Die Festung der Titanen
Gesicht erkennen könnt.«
Sie wartete und fluchte dann.
»Es ist ein Dunkelelf!« Sie setzte das Glas ab. »Einer der Priester des toten Gottes?«
»Wenn Arkin in einem die Wahrheit sprach«, teilte ich ihr mit, »dann in seinem Hass auf diese Priester. Und doch haben wir eben einen von ihnen gefunden, der bei den Soldaten mitmarschiert und sich unter ihnen versteckt. Ich glaube, wir wissen, wer dort vorne an der Spitze der Kolonne reitet.«
»Ja«, nickte sie grimmig. »Es muss der Nekromantenkaiser sein. In einer seiner verfluchten Puppen.«
»Genau das denke ich auch. Er muss zurückgekommen sein. Mit neuen Priestern.«
»Tote zu beherrschen …« Sie schüttelte den Kopf. »Es muss eines der dunkelsten Rituale sein, die es gibt.«
»Ja«, sagte ich grimmig. »Ihr wollt nicht wissen, was dazu nötig ist.«
Sie warf mir einen schnellen Blick zu. »Ihr wisst es?«
Ich nickte. »Ja. Jetzt. Doch vorher wusste ich nicht, dass es so etwas überhaupt gibt.« Ich fing Aselas Blick ein. »Erklärt Ihr mir jetzt, wie Miran meine Legion siegreich gegen einen Feind führen will, der sich weigern wird zu sterben?«
Sie schüttelte langsam den Kopf.
»Ihr konntet das nicht vorher wissen, Lanzengeneral.«
»Ihr habt recht«, gestand ich ihr. »Ich konnte nicht wissen, dass in dieser Legion sogar die Toten noch marschieren. Doch ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Arkin hätte sich niemals in sein Schwert gestürzt. Nicht ohne Zwang. Wenn er es denn tat. Ich weiß jetzt auch, was Mirans Fehler ist«, fuhr ich grimmig fort. »Sie bereitet sich auf alles vor, das sie bereits kennt.«
»Was soll da der Fehler sein?«, fragte Asela, während sie das Sehrohr wieder ansetzte, als wir in der Ferne eine andere schwarze Figur straucheln sahen.
»Sie bedenkt nicht, was sie nicht kennt.«
»Ihr denkt, Ihr besitzt dazu die Gabe?«
Ich sah sie verwundert an. »Ihr müsst doch wissen, was ich meine. Ihr besitzt diese Gabe auch. Die meisten von uns besitzen sie. Miran nicht. Deswegen ist sie so sorgfältig in allem.«
Asela drehte das Sehrohr in ihren Händen und nickte dann nachdenklich. »Mag sein, dass Ihr recht habt. Was jetzt?«
Ich stellte fest, dass ich meine Hände wieder bewegen konnte, und tippte gegen das Band an meinem Hals. »Wie wäre es damit?«
35
Die Macht der Schatten
Es war eine Erleichterung, die Welt um mich herum wieder fühlen zu können, solange ich dieses Band aus Gold und Obsidian hatte tragen müssen, war sie farblos, dumpf und leer für mich gewesen. Ich wog das Halsband in meiner Hand, lange genug, um zu erfahren, dass es nicht gänzlich unmöglich war, sich dagegen zu wehren, und gab es ihr zurück.
»Der Weltenstrom ist fern von hier«, sagte ich und musterte Asela grübelnd. »Wie ist es um Eure Magie bestellt?«
»Es gibt genug für mich«, meinte sie. »Das ist der Vorteil einer Ausbildung, wie ich sie erhalten habe, ich weiß, wie ich mit wenig viel erreichen kann. Was habt Ihr vor?«
»Der Nekromantenkaiser hat Angst vor mir«, teilte ich ihr mit. »Es grenzt fast schon an Aberglauben.«
Sie lachte bissig. »Als ob ich das nicht wüsste. Doch Ihr teilt Euch diese Ehre mit Askannon und der Tochter des Drachen, wer auch immer sie ist.«
Ich sah scharf zu ihr herüber. »Ihr wisst es nicht?«
»Sagen wir, ich habe meine Vermutungen«, lächelte sie.
»Belassen wir es dabei«, schlug ich vor, und sie nickte.
»Also, Ihr wollt auf seinem Aberglauben spielen?«
»Genau das. Wie ich eben feststellen durfte, seid Ihr mir in der Magie überlegen, Ihr beherrscht sie wahrhaftig meisterlich. Ihr habt recht, es ist eine Frage des Wissens und nicht der Macht. Ihr besitzt beides.«
»Ihr doch jetzt auch?«, meinte sie erstaunt.
»Ich verfüge über das Wissen und die Erfahrung und die Talente anderer«, erklärte ich ihr. »Es macht es mir leicht, es für mich zu erlernen, aber noch
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