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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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gekommen war, und wie er überhaupt den Mut hatte aufbringen können, es zu tun. Er erinnerte sich jedoch stets sehr lebhaft an das, was geschah! Mit heftig klopfendem Herzen und zittrigen Fingern nahm er seine Flöte aus dem alten Futteral, tauschte sie gegen die goldene Flöte aus, und legte seine alte Flöte in die Schatulle, deren Deckel er schloß. Der ganze Vorgang dauerte nur Sekunden. Er schluckte, und der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Was wäre, wenn sie entdeckten, was er getan hatte? Nein, es war Unrecht, er hätte das nicht tun dürfen. Für einen Rückzieher war es jedoch zu spät. Aylana kam zurück.
    Sie sah die verschlossene Schatulle und Sean, der sein Futteral in der Hand hielt. Sein Herz schlug bis zum Hals. Wenn sie nun die Schatulle öffnete, um zu kontrollieren, ob die goldene Flöte darin lag?!
    "Komm, Sean, gehen wir."
    Sie ging voran, und mit heftig klopfendem Herzen und weichen Knien folgte er ihr durch den Gang hinaus ins Freie. Draußen war früher Morgen. Ehe er sich versah, war die Fee verschwunden.
    Als er wieder erwachte, lehnte sein Oberkörper gegen die Mauer der alten Ruine.
    "Mann! Was für ein irrer Traum!" murmelte er verschlafen. Er schüttelte den Kopf.
    "Sowas verrücktes. Mann, ich wollte, ich könnte so spielen. Oder es würde diese Wahnsinnsflöte tatsächlich geben." Er streckte sich.
    "Wieso bin ich eigentlich hier eingeschlafen? Moment mal, ich habe hier gespielt. Und dann? Da war doch was!" dachte er.
    "Na, das läßt sich ja ganz einfach herausfinden." sagte er laut zu sich selbst und griff nach seinem Futteral. Er schlug es auf, und ein eisiger Schauer überlief ihn, als es ihm golden entgegen blitzte.
    Wenige Wochen später saß er im Flugzeug nach New York. Er hatte keine Ruhe mehr gefunden, stets verfolgte ihn die Angst, vor Entdeckung, vor der Rache der Feen, vor der Strafe für seinen schrecklichen Diebstahl. Hier konnte er nicht bleiben, hier würden sie ihn eines Tages finden. Außerdem mochte es jenseits des Atlantiks für einen Musiker mit so überragendem Talent viel mehr Möglichkeiten geben...
    "Meine Damen und Herren, wir werden ihn wenigen Minuten auf dem internationalen Flughafen Bordeaux-Merignac landen. Bitte schnallen sie sich an. Wir hoffen, sie hatten einen angenehmen Flug."
    Die Stimme der Stewardeß brachte Sean abrupt in die Gegenwart zurück.
     
    Der Kellner hatte die Bestellung aufgenommen. Catherine war nervös. Seit gestern, seit Arlette sie für heute zum Essen eingeladen hatte, rätselte sie, was wohl der Grund dafür sein mochte. Sie hatte Arlettes Worten nicht eindeutig entnehmen können, ob es einen privaten oder einen geschäftlicher Anlaß gab. Ganz eindeutig war es keiner jener zwanglosen Abende, zu denen sich die gesamte Redaktion etwa einmal im Monat traf.
    Gab es bei der Zeitung Probleme, von denen sie bislang nichts wußte? Stimmte etwas mit ihrer Arbeit nicht? Würde sie am Ende gar ihren Job verlieren? Andererseits war ein Abendessen wohl kaum der geeignete Rahmen, um eine Kündigung auszusprechen. Wenn Arlette doch nur endlich mit der Sprache rausrücken würde! Bisher hatten sie nur über die nächste Ausgabe gesprochen. Wie das halt so war, wenn man sich unter Kollegen traf. Ein wenig Klatsch und Tratsch aus anderen Abteilungen des Verlages hatte natürlich dazugehört.
    "Catherine, darf ich dich etwas Persönliches fragen?"
    "Klar doch. Was denn?" Catherines Herz begann zu klopfen.
    "Dieser bekannte Musiker, den du interviewt hast, Sean Dennehy. Hast du noch Kontakt zu ihm?"
    "Ja! Sehr regelmäßig sogar."
    "Tatsächlich? Und weiter?"
    Catherine lachte erleichtert.
    "Nichts weiter. Bislang jedenfalls. Aber wer weiß..."
    "Aha! Komm, erzähl's mir. Ich bin schrecklich neugierig. Was tut sich da?"
    Catherine stockte einen Moment lang, ehe sie antworten konnte. Arlettes Frage machte ihr zunächst einmal bewußt, daß ihr das selbst nicht so ganz klar war. Nach dem Abschied an jenem großartigen Tag, den sie mit ihm verbracht hatte, war sie ganz euphorisch nach Hause gegangen. Vor lauter Aufregung hatte sie kaum geschlafen und war am nächsten Morgen sehr früh aufgestanden. Um wirklich ungestört ihren Artikel und das Interview schreiben zu können, hatte sie zu Hause gearbeitet. Die Erinnerung hatte sie dabei immer wieder zu allerlei Träumereien verleitet. Am Ende des Tages war ihr ein einfühlsamer, stellenweise schwärmerischer und ausführlicher Bericht gelungen. Als seien ihre Emotionen beim Schreiben aus ihrem

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