Die Festung der Titanen
Soldaten, die dort in Reih und Glied marschierten … diese Risse sogen alles aus der Welt heraus, doch bevor es dazu kam, dass sie das Unfüllbare füllten, zog der Nekromantenkaiser es zu sich heran, fraß sich voll von dem, was bereits die ersten Reihen seiner Soldaten straucheln ließ, um es dann uns voller Hass entgegenzuwerfen.
Ich fühlte auch ihn, den Nekromantenkaiser, und fühlte die Leere in ihm, den Hunger, die Gier, den Hass, mit dem er nach uns griff, nur war er noch schlimmer als die Dunkelheit, die durch diese Fäden nach unserer Welt griff. Sie tat es, weil es in ihrer Natur lag, sich an dem zu füllen, was war. Er tat es, weil er sich daran ergötzte.
Schon fiel der erste seiner Soldaten, brach ein Pferd schreiend zusammen, gerieten die Reihen der Legionen ins Stocken, als einer nach dem anderen zusammenbrach … um sogleich wieder mit hölzernen Bewegungen aufzustehen. Sehen konnte ich es nicht, der Schatten der Dunkelheit, den Kolaron nun um uns wob, war zu dicht, doch ich fühlte, wie Arkin schrie, als er verstand, dass dies das Ende war, wie Usmar, treu bis zuletzt, ihn stützen wollte, als erst sein Pferd und schließlich auch Usmar zusammenbrach.
In der Dauer eines Lidschlags hatte sich die Anzahl dieser schwarzen Fäden bereits verdoppelt, im nächsten Lidschlag wieder, dann erneut, während sich Kälte und Dunkelheit von Kolaron aus über die Steppe ausbreitete, um wie eine Woge über uns und die marschierenden Legionen hereinzubrechen.
Ich sah, fühlte und nahm wahr, wie das Gras um uns verdorrte, wie die Vögel vom Himmel fielen, wie Steppenhasen, von Angst und Panik getrieben, im Sprung noch starben, um tot und ausgetrocknet weiterzutaumeln, bevor sie zusammenbrachen.
Der Mahlstrom, der um Asela und mich tobte, wuchs in Dunkelheit und Schwärze, dort, wo die Fäden Aselas Kugel streiften, fing sie an zu rauchen, Rauch, der mit kalten Fingern nach uns griff.
Asela schrie, vielleicht aber war es auch meine Stimme oder die der Welt, als die Erde zu unseren Füßen aufglühte, und selbst diese lodernde Glut in einem Feuerwerk aus Licht und Dunkelheit verschwand, bis jenseits von Aselas Kugel nur die Dunkelheit noch stand.
Keiner von uns vermochte noch zu denken, auch Asela tat nichts anderes, als sich an mich zu klammern, ihr ganzes Sein darauf gerichtet, diese Kugel aufrechtzuerhalten, das abzuwehren, was nicht abzuwehren war.
Ich wusste, was ich tun musste, ich musste dieses schwarze Geflecht an mich reißen, den Nekromantenkaiser davon trennen, musste, wenn ich beherzter danach griff, diese Dunkelheit in mich lassen, wo sie alles, was ich war und sein konnte, berühren und verderben würde. Lieber tausend Mal einen schrecklichen Tod erleben, als auch nur einen dieser Fäden zu berühren, ich konnte es nicht, wollte es nicht, hätte es nicht gekonnt, wäre nicht Asela gewesen, deren Seele in diesem letzten Moment so offen und schutzlos vor mir lag.
Ich wusste, wie sehr Balthasar bereute, zu was der Nekromantenkaiser ihn gezwungen hatte, spürte die tiefe Trauer über das, was er Asela hatte antun müssen, spürte, fühlte und verstand die Entschlossenheit in ihr, Desina vor diesem Ungeheuer zu beschützen, das jetzt gerade lächelnd seine eigene Legion fraß. Sie wankte nicht, grimmig hielt sie dagegen an, hielt mit purem Willen und Entschlossenheit diese Kugel aufrecht, die uns am Leben hielt. Was sie trieb, war die Liebe zu Desina. Einmal bereits hatte Balthasar sie aufgeben müssen, einmal, aber niemals wieder.
Mehr als ein Lidschlag war nicht vergangen, seitdem ich nach diesen schwarzen Fäden gegriffen hatte, um dann doch zurückzuschrecken, aber so groß auch Aselas Kräfte waren, gegen die Dunkelheit, in dieser, ihrer reinsten und
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