Die Festung der Titanen
überhören, vor allem, da sie sich bald wiederholte. Für einen Moment wünschte ich mir fast, man müsse diesen Ort nicht verlassen. Vielleicht hatte die alte Enke recht, und ein Fluch lastete auf dem Gebiet um die Festung der Titanen herum, nur war hier davon nichts zu bemerken.
Serafine hatte es sich neben mir im weichen Gras bequem gemacht und sah nachdenklich zu den magischen Lichtern hoch.
»Schau«, sagte sie leise. »Es gab einst mehr von diesen Lichtern, doch hier und da sind schon einige ausgegangen … irgendwann wird das letzte dieser magischen Lichter verlöschen, und dann ist dieser Ort vergangen.« Sie drehte sich zu mir um. »Kannst du dir vorstellen, wie lange sie schon brennen?«, flüsterte sie. »Dieser Garten muss ganze Zeitalter überdauert haben!«
Etwas surrte brummend an uns vorbei, und wir sahen staunend zu, wie eine Biene, groß wie ein Vogel, sich auf eine dieser Blumen setzte.
»Das«, meinte Varosch mit Inbrunst, »muss ein Bienenstock sein, den ich nicht stören will!«
»Ja«, sagte Serafine andächtig. »Dieser Ort ist magisch, mir kommt es vor, als ob ich hier mit jedem Atemzug neue Kraft gewinnen würde, es ist fast so, als ob dieser Garten einen glücklich machen wollte! Die Luft schmeckt anders, süßer, frischer, Götter, ich wünschte mir, man könne sie in Flaschen abfüllen.«
»Du hast recht, es ist die Luft«, nickte Zokora. »Sie enthält mehr von dem, was wir zum Atmen brauchen. So viel, dass dir schwindlig werden wird, atmest du zu schnell. Selbst ein Feuer brennt hier heißer.«
»Schade, dass wir nicht länger verweilen können«, stellte Varosch fest, doch es klang mehr wie eine Frage.
»Die dunklen Elfen wissen von diesem Ort«, sagte Serafine. »Was ist mit den Priestern?«
Zokora schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich kennen sie ihn nicht, sie müssen einen anderen Weg an die Oberfläche gefunden haben, ich konnte hier keine Spuren von ihnen entdecken.«
»Ich kann mir vorstellen, dass diese Pflanzen auch schnell wachsen«, meinte ich. »Vielleicht haben sie die Spuren …«
»Nein, Havald«, entgegnete sie. »Dazu sind es zu viele.«
Ich sah sie überrascht an. »Kriegsfürst Arkin sprach von Kortanus und sieben weiteren Priestern?«
Zokora nickte. »Die der Nekromantenkaiser seinen Legionen zusätzlich mitgegeben hätte. Tatsächlich sind es knapp zwei Dutzend. Und … Havald?«
Ich sah sie an.
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Du glaubst doch nicht wahrhaftig, dass die Priester selbst Hacke und Schaufel in die Hand nehmen? Sie haben Sklaven mitgebracht und dazu noch Soldaten, die diese bewachen.«
»Zokora«, sagte die alte Enke langsam. »Wie viele sind es?«
»Zusammen? Mehrere Hundert«, gab Zokora ungerührt zurück, während sie aus ihrer Satteltasche einen in Blätter eingewickelten dürren Steppenhasen zog und ihn hochhielt. »Mahea hat uns diesen Hasen mitgegeben«, teilte sie uns dann mit. »Wer will sich um das Feuer kümmern?«
»Das mache ich«, meldete ich mich und sah mich um, dort hinten stand ein Busch, dessen Äste besser brennen würden als das Gras. »Warum hast du uns nicht gesagt, wie viele es sind?«
»Weil es keinen Unterschied für uns macht.« Sie reichte mir den Hasen und kramte weiter in ihren Satteltaschen. »Ob es nun zehn, hundert oder tausend sind, die uns im Weg stehen, es muss verhindert werden, dass das Grab geöffnet wird. Mehr Gegner bedeutet nur, dass wir uns geschickter anstellen müssen. Hier!«, sie hielt triumphierend einen Beutel hoch. »Kafje!«
»Gut«, nickte die Hexe. »Ich kümmere mich um das heiße Wasser.«
»Irgendwie«, beschwerte ich mich, »hatte ich den Eindruck, dass wir nicht viel mehr tun müssen, als ein paar Priester zu erschlagen und mein Schwert zu finden, bevor wir diesen unsäglichen Ort wieder
Weitere Kostenlose Bücher