Die Festung der Titanen
…« Er sah müde zu mir hoch. »Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr da fordert.«
Ich nickte. »Findet eine Möglichkeit, sie dazu zu bewegen, abzuschwören.«
»Sie werden eher sterben. Das ist ja das Problem.«
»Eures. Nicht das meine«, sagte ich kalt.
»Ja«, sagte er und atmete tief durch. »Was soll ich tun? Habt Ihr ein Buch der Götter dabei, auf dem ich abschwören kann?«
»Das wird nicht nötig sein«, meinte ich. »Lasst mich Euch zeigen, was Euch widerfahren wird, versucht Ihr erneut, uns zu hintergehen.« Ich beugte mich vor, um ihn leicht mit der Hand zu berühren. Es reichte, um Zugang zu ihm zu gelangen, seine Seele zu ergreifen und für einen langen Moment in meinen Händen zu halten, dann stopfte ich sie wieder in ihn hinein, stand auf und hielt ihm den Mund zu, während er zuckte und schrie.
Und grübelte darüber, was ich empfand. Ich konnte nur wenig Mitleid in mir finden, vielleicht hatte er die Wahrheit erzählt, als er davon gesprochen hatte, dass er in dieses Leben hineingezwungen war, doch er war der Feind, und ließ ich ihm nur den kleinsten Ausweg, befürchtete ich, dass er sich uns erneut entgegenstellen würde. Was ich hier tat, mochte Tausenden das Leben retten, auf sein Wort alleine konnte und wollte ich mich nicht mehr verlassen. Sein Zucken ließ nach, Zeit für den nächsten Schritt, für die Leine. Ich zog meinen Dolch und schnitt ihm in die Hand, mehr als einen Tropfen brauchte ich nicht, er sah mit weiten Augen zu, wie ich diesen Tropfen spann, einen Faden daraus webte.
»Das«, erklärte ich ihm, »ist ein Schicksalsband. Es verbindet Euch mit einem anderen, solange er lebt, lebt Ihr, stirbt er, ist es Euer Ende. Wird er verletzt, teilt Ihr sein Leid. Doch es geht nur in diese eine Richtung, sterbt Ihr, wird er es nicht einmal bemerken.«
»Götter!«, keuchte er, als ich die Hand von seinem Mund nahm. »Ihr seid schlimmer noch als Kolaron.«
»Wisst Ihr«, sagte ich, als ich den Beutel mit dem kristallenen Schädel nahm und mich zum Gehen wandte, »damit habt Ihr wahrscheinlich recht.«
Hatte ich es richtig getan, die Illusion, die Enke mich lehrte, richtig gewoben, so hatte Kolaron von alledem nur das sehen können, was er hatte sehen sollen, mich, unterwürfig, wie ich meine Befehle von Arkin entgegennahm. Wenn er denn zugesehen hatte. Solange der Nekromantenkaiser Arkin nicht selbst oder in einer seiner Puppen aufsuchte, würde die Täuschung halten. Wenn nicht, sagte ich mir, als ich von Schwertmajor Usmar die Zügel entgegennahm und mich auf Zeus’ breiten Rücken schwang, um zu unserem Lager zurückzureiten, war das dann Arkins Problem und nicht das meine.
27
Nar’asti’Sear
»Hast du erreicht, was du wolltest?«, fragte Varosch, als er Zeus’ Zügel nahm und mein treues Ross mit einem Winterapfel belohnte.
»Arkin wird uns nicht mehr betrügen«, sagte ich kurz. Noch stand das Zelt, doch Mahea und einige von Ma’tars Stammesbrüder waren bereits dabei, es auszuräumen. Ich fand Serafine am großen Tisch, wo sie gerade mit ihrem magischen Stift eine Nachricht schrieb.
»An Stofisk?«, fragte ich sie neugierig, als ich mich über sie beugte und ihr einen federleichten Kuss gab.
»Ja«, sagte sie und seufzte, als ich begann, ihr den Nacken zu massieren. »Er soll alles für unsere Ankunft in Askir vorbereiten. Er wird es sowieso tun, aber … autsch!«, beschwerte sie sich. »Was war das?«
»Tut mir leid«, gab ich rasch zurück. »Ein Fingernagel … ich muss ihn mir eingerissen haben.« Ein kleiner Kratzer nur, nicht mehr als ein winziger Tropfen, doch genug, um einen Faden daran zu spinnen. Es gab nicht einen Priester eines unserer Götter, der die Blutmagie nicht unter Interdikt stellte. Was ich soeben tat, hatte mir einen Platz auf einem Scheiterhaufen verdient. Doch solange Arkin lebte, würde
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