Die Festung der Titanen
ihr war Azaras ein Hitzkopf; wo sie nüchtern überlegte, neigte er dazu voranzustürmen. Es wunderte mich kaum, dass es keine halbe Kerzenlänge gebraucht hatte, bis diese drei den Boden verehrten, auf dem Zokora ging. Was nur zeigte, dass Zokora selbst für eine dunkle Elfe außergewöhnlich war.
20
So mussten sich die Götter fühlen
Eine Wolke von Pfeilen flog in unsere Richtung, und Azaras verspannte sich, auch wenn er tapfer weiterging. »Sie werden uns verfehlen«, teilte ich ihm beruhigend mit. So war es auch, der Pfeil, der uns am nächsten kam, lag immer noch drei Schritt zu kurz.
Ein kleiner Trick, ein Talent, das ich nun mein Eigen nannte. Es hätte mich erschrecken sollen, wie leicht es mir fiel, den tödlichen Pfeilhagel abzuwehren, doch so war es nicht, vielmehr fühlte ich eine grimmige Genugtuung.
So mussten sich die Götter fühlen, dachte ich, als wir unbeirrt weitergingen, auch wenn es Azaras sichtlich schwerfiel, sich von dem Pfeilhagel unbeeindruckt zu zeigen. Die Götter oder Elsine und die alten Eulen. Oder der Verschlinger.
Vielleicht war es doch wahr, dass Macht einem den Charakter verdarb, denn ich musste zugeben, dass ich eine gewisse Genugtuung verspürte, als sich Unruhe unter den Soldaten auf dem Tor breitmachte; zu lange waren wir gezwungen gewesen, nur auf das zu reagieren, was Kolaron Malorbian uns entgegengeworfen hatte. Aber hier und jetzt war ich es, der entschied, was nun geschehen würde!
Ich verstand nun auch, weshalb Seelenreiter so nach den Seelen ihrer Opfer gierten, es war verführerisch, mit Leichtigkeit Dinge tun zu können, die andere niemals für möglich erachtet hätten.
Das Schlimmste war, dass ich mir nicht sicher sein konnte, ob ich selbst imstande gewesen wäre, der Versuchung der Nekromantie zu widerstehen, ein Gedanke, den ich schnellstmöglich wieder verbannte, bevor er mich zu sehr von meinem Vorhaben ablenken konnte.
Die Festung der Titanen lag weit von jedem Strang des Weltenstroms entfernt, für einen Maestro gab es nicht viel, auf das er zugreifen konnte, doch es war genug für mich. Eine Welle von Magie raste auf das Tor des priesterlichen Lagers zu, ließ es in seinen Angeln erzittern und fegte zugleich ein halbes Dutzend Soldaten von dem roh zusammengezimmerten Wehrgang hinunter. Die nächste Druckwelle ließ es bersten.
Ich hörte die Hornsignale des Alarms, raue Stimmen, die Befehle schrien, aber meine nächste Geste fegte fast ein Dutzend gegnerische Soldaten von den Beinen und ließ sie haltlos über den Boden rollen, als wären es nur Puppen.
Wieder fiel eine Wolke von Pfeilen auf uns herab, wieder verfehlte sie uns, und diesmal bediente ich mich eines Tricks, eines Zaubers, den der Nekromantenkaiser mir selbst auf dem Kronrat vorgeführt hatte, und schickte dem Windstoß eine Welle von Angst, Panik und Verzweiflung hinterher.
Einer der Priester trat mit wutverzerrtem Gesicht aus seinem Zelt heraus und hob die Hände an, um mir einen Strahl von schwarzem Rauch entgegenzuschicken, doch Seelenreißer hatte genügend dieser dunklen Priester erschlagen, sodass mir der Zauber bekannt war … und alleine dadurch schon viel von seinem Schrecken verlor. Ein Gedanke, eine Geste, ein Zupfen an einem Faden der Magie reichte aus, um dem Priester seinen eigenen Zauber entgegenzuschicken, sodass er gezwungen war, ihn fallen zu lassen, was mir Zeit gab, ihn in dieses goldene Netz einzuhüllen und zu mir heranzuziehen, wo Seelenreißer bereits auf ihn wartete.
Noch während seine Seele schreiend zu seinem unheiligen Gott gezogen wurde, nahm ich von ihm das Wissen, das ich brauchte.
Ein einziges Talent, dachte ich beeindruckt, nur ein Talent, das
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