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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kommen aber nicht all die anderen auch mit.«
    Min grinste. Siuan behauptete zwar, es sei ihr gleich, daß Logain - Dalyn - die Führung übernommen hatte, und tat, als ob nichts sei, wenn sie wieder einmal vergeblich versuchte, ihn dazu zu bringen, ihr zu folgen; doch sie war immer noch entschlossen, ihn wieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Was ist eigentlich ein Neunergespann?« fragte Min im Aufstehen. Sie war zuvor kurz hinausgegangen, um vielleicht irgendwo eine Andeutung zu entdecken, aber das Schild über der Tür trug lediglich diesen Namen. »Ich habe Achtergespanne gesehen und Zehner, aber niemals eines mit neun Pferden.«
    »In dieser Stadt«, sagte Siuan knapp, »ist es besser, keine Fragen zu stellen.« Jedoch begannen dabei ihre Wangen zu glühen, so daß Min glaubte, sie wisse durchaus Bescheid. »Geht und holt sie herbei. Wir haben einen langen Weg vor uns und dürfen keine Zeit verlieren. Und laßt die anderen nicht hören, was Ihr ihnen mitteilt.«
    Min schnaubte leise. Solange Leane derart lächelte, würde keiner der Männer sie überhaupt bemerken. Sie hätte zu gern gewußt, wie Siuan die Aufmerksamkeit der Weißmäntel erregt hatte. Das war nun wirklich das Letzte, was sie brauchen konnten, und es sah Siuan überhaupt nicht ähnlich, Fehler zu begehen. Sie hätte auch zu gern gewußt, wie sie Rand dazu bringen könnte, sie so anzusehen, wie diese Männer Leane anstarren. Wenn sie schon die ganze Nacht durch reiten mußten, und sie fürchtete, es werde darauf hinauslaufen, dann würde ihr Leane vielleicht doch ein paar Tips geben.

KAPITEL
12

    Eine alte Pfeife
    E in Windstoß wirbelte Staub über die schmutzige Straße in Lugard und erfaßte auch Gareth Brynes Samthut. Er wurde ihm vom Kopf gefegt und rollte direkt unter einen der schwerfällig heranrumpelnden Planwagen. Ein eisenbereiftes Rad zermalmte den Hut und walzte ihn in den harten Lehmbelag der Straße. Zurück blieb nur ein platter, schmutziger, zerfetzter Rest. Einen Augenblick lang stand er da und betrachtete die Überbleibsel, und dann ging er weiter. Er war ja nicht mehr der neueste, sagte er sich. Auch sein seidener Kurzmantel war schon ganz verstaubt gewesen, bevor sie Murandy erreichten. Bürsten half da nicht mehr, falls er sich überhaupt die Mühe machte. Er wirkte jetzt eher braun als grau. Vielleicht sollte er ohnehin etwas Einfacheres kaufen, denn schließlich war er ja nicht auf dem Weg zu einem Ball. Er schlüpfte zwischen den Wagen hindurch, die die ausgefahrene Straße entlangrollten, überhörte die Flüche der Fahrer, die ihm folgten - jeder anständige Soldat konnte noch im Schlaf besser fluchen -, und flüchtete schließlich in eine Schenke mit rotem Dach, die sich ›Zum Kutschbock‹ nannte. Das Bild auf dem Schild interpretierte den Namen allerdings auf ganz eigene und äußerst zweideutige Art und Weise.
    Der Schankraum glich jedem anderen, den er in Lugard gesehen hatte. Wagenlenker und Leibwächter oder Begleitsoldaten saßen dichtgedrängt neben Stallburschen, Schmieden, Tagelöhnern, eben Männern jeder Art, und alle unterhielten sich oder lachten, so laut sie konnten, während eine Hand nach dem Becher griff und die andere nach den Mädchen grabschte, die sie bedienten. Damit unterschied er sich kaum von allen Schankräumen und Tavernen in vielen anderen Städten, auch wenn es in den meisten etwas weniger wild zuging. Eine junge Frau mit großem Busen, der beinahe ihre Bluse sprengte, tanzte und sang auf einem Tisch an einem Ende des Raums, im Lärm fast unhörbar begleitet von zwei Flöten und einer zwölfseitigen Zither.
    Er war nicht sehr musikalisch, doch blieb er einen Augenblick stehen, um ihrem Lied zu lauschen. Sie hätte noch in jedem Soldatenlager für Aufsehen gesorgt. Andererseits wäre sie nicht weniger bewundert worden, wenn sie kein bißchen hätte singen können. Mit dieser Bluse am Leib hätte sie innerhalb kürzester Zeit einen Ehemann gefunden.
    Joni und Barim befanden sich bereits hier. Jonis mächtige Gestalt hatte ihnen trotz seines dünnen Haars und der Bandage um die Schläfen einen Tisch für sie allein verschafft. Sie lauschten ebenfalls dem Lied des Mädchens. Oder starrten sie einfach an - schwer zu sagen. Er berührte jeden der beiden an der Schulter und nickte in Richtung einer Seitentür, die zum Stallhof führte, wo ihnen ein mürrischer, schielender Stallbursche gegen drei Silberpfennige ihre Pferde übergab. Vor etwa einem Jahr noch hätte Bryne für ein ordentliches

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