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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Pfer­des in die Hand, be­vor sie wie ein Schat­ten die Ram­pe hin­auf­eil­te, im nächs­ten Mo­ment schon war sie nicht mehr zu se­hen.
    Sie war­te­te oben auf uns und schüt­tel­te den Kopf. »Es ist al­les ru­hig«, sag­te sie, wäh­rend ih­re Au­gen wach­sam die Um­ge­bung ab­such­ten. »Im Mo­ment zu­min­dest droht uns kei­ne Ge­fahr.«
    Das viel­leicht nicht, doch die­se letz­te Stre­cke war viel­leicht die an­stren­gends­te. Die Trep­pe hat­te uns in ei­ne nied­ri­ge Hal­le ge­führt, die zum größ­ten Teil ein­ge­stürzt war, von den sechs Gän­gen, die von hier ab­gin­gen, war nur ei­ner noch zu pas­sie­ren, auch hier war es ei­ne wei­te Trep­pe, die einst über­dacht auf einen großen Platz ge­führt hat­te, nur ver­sperr­ten uns die Trüm­mer die­ser Über­da­chung zum größ­ten Teil den Weg. Es war schwie­rig und zeit­rau­bend, die Pfer­de dort hin­durch­zu­füh­ren, sie da­zu zu brin­gen, die­se rie­si­gen Stu­fen ei­ne nach der an­de­ren zu neh­men. Die letz­ten Schrit­te wa­ren nur des­halb ein­fa­cher, weil über die Zeit Er­de, Sand und Dreck den Weg in den Auf­gang ge­fun­den hat­ten und er mit zä­hen Bü­schen zu­ge­wach­sen war, die zwar lan­ge schar­fe Dor­nen be­sa­ßen, uns aber auch Halt bo­ten.
    Als wir schließ­lich an die Ober­flä­che ka­men, ver­schlug mir der An­blick den Atem.
    Es war nun be­reits Nach­mit­tag, viel­leicht hat­ten wir doch zu lan­ge in die­sem ma­gi­schen Gar­ten ge­la­gert, und die Son­ne stand schon tiefer und warf lan­ge schar­fe Schat­ten. Der Auf­gang hat­te einst zu ei­nem Platz ge­führt, der nun un­ter dem Staub der Jahr­tau­sen­de be­gra­ben war. Er war ge­wiss zwei­hun­dert Schritt im Durch­mes­ser. Die Rui­nen der Ge­bäu­de reih­ten sich um ihn, je­des ein­zel­ne von ih­nen von ei­nem Trüm­mer­feld um­ge­ben, und zwi­schen ih­nen gin­gen brei­te Stra­ßen ab, einst muss­te es ein ma­je­stä­ti­scher An­blick ge­we­sen sein, jetzt al­ler­dings war der Platz von Pflan­zen über­wu­chert, die ich nie zu­vor in mei­nem Le­ben ge­se­hen hat­te, von de­nen zu­dem viel zu vie­le Dor­nen tru­gen.
    Doch es wa­ren die Rui­nen selbst, die mir den Atem ver­schlu­gen. Es war deut­lich zu er­ken­nen, dass die meis­ten schon vor lan­ger Zeit ein­ge­stürzt wa­ren, und den­noch rag­ten sie wie ske­let­tier­te Fin­ger so hoch in den Him­mel, dass man mei­nen könn­te, sie wür­den nach den Wol­ken grei­fen. Die meis­ten Fenster­höh­len wa­ren leer, nur hier und da hielt sich noch stump­fes Glas, doch bei der größ­ten die­ser Rui­nen zähl­te ich drei­ßig Rei­hen die­ser Fens­ter, und ei­ne Ecke des Ge­bäu­des, kaum mehr als ge­bors­te­ner Stein und ver­bo­ge­nes Me­tall, rag­te den­noch wei­te­re vier­zig Stock­wer­ke in die Hö­he, bis sie sich zur Sei­te bog wie Schilf im Wind, um sich an ei­ne an­de­re Rui­ne an­zu­leh­nen.
    Ein an­de­res Ge­bäu­de, nicht ganz so hoch, war auf ei­ner Sei­te zu Glas ge­schmol­zen, und was von die­sem schwar­zen Glas ge­hal­ten wur­de, stand noch, krumm und schief. Der Rest des Ge­bäu­des war schon vor so lan­ger Zeit ein­ge­stürzt, dass die Er­de dort einen Hü­gel bil­de­te, aus dem die­ser gla­si­ge Rest wie ein mah­nen­der Fin­ger in den Him­mel rag­te.
    »Je­des Zeit­al­ter fin­det ein En­de«, flüs­ter­te Se­ra­fi­ne er­grif­fen, wäh­rend sie ihr Pferd be­ru­hig­te, dem die neue Um­ge­bung noch we­ni­ger ge­fiel als die Tun­nel zu­vor. »Aber Göt­ter, was ha­ben sie er­reicht, be­vor ih­re Zeit ge­kom­men ist! Selbst der Kai­ser hät­te nie­mals so kühn träu­men kön­nen, ich ver­ste­he nicht, wie sie so hoch ha­ben bau­en kön­nen.«
    »Viel­leicht ga­ben sie dem Stein mit Stahl den Halt«, ver­mu­te­te Va­rosch und wies auf ei­ne an­de­re Rui­ne. »Schau, dort ist die Wand noch nicht so lan­ge ab­ge­fal­len, man kann den Stahl er­ken­nen, ob­wohl er fast schon weg­ge­ros­tet ist.«
    »Ich stel­le mir die Fra­ge, wo­her sie den Stahl ha­ben«, grü­bel­te Se­ra­fi­ne. »Wir ha­ben Mü­he, ge­nü­gend Ei­sen für un­se­re Le­gio­nen zu fin­den, und al­lei­ne das, was hier noch liegt und nicht ver­ros­tet ist, wür­de für hun­dert Le­gio­nen

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