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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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durch einen Zauber zu laufen und zu sprechen gelernt hat.« Sie befreite sich von Leslies Händen und trat zwei Schritte zurück. »Sie hat wirklich geglaubt, ich würde mit ihr tauschen«, sagte sie verwundert. »Sie hat es wirklich geglaubt!«
    Aus einer Nische neben dem Kamin trat jemand hervor. Schmal, etwas größer als Benny, dunkle Haare und helle, spöttische Augen in einem Gesicht, das wie dafür gemacht war, ungefähr zweihundert verschiedene herablassende Grimassen zu ziehen. »Hab ich dir doch gesagt.« Er warf Benny einen sehr kurzen Blick zu, dann schaute er wieder die Kleine an. Sein Lächeln war liebevoll.
    Leslie kniete stumm auf dem Teppich und wandte den Blick nicht von der Kleinen ab. Sie sah aus wie betäubt.
    »Das da«, zischte das Mädchen und zeigte auf ihr größeres Pendant, »das da ist kein Angebot, das ist eine Unverschämtheit. Dieser … Körper! Wie kannst du annehmen, dass ich tauschen will? Ich habe alles ! Ich habe Zeit, so viel ich will, ich habe Spaß, so viel ich will, und ich passe auf, dass niemand unsere Familie beleidigt. So ist es doch, Alasdair?«
    »Nun ja«, sagte er und setzte sich aufs Sofa. Voller Ekel sah Benny das amüsierte Funkeln in seinen Augen. »Manchmal, das musst du zugeben, ein bisschen zu sehr.«
    »Niemand beleidigt ungestraft unsere Familie«, zischte sie wütend. »Niemand!« Ihre blauen Augen richteten sich auf Benny. »Du übrigens auch nicht. Du warst am See lieb zu mir. Das will ich nicht vergessen. Aber du hast meinen Bruder geschlagen. Das vergesse ich auch nicht. Ich weiß noch nicht, was ich mit dir mache, aber mir fällt schon noch etwas ein.«
    »Meine liebe, gute kleine Königin«, ließ sich der Kerrigan mahnend vernehmen. »Denkt doch bitte an den Vertrag. Mister Reutter hier ist durch den Vertrag geschützt.«
    Alasdair schoss dem Kobold einen unangenehmen Blick zu, der ahnen ließ, dass das Geschäftsverhältnis zwischen Kerrigans und MacGregor-Clan gelitten hatte, aber er sagte nichts.
    »Ich spucke auf den Vertrag«, erklärte die Kleine wütend, stampfte von Leslie fort und trat mit einem kleinen, in einem hübschen Schnallenschuh steckenden Füßchen die Blätterhaufen, dass das Laub durcheinanderwirbelte. »Ich spucke darauf, und dann esse ich ihn auf.«
    »Das ist weder appetitlich noch erlaubt, meine liebe kleine Königin«, bedauerte der Kerrigan.
    »Ich erlaube es mir«, fauchte sie ihn an. Dann strich sie zwei feine Strähnen des hellgoldenen Haars, die sich aus den Zöpfen gelöst hatten, aus der Stirn und beruhigte sich von einem Augenblick auf den anderen. Die Bewegung, mit der sie die Haare zurückstrich, erinnerte Benny frappierend an Leslie.
    »Ich wollte dich selbst sehen«, sagte die Kleine und schaute wieder Leslie an, die wie erstarrt auf dem Boden kniete und sich noch nicht wieder gerührt hatte. »Aber nicht, um zu verhandeln. Nicht, um in einen stinkenden Körper aus Schlachtabfällen einzuziehen und mich um eine Frau zu kümmern, die nicht weiß, wer und wo sie ist, nur weil sie zufällig meine blöde Mutter ist. Nicht, um ein paar Jahre im Moor herumzustreunen, bis mein Körper verfällt und ich sterbe. Nein, ganz bestimmt nicht. Aus was haben sie dein Gehirn gemacht, du komisches Ding?« Ihr helles Lachen klang, als riesle Wasser über scharfkantige Steine. »Ich weiß es!«, rief sie. »Aus Kuhdung! Stimmt es, Mister Kerrigan? Aus Kuhdung, oder?«
    »Ihr benehmt Euch beschämend«, bemerkte der Leprechaun tadelnd. »Ganz und gar nicht wie eine Dame.«
    »Nun«, zischte sie, »ich bin aber eine! Ganz im Gegensatz zu diesem … Ding da. Schau mal, Alasdair – weint es?«
    Alasdair beugte sich vor, um nachzuschauen. »Ausnahmsweise nicht«, stellte er fest.
    Benny konnte sich nicht rühren. Jeder Atemzug schmerzte. Ging es Leslie ebenso? Sie tat ihm so leid, so unendlich leid! Er wünschte, er könnte sie in den Arm nehmen und von hier fortbringen, zurück zu Gin. Er wünschte, sie wären nicht hergekommen. Warum sagte sie nichts? Warum bewegte sie sich nicht? Sie sah aus wie eine Statue, auf die Hagel einprasselte, so hart, dass kleine Stücke absplitterten. Ekel. Ekel in seinem ganzen Körper. Warum ließ sie sich das gefallen? Warum von diesen beiden?
    Er schaute Alasdair ins hochmütige Gesicht und sah einen verzogenen, eingebildeten Scheißkerl, der ohne nachzudenken versuchte, so zu sein, wie sein Vater ihn haben wollte – der Vater, der Alasdairs einzige Schwester an einen Haufen Kobolde verschachert

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