgezahlt, und so könnte wohl Keiner auftreten, der Schaden von uns gehabt hätte; es ist also nur wegen der Reputation, Herr Director. Ich wollte sonst ‘was geben, wenn die Sache zur Ruhe käme!«
»Gibt es denn keine Möglichkeit für Euch, doch noch zu gewinnen?«
»Nein, gar keine, wie mir vorhin der Advocat zu verstehen gab, wenn der Bismark nicht etwa den Termin versäumt; denn, wer nicht kommt, der hat verloren, das ist factisch.«
»Für welche Zeit ist er anberaumt?«
»Für übermorgen, Vormittags zehn Uhr, hier in Limberg.«
»So so – – – hm hm!«
Uhlewald machte ein ganz eigenthümliches Gesicht. Die Seinen kannten diese Miene; sie pflegte dann sich über sein rundes, schalkiges Gesicht zu legen, wenn irgend ein launiges Project ihm durch den Kopf gefahren war.
»Wissen Sie vielleicht eine Hilfe, Herr Director?« frug der Wirth, welcher diesen Ausdruck in den Zügen seines Gastes bemerkte.
»Hilfe? Warum nicht? Mühe wird es freilich kosten, und Gefahr ist vielleicht für mich auch dabei! Aber sagt, Franke, was gebt Ihr, wenn Ihr den Proceß gewinnt?«
»Was ich gebe? Hier diese Papiere stecke ich sofort in den Ofen, das ist factisch, und bei der kommenden Rechnung werde ich mich außerdem noch dankbar zeigen.«
»Gut! Angenommen! Aber ich mache zwei Bedingungen.«
»Welche?«
»Erstens: Ihr laßt dem Anton seine Liesbeth!«
»Herr Director – –!«
»Wenn Ihr nicht wollt, so mag die Sache bleiben. Ich habe es gut gemeint!«
»Nennen Sie mir Ihr Mittel; vielleicht kann ich es auch fertig bringen!«
»Nein! So etwas kann nur Unsereiner ausführen, und dazu habt Ihr kein Geschick, Schwanenwirth, obgleich Ihr sonst ein anstelliger Kopf seid.«
»Geht es denn wirklich nicht ohne die Lisbeth?«
»Ist denn auch der Bismark gegen diese Liebschaft?«
»Freilich, noch mehr als ich; das ist factisch!«
»So, so, hm, hm, und doch wird es nicht ohne sie gehen! Ihr müßt in einen sauern Apfel beißen, Franke!«
»Nun, so mag es denn meinetwegen sein, wenn es wirklich so nothwendig ist. Es ist auch ‘was werth, wenn man gewinnt.«
»Schön! Zweitens: Ihr tragt die Gerichtskosten!«
»Fällt mir gar nicht ein! Wenn ich gewinne, ist es ganz von selbst nicht nöthig.«
»Gut; so verliert den Proceß!«
»Sie sind heut’ ganz außerordentlich kurz, Herr Director. Es wäre doch geradezu lächerlich, die Kosten zu bezahlen, wenn ich ihn gewinne.«
»Und es ist ebenso lächerlich, ihn nicht zu gewinnen, weil Ihr die Kosten nicht bezahlen wollt, denn dann seit Ihr dazu gezwungen und habt obendrein die Forderung Eures Gegners zu berichtigen. Von allem Andern, was dabei zu bedenken wäre, will ich gar nicht sprechen.«
»Das ist wirklich eine ganz heillose Geschichte! Und trotzdem würde ich mich fügen, wenn
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