Die Festung der Titanen
Pferdes in die Hand, bevor sie wie ein Schatten die Rampe hinaufeilte, im nächsten Moment schon war sie nicht mehr zu sehen.
Sie wartete oben auf uns und schüttelte den Kopf. »Es ist alles ruhig«, sagte sie, während ihre Augen wachsam die Umgebung absuchten. »Im Moment zumindest droht uns keine Gefahr.«
Das vielleicht nicht, doch diese letzte Strecke war vielleicht die anstrengendste. Die Treppe hatte uns in eine niedrige Halle geführt, die zum größten Teil eingestürzt war, von den sechs Gängen, die von hier abgingen, war nur einer noch zu passieren, auch hier war es eine weite Treppe, die einst überdacht auf einen großen Platz geführt hatte, nur versperrten uns die Trümmer dieser Überdachung zum größten Teil den Weg. Es war schwierig und zeitraubend, die Pferde dort hindurchzuführen, sie dazu zu bringen, diese riesigen Stufen eine nach der anderen zu nehmen. Die letzten Schritte waren nur deshalb einfacher, weil über die Zeit Erde, Sand und Dreck den Weg in den Aufgang gefunden hatten und er mit zähen Büschen zugewachsen war, die zwar lange scharfe Dornen besaßen, uns aber auch Halt boten.
Als wir schließlich an die Oberfläche kamen, verschlug mir der Anblick den Atem.
Es war nun bereits Nachmittag, vielleicht hatten wir doch zu lange in diesem magischen Garten gelagert, und die Sonne stand schon tiefer und warf lange scharfe Schatten. Der Aufgang hatte einst zu einem Platz geführt, der nun unter dem Staub der Jahrtausende begraben war. Er war gewiss zweihundert Schritt im Durchmesser. Die Ruinen der Gebäude reihten sich um ihn, jedes einzelne von ihnen von einem Trümmerfeld umgeben, und zwischen ihnen gingen breite Straßen ab, einst musste es ein majestätischer Anblick gewesen sein, jetzt allerdings war der Platz von Pflanzen überwuchert, die ich nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte, von denen zudem viel zu viele Dornen trugen.
Doch es waren die Ruinen selbst, die mir den Atem verschlugen. Es war deutlich zu erkennen, dass die meisten schon vor langer Zeit eingestürzt waren, und dennoch ragten sie wie skelettierte Finger so hoch in den Himmel, dass man meinen könnte, sie würden nach den Wolken greifen. Die meisten Fensterhöhlen waren leer, nur hier und da hielt sich noch stumpfes Glas, doch bei der größten dieser Ruinen zählte ich dreißig Reihen dieser Fenster, und eine Ecke des Gebäudes, kaum mehr als geborstener Stein und verbogenes Metall, ragte dennoch weitere vierzig Stockwerke in die Höhe, bis sie sich zur Seite bog wie Schilf im Wind, um sich an eine andere Ruine anzulehnen.
Ein anderes Gebäude, nicht ganz so hoch, war auf einer Seite zu Glas geschmolzen, und was von diesem schwarzen Glas gehalten wurde, stand noch, krumm und schief. Der Rest des Gebäudes war schon vor so langer Zeit eingestürzt, dass die Erde dort einen Hügel bildete, aus dem dieser glasige Rest wie ein mahnender Finger in den Himmel ragte.
»Jedes Zeitalter findet ein Ende«, flüsterte Serafine ergriffen, während sie ihr Pferd beruhigte, dem die neue Umgebung noch weniger gefiel als die Tunnel zuvor. »Aber Götter, was haben sie erreicht, bevor ihre Zeit gekommen ist! Selbst der Kaiser hätte niemals so kühn träumen können, ich verstehe nicht, wie sie so hoch haben bauen können.«
»Vielleicht gaben sie dem Stein mit Stahl den Halt«, vermutete Varosch und wies auf eine andere Ruine. »Schau, dort ist die Wand noch nicht so lange abgefallen, man kann den Stahl erkennen, obwohl er fast schon weggerostet ist.«
»Ich stelle mir die Frage, woher sie den Stahl haben«, grübelte Serafine. »Wir haben Mühe, genügend Eisen für unsere Legionen zu finden, und alleine das, was hier noch liegt und nicht verrostet ist, würde für hundert Legionen
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