Die Festung der Titanen
alles, was Serafine schadete, seine Wirkung bei ihm entfalten.
»Hier …« Ich stellte den Beutel auf den Tisch, um den kristallenen Schädel herauszuholen und ihr zu zeigen.
Sie musterte ihn voller Abscheu. »Warum hast du ihn noch nicht zerschlagen?«
»Das werde ich jetzt tun«, sagte ich. »Aber nicht hier, es gibt einen geeigneteren Ort dafür. Dieser Fluch wurde von Göttern ausgesprochen, und wer weiß schon, was geschehen wird. Ich bin nur hergekommen, um den Stab zu holen.« Ich lächelte schwach. »Er hat sich als überraschend nützlich erwiesen.«
»Ich mag ihn nicht.«
»Warum?«, fragte ich sie überrascht. »Es liegt keine dunkle Magie auf ihm.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Wenn ich ihn in deiner Hand sehe, erinnert er mich daran, dass du dich verändert hast.«
»Wir alle ändern uns«, sagte ich und nahm den Stab, der auf meinem Feldbett lag. »Es ist der Sinn des Lebens, nur in der Veränderung finden sich neue Möglichkeiten.«
Auch wenn Arkin ähnlich dachte, hatten wir nicht das Geringste miteinander gemein.
»Wie lange wird es brauchen?«, fragte sie. »Ich hoffe, es wird Zeus nicht zu sehr ermüden, wir haben noch einen langen Ritt vor uns.«
»Zeus kann seinen Hafer genießen«, teilte ich ihr mit und hob den Stab bedeutsam an. »Die Maestra, der dieser Stab gehörte, hat gute Arbeit geleistet, sie und die, die ihn vor ihr trugen. Sie haben ihn so vorbereitet, dass er einige Zauber erleichtert, darunter einen, der das Reisen leichter macht.«
»Du kannst ein Tor damit öffnen?«, fragte sie überrascht.
»Nein, das nicht«, lächelte ich. »Jetzt, da ich mehr davon verstehe, wächst mein Respekt vor Asela nur noch mehr. Der Torzauber selbst ist einfach genug, doch die Durchführung, das Wissen, die Berechnungen, die man durchführen muss … so weit bin ich noch nicht. Der Zauber, den die Maestra in ihrem Stab verwob, erlaubt einem, einen weiten Schritt zu machen. So man weiß, wohin man will.« Ich küsste sie leicht auf die Stelle, an der ich sie gekratzt hatte, und sah zu, wie der Kratzer verschwand. »Ich bin gleich zurück.«
Aleyte kannte den Ort, den ich suchte, ich holte mir das Bild von ihm, lächelte Serafine zu und tat einen weiten Schritt.
Und erlebte, wie die Erde mich mit der Wucht eines Hammerschlags traf. So viele Knochen, wie es mir in diesem Lidschlag brach, konnte selbst ich nicht so schnell heilen, ich lag da, das Gesicht halb im Staub, in dürrem Steppengras und Dreck vergraben, blutete in den Dreck hinein und fragte mich, was, bei allen Höllen des Namenlosen, da eben gerade geschehen war.
Es dauerte eine Weile, bis ich wieder etwas sah, noch länger, bis ich mich stöhnend auf den Rücken drehen konnte und in den blauen Himmel schaute. Wo schon ein Vogel kreiste, einer dieser Steppengeier, kein Rabe, wie ich zuerst dachte. Jemand stöhnte. Da sonst niemand hier lag und blutete, musste ich es sein, also hörte ich damit auf.
Götter, ich hatte diesen Ort genau vor mir gesehen, Aleyte hatte ihn nie vergessen, ich wusste, wo er war … und der weite Schritt hatte mich dort auch hingeführt. Kein Zweifel daran, doch es gab keinen Garten hier, keine Kirschbäume, keine niedrigen, reich verzierten Mauern und auch keinen kleinen See, an dem ein Elf einer jungen Frau aus einem Dienervolk seine Liebe eingestanden hatte.
Mühsam richtete ich mich auf und stierte benommen und ungläubig auf den Stab, der bis zu seiner schwarzen Kugel in der Erde steckte.
Götter, dachte ich seufzend. Ich mochte nun über die Fähigkeiten eines Maestros verfügen, aber das schützte ganz offensichtlich nicht vor Dummheit. Wie lange war es her? Unzählige Jahrtausende? Wenn es diese Gartenmauer noch gab, auf der die beiden gesessen hatten, dann war sie unter Mannslängen von Erde begraben, die beständig
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