Die Festung des Teufels
sich neben die Wassertasche aus Jute, die noch an ihrer ursprünglichen Stelle an der Vorderseite des Landrovers hing. Der Wasserbeutel, der das Wasser in der sengenden Hitze kühl hielt, weil sich auf der rauen Oberfläche eine dünne Schicht Kondenswasser niederschlug, war in der Wüste lebenswichtig. Der Vogel trank ein paar Tropfen des Kondenswassers, und als er seinen Durst gestillt hatte, flog er wieder davon.
Max stand da wie angewurzelt: Er dachte an den Wasserbeutel an van Reenens Landrover, den Kallie ihm mitgegeben hatte; wie er ihn bei dem Überfall verloren und welche Angst er danngehabt hatte, in der Wildnis verdursten zu müssen. Wasserdicht. Wasser dicht. Dicht am Wasser?
Er hastete hin und nahm den Beutel vom Haken. Schwer, prall gefüllt mit Wasser. Max schraubte den Deckel ab und schnüffelte. Es roch, wie es riechen sollte, und so nahm er erst einmal einen Schluck. Kühles, erfrischendes, Leben spendendes Wasser. Aber das konnte noch nicht alles sein. Er drückte und betastete den Beutel, bis seine Finger an etwas Hartes stießen. Als er ihn umdrehte und das Wasser auslaufen ließ, musste er sich an die alberne Begebenheit erinnern, wie er in der Dartmoor High einmal nach einer eiskalten Nacht eine Wärmflasche ausgeleert hatte. Schließlich war der Beutel leer, und jetzt fühlte er deutlich etwas Viereckiges, das aber unmöglich durch die enge Öffnung da hineingeschoben worden sein konnte. Er untersuchte die Naht. Jemand hatte den Stoff aufgetrennt und dann wieder zugenäht.
Max nahm ein Messer von der Werkbank und schnitt die Naht auf. Er schob eine Hand hinein und packte etwas Viereckiges, das kühl und in etwas Weiches eingepackt war. Er nahm es heraus. Eine DVD-Hülle, wasserdicht mit Klebeband umwickelt.
Er rubbelte die Hülle trocken. Der Klebstoff hatte sich so verhärtet, dass er das Band nicht mit dem Fingernagel aufritzen konnte. Auf der Werkband fand er ein Teppichmesser, mit dem sich das Klebeband mühelos zerschneiden ließ. Auf die glänzende DVD waren mit schwarzem Stift drei Worte geschrieben: Shaka Chang Beweis . Max kam sich vor, als habe er den Heiligen Gral gefunden. Die Geheimnisse über Leben und Tod waren hier verzeichnet.
In seinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Er musste das Beweismaterial von hier fortbringen, denn er konnte jederzeiterwischt werden, und das geniale Versteck der DVD hatte er gerade zerstört. Er musste seinen Vater retten und die DVD zur Polizei bringen. Er konnte sich nicht allein darauf verlassen, dass die Kavallerie hier auftauchte und ihn rettete, jedenfalls nicht rechtzeitig, falls überhaupt. !Koga, Kallie, Sayid. Bitte helft mir. Irgendjemand muss doch kommen. Was soll ich tun?
Sayid!
Max schob Schernastyn vors Motordiagnosesystem. Das Ganze machte einen ziemlich verwirrenden Eindruck. Mit einigen Spielkonsolen und seinem Computer kannte Max sich ja aus, aber das hier war etwas ganz anderes, viel komplizierter. Andererseits funktionierten alle Computer nach demselben Prinzip. Irgendwo musste man ihn einschalten können. Er fand einen großen Knopf, das musste es sein. Ohne weiter nachzudenken, drückte er ihn, und schon erwachten die Monitore zum Leben.
Auf einem blauen Bildschirm setzte sich aus verschiedenen Puzzleteilen eine Liste von Shaka Changs Unternehmen zusammen, in die, wie von unsichtbaren Händen geworfen, zwei Speere flogen und ein X bildeten. In jedem Quadranten des X blinkte ein Cursor. Und über den Speeren erschienen acht Buchstaben: PASSWORT .
In solchen Situationen hätte man Sayid in Gold aufwiegen können, aber jetzt war er nicht da. Wahrscheinlich hockte er gerade vor seinem Computer und spielte eins dieser Spiele, die er immer gewann. Max beugte sich zu Schernastyn hinunter und packte den Rand des Klebebands, das noch immer auf dem Mund des Mediziners haftete.
»Ich kann das jetzt langsam oder schnell abreißen – langer Schmerz, kurzer Schmerz –, aber so oder so wird Ihnen der halbe Bart dabei abgehen. Es ist Ihre Entscheidung.«
Schernastyn grunzte um Gnade. Max wartete. »Nicken heißt langsam, Kopfschütteln heißt schnell.«
Schernastyn kniff die Augen zu, machte sich dann auf den Schmerz gefasst und schüttelte den Kopf. Max riss das Band mit einem Ruck ab; mit lautem Ratschen lösten sich die Barthaare aus Schernastyns Gesicht. Er wollte schreien, aber Max presste ihm die schmutzige Hand auf den Mund. »Ein Wort, und ich schicke Sie und den Rollstuhl da runter«, sagte er und zeigte zur Rampe mit
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