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Die Feinde des Geisterjaegers

Die Feinde des Geisterjaegers

Titel: Die Feinde des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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gerochen.«
    »Nicht, wenn der Teufel in der Nähe ist«, widersprach ich schaudernd. »Auf dem Kahn haben wir beide nichts von Morwena gespürt.«
    Alice nickte und sah mich ängstlich an.
    »Aber wo kann sich die Hexe verstecken?«, fragte ich besorgt.
    »Wahrscheinlich ist sie über den Graben ins Moor geflüchtet«, überlegte Alice. »Der Satan könnte sie getragen haben. Ihn hält Salz nicht auf, oder? Für so alte Tricks ist er viel zu stark.«
    Da sich die Suche als ergebnislos erwies, zogen wir uns in die Küche zurück, wo ich ein Feuer im Herd machte. Angesichts der Bedrohung durch die Dunkelheit aßen wir nicht, aber zumindest war es warm, und wir hielten abwechselnd Wache. Kralle wurde vor die Tür geschickt, um uns zu warnen, falls sich etwas aus dem Moor näherte.
    »Die Leiche lassen wir lieber bis morgen früh liegen«, schlug Arkwright vor.
    »Ja, wenn wir die Möglichkeit dazu haben, begraben wir ihn dann«, stimmte der Spook zu. »Wie viele Deserteure waren es?«
    »Insgesamt fünf«, erwiderte ich.
    »Ich vermute, dass die Hexe bereits frei war, als sie über den Graben in den Garten kamen«, fügte Arkwright hinzu. »Vielleicht sind die anderen geflohen, als sie sie angegriffen und ihr erstes Opfer festgehalten hat.«
    Eine Zeit lang sprach niemand. Alice schien in Gedanken versunken. Ich fühlte mich plötzlich sehr unwohl. Irgendwo da draußen lauerte die Tochter des Teufels. Und jetzt lief noch eine andere Wasserhexe frei herum. Wenn sie mit Hilfe des Teufels über den Graben geflohen war, was sollte dann verhindern, dass das Umgekehrte geschah? Sicher würde es dem Teufel nicht schwerfallen, sie zu uns zu bringen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er selbst uns einen Besuch abstatten konnte.
    Die anderen stellten die Stühle dicht an den Ofen und machten es sich so bequem wie möglich. Ich setzte mich auf den Küchenfußboden und lehnte Kopf und Schultern an die Wand. Es war nicht sehr bequem, doch trotz der ungemütlichen Lage und der Furcht vor einem Angriff glitt ich schließlich in einen leichten, unruhigen Schlaf. Mit einem Ruck erwachte ich, weil mich jemand an der Schulter rüttelte und mir eine Hand fest auf den Mund drückte.
    Ich sah in die Augen des Spooks, der mir eindringlich bedeutete, in die andere Ecke des Raumes zu sehen. Die Kerzen waren heruntergebrannt und es war dunkel in der Küche. Alice und Arkwright waren bereits wach. Sie saßen neben mir und starrten ebenfalls in die Ecke, wo vor unseren Augen etwas Gespenstisches und Merkwürdiges geschah. Eine Form begann Gestalt anzunehmen und wechselte langsam von fahlem Aschgrau zu leuchtendem Silber. Dann wurde sie immer deutlicher – bis ich zweifelsfrei sehen konnte, dass es die Tochter des Teufels war: ihr skeletthaftes, hageres Gesicht, ihre eckige, fleischlose Nase, das linke Lid, das von einem Knochensplitter gehalten wurde, und das rechte, schlangenartige, grausame Auge.
    »Durst!«, kreischte sie und entblößte dabei ihre großen Reißzähne. »Ich dürste nach eurem süßen Blut! Aber ich will euch leben lassen. Ich lasse alle leben, bis auf einen. Gebt mir den Jungen, dann können die anderen gehen.«
    Wir sahen nur ein Bild der Hexe im Raum, nicht sie selbst, denn obwohl sie kaum sieben Schritte entfernt zu stehen schien, rief sie uns wie aus großer Entfernung an, und ich hörte im Hintergrund das Rauschen des Windes.
    »Mein Vater bezahlt euch gut dafür, mir den Gefallen zu tun«, rief sie und ihr Stimme klang wie das Knirschen des Kieses am Strand bei Ebbe. »Gebt mir den Jungen, damit Amelia ihren Frieden findet. Mein Vater bindet ihre Seele und verhindert, dass sie weiterziehen kann. Aber wenn ihr mir den Jungen ausliefert, wird er sie freilassen und sie und Abraham können ins Licht gehen. Gebt mir einfach den Jungen, dann ist es vorbei. Schickt ihn allein in das Moor. Schickt ihn sofort los!«
    »Verschwinde dahin, wo du hergekommen bist, du grässliche Alte!«, schrie der Spook. »Hier bekommst du gar nichts! Nichts außer den Tod. Hast du verstanden? Das ist alles, was dich hier erwartet!«
    Arkwright schwieg, doch Morwenas grausamen Worte mussten wie eine Messerschneide in seinen Eingeweiden bohren. Nichts wollte er mehr, als dass seine Eltern Frieden fanden. Doch egal, wie er mich behandelt hatte, vertraute ich ihm. Ich glaubte fest, dass er dem Licht diente und stark genug war, der Versuchung zu widerstehen, die die Teufelstochter ihm vorhielt.
    Das Bild von Morwena schien zu schimmern und zu

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