Die Festung der Titanen
letzten Moment zur Seite abzuwenden … genau in die Flugbahn des schweren Panzerhandschuhs hinein, den ich gleich darauf geworfen hatte. Es gab ein zufriedenstellendes Geräusch, als seine Nase brach und er mit einem überraschten Gesichtsausdruck nach hinten fiel.
Ich tat drei lange Schritte, griff ihn bei seinen langen Haaren, zog ihn herauf zu mir, um ihm dann, als er anfing, sich wieder zu bewegen und Blut spuckend etwas sagen wollte, den dürren Hals umzudrehen.
So weit, so gut, dachte ich und ließ den Leichnam fallen, um vorsichtig durch die Ritzen der Tür zu spähen. Außer den Sklaven war niemand zu sehen.
»Das war ein Fehler«, röchelte eine Stimme hinter mir, wo der tote Priester soeben vom Boden aufstand und sich mit beiden Händen und einem deutlichen Knacken den Kopf wieder an die rechte Stelle rückte.
Wenn er still geblieben wäre, hätte er mich vielleicht überraschen können, ich hatte in der Tat für den Moment vergessen, dass die Diener des toten Gottes nicht so leicht zu töten waren.
Oder ich hatte ihn unterschätzt, da er so viel schwätzte. Was er ja schon wieder tat, sodass er mir die Zeit gab, die ich brauchte, um mich zur Seite zu werfen, als ein Strahl aus schwarzem Rauch auf mich zuschoss. Der Strahl verfehlte mich, dafür war nun auch ich, wie zuvor er, in die falsche Richtung ausgewichen, hinein in ein goldenes Netz, das sich so fest um mich wickelte, dass es mir vorkam, als wolle es mir jeden Knochen einzeln brechen.
»Das war einfach«, stellte er zufrieden fest, während er sich mit zwei Fingern seine gebrochene Nase zurechtrückte. Mit einer Geste zog er das Netz und mich an sich. »Genug der Spielchen«, meinte er grimmig, öffnete seinen Mund, und ein Strahl von Dunkelheit und Schwärze, gepaart mit einem violetten Unterton, schoss mir entgegen und zerrte an etwas tief in mir.
Nur dass es sich nicht so leicht zerren ließ.
»Was …«, begann er, doch jetzt hatte ich mich von meiner Überraschung und dem Schrecken erholt und hielt das fester, was wohl meine Seele war, um mir zudem vorzustellen, dass meine Hand in diesen violetten Schimmer griff, ihn fest packte und langsam in meiner Hand zerdrückte. Und dann kräftig daran zog.
Seine Augen weiteten sich, er schrie vor Angst und Schrecken auf, schließlich wurde sein Blick leer, als das, was ich in meiner vorgestellten Hand zerrieb, zerfaserte und wie Rauch verschwand, genau wie auch das goldene Netz, sodass ich mit ihm zusammen auf den Boden stürzte.
Nun, dachte ich, als ich aufstand und mir den Staub von meiner Rüstung klopfte, dies war ein neuer Trick, Ordun wäre stolz auf mich gewesen. Die Erfahrung mit der Dämonin in der Kanalisation von Illian hatte mir deutlich gezeigt, dass ich meine Seele nicht mit Nekromantie beflecken wollte. So ging es also auch. Ich sah hinab auf den hohen Priester des toten Gottes, der nun sinnlos stammelnd vor mir auf dem Boden lag.
»Ihr habt recht«, teilte ich ihm mit. »Das war einfach.«
Und vielleicht auch schlimmer, denn wenn ich mich nicht sehr täuschte, hatte ich eben die Blasphemie begangen, eine Seele zu zerstören.
Da sie für Omagor bestimmt gewesen war, mochten unsere Götter es mir vielleicht verzeihen, doch alleine bei dem Gedanken lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Einfach mochte es gewesen sein, aber es war mit Sicherheit nicht etwas, das ich wiederholen wollte.
Immer wieder hörte man davon, dass die Verlockung der dunklen Gabe zu groß wäre, um ihr zu widerstehen. So langsam verstand ich auch, was damit gemeint war, langsam, aber unerbittlich verwandelte mich Orduns Gabe, oder eher Fluch, in das, was ich auf dieser Weltscheibe am meisten verabscheute.
Viel Zeit, um darüber zu sinnieren, blieb mir nicht. Der Schrei des Priesters klang mir noch immer in den Ohren, offenbar
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