Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
den Tarn zusammenzusetzen, und es fällt mir schwer einzugestehen, dass ich am Ende meiner Weisheit bin.« Sie wies auf einen Stuhl »Setzt Euch«, bat sie mich. »Bevor ich noch einen Krampf im Nacken kriege, Ihr seid einfach zu groß.«
Gehorsam setzte ich mich.
Sie schaute auf die Stücke des Tarn herab und schob sie dann zu mir hinüber. »Habt Ihr schon versucht, ihn zusammenzusetzen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nur zu«, forderte sie mich auf. »Versucht Euer Glück.«
Ich musterte die Stücke aus Jade. Es war unschwer zu erkennen, dass sie einen dünnen Reif ergaben. So dünn, dass ich mich fragte, wie es sein konnte, dass er nicht schon längst zerbrochen war. Ich sagte etwas dergleichen, und Elsine zuckte mit den Schultern. »Es wird die Magie in ihnen sein, jemand hat sich mit dem Tarn sehr viel Mühe gegeben, wahrscheinlich zu viel, als dass er Gefahr laufen wollte, dass der Reif leicht bricht.« Sie schob eines der Stücke vor sich hin und her. »Wahrscheinlich könntet Ihr mit einem Hammer auf sie schlagen, ohne dass etwas geschehen würde. Kommt, Ser Roderik, versucht es. Der Tarn wird Euch nicht beißen.«
Es war, wie die alte Enke sagte, die ersten vier Stücke setzten sich fast von alleine zusammen, nur das fünfte Stück wollte nicht halten, es sprang immer wieder aus dem Kreis heraus.
Ich versuchte es zweimal, dann ließ ich es sein. Schließlich wusste ich, warum es so nicht gelingen konnte.
»Die Magie muss noch vorhanden sein«, sagte ich nachdenklich. »Jedes Stück setzt sich an jedes andere an, vielleicht liegt es nicht an Euch oder dem Tarn, und er tut, was er tun soll. Vielleicht sind die Umstände nicht die richtigen. Zokora ist der Meinung, die Stücke ließen sich nur in der Stadt der Seher zusammensetzen.«
Es mochte auch daran liegen, dass Asela zwei der Stücke gegen Fälschungen ausgetauscht hatte, die es ihr erlaubten, auf magischem Wege jeden zu beobachten, der diese Stücke berührte. Das war auch der Grund, weshalb sie im Lager der Legion zurückgeblieben war, von dort aus konnte sie alles besser unter Beobachtung halten, ohne zu befürchten, selbst dabei ertappt zu werden. Ich hätte es Elsine gerne erklärt, doch hier im Lager konnten wir nicht sicher sein, ob wir nicht auf magischem Wege beobachtet oder belauscht wurden. Dass Asela jede Bewegung Arkins oder des Verschlingers beobachten konnte, war ein Vorteil, den ich nicht leichtfertig aufgeben wollte. Bis wir die Elfenstadt fanden, dachte ich, war sicher noch Zeit genug, Elsine die beiden letzten Stücke des Tarn zukommen zu lassen.
Elsine sah auf den Tarn herab und nickte nachdenklich. »Das ergibt Sinn. Es sollte möglich sein, herauszufinden, wo die Ruinen von Tir’na’coer zu finden sind.« Sie sah hoch zu mir. »Ihr habt mir Hoffnung gegeben.« Sie lächelte. »Jetzt geht und sagt Ma’tar und Mahea, die draußen schon ungeduldig auf Euch lauern, dass Delgere und ich zu dem Treffen der Stammesführer kommen werden und das Volk der Kor noch heute geeint sein wird.«
»Hast du sie überzeugen können?«, fragte Serafine, kaum dass ich unser Zelt betrat.
»Es war nicht notwendig«, antwortete ich ihr. »Sie hat es schon selbst eingesehen. Ich habe es schon Ma’tar und Mahea erklärt, Delgere und Elsine werden noch heute vor den Stammesführern sprechen.« Ich sah zur alten Enke hin. »Ihr habt recht behalten, sie hat die ganze Nacht an den Tarn verschwendet.«
»Dann sollten zumindest wir jetzt nicht noch mehr Zeit verschwenden«, meinte Zokora entschlossen. »Wie geht es dem Bein?«
»Als wäre die Wunde schon eine Woche alt. Ich spüre sie noch, aber wenn ich sie nicht zu sehr belaste, kann ich sie ignorieren. Nur meine Hand …«
»Ragnar hat dir deine Finger nicht einfach nur gebrochen, sondern geradezu zertrümmert«, meinte sie ungerührt. »Es braucht dich nicht zu wundern, wenn es länger dauert, bis diese Verletzung heilt. Das Wichtigste ist, dass du imstande bist, zu reiten.«
»Das konnte ich schon gestern«, teilte ich ihr erhaben mit.
»Ja«, nickte sie. »Nur hast du Ragnars Axt nicht mehr. Sorge du nur dafür, dass du nicht aus dem Sattel fällst, und überlasse das Kämpfen mir, dann kommen wir alle bestens zurecht.«
Ich überlegte mir kurz, ob ich mich durch ihre knappen Worte in der Ehre gekränkt fühlen sollte, und entschied, es nicht zu sein. Ohne Seelenreißer war Zokora unter uns der beste Kämpfer, und ich hatte im Moment ohnedies genug von Blut und Tod.
Vorstoß in die
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