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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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von Kräutern gepredigt, aber dabei niemals eine Pflanze namens Spaltwurzel erwähnt. Ich war sicher, daß du noch nie davon gehört hattest, bis diese Frau es erwähnte. Du hast ja immer versucht, die Dinge zu beschönigen. Wenn du mal mit dem Kopf voran in einen Schweinestall fällst, wirst du noch versuchen, jedem weiszumachen, daß es Absicht war. Nun - was wir jetzt zu entscheiden haben... «
    »So etwas mache ich nicht!« Nynaeve spuckte Gift und Galle.
    »Aber sicher doch. Das sind klare Tatsachen. Du kannst genausogut mit dem Winseln aufhören und mir helfen, einen Entschluß... «
    Winseln! Das entwickelte sich ganz anders, als sie geplant hatte. »Das sind gar keine! Keine Tatsachen, meine ich. Ich bin noch nie so gewesen, wie du behauptest!«
    Einen Augenblick lang sah Egwene sie schweigend an. »Du kannst nicht damit aufhören, was? Also gut. Du hast mich angelogen... «
    »Das war keine Lüge«, murmelte sie. »Jedenfalls nicht direkt.«
    Die andere überging ihren Einwurf. »... und du belügst dich selbst. Erinnerst du dich, was du mir zu trinken gegeben hast, als ich dich das letzte Mal anlog?« Plötzlich hatte sie eine Tasse in der Hand, gefüllt mit einem giftgrünen, zähen Gebräu. Es sah aus, als habe man es aus einem schmutzigen, stehenden Gewässer abgeschöpft. »Das einzige Mal, daß ich dich je angelogen hatte. Die Erinnerung an diesen Geschmack hat mir sehr geholfen, nie wieder zu lügen. Wenn du nicht einmal die Wahrheit vor dir selbst zugeben willst...«
    Nynaeve trat einen Schritt zurück, bevor sie sich wieder im Griff hatte. Gekochter Katzenfarn mit zerstoßenem Asblatt; bei dem bloßen Gedanken daran schrumpfte ihr die Zunge. »Ich habe doch gar nicht richtig gelogen.« Warum suchte sie eigentlich nach Entschuldigungen? »Ich habe nur nicht die ganze Wahrheit gesagt.« Ich bin die Seherin! Ich war die Seherin, und das sollte doch immer noch etwas zählen! »Du kannst doch wohl nicht glauben...« Sag's ihr doch! Du bist hier doch nicht das Kind, und das wirst du ganz bestimmt nicht trinken. »Egwene, ich...« Egwene hielt ihr die Tasse direkt unter die Nase, so daß sie den ätzenden Geruch deutlich wahrnahm. »In Ordnung«, sagte sie schnell. Das kann doch alles nicht wahr sein! Doch sie konnte den Blick nicht von der Brühe in der Tasse wenden, und sie konnte die Worte nicht mehr zurückhalten, die aus ihr herausbrachen: »Manchmal versuche ich, die Dinge für mich selbst zu beschönigen. Manchmal. Aber nie, wenn es wirklich wichtig war. Ich habe niemals - in bezug auf etwas Wichtiges - gelogen. Niemals, das schwöre ich! Nur kleine Sachen.« Die Tasse verschwand, und Nynaeve seufzte tief und erleichtert auf. Törichte, törichte Frau! Sie hätte dich nicht zum Trinken zwingen können! Was stimmt eigentlich nicht mit dir?
    »Was wir entscheiden müssen«, sagte Egwene, als sei überhaupt nichts gewesen, »ist, wem wir es sagen sollen. Moiraine muß es natürlich wissen, und Rand auch, aber wenn jeder davon erfährt... Die Aiel stellen sich immer so an, was die Aes Sedai betrifft, genau wie alles andere. Ich denke, sie werden Rand als Dem, Der Mit Der Morgendämmerung Kommt, weiterhin folgen, gleich, was geschehen ist, aber sobald sie erfahren, daß sich die Weiße Burg gegen ihn stellt, läßt ihr Eifer möglicherweise nach.«
    »Sie werden es früher oder später erfahren«, murmelte Nynaeve. Sie hätte mich bestimmt nicht zum Trinken zwingen können!
    »Lieber später als früher, Nynaeve. Also platze bitte nicht bei unserem nächsten Treffen vor den Weisen Frauen damit heraus, wenn du auf sie sauer bist. Es wäre sogar viel besser, wenn du diesen Besuch in der Burg überhaupt nicht erwähntest. Dann kannst du es vielleicht geheimhalten.«
    »Ich bin doch keine Närrin«, sagte Nynaeve steif, und dann spürte sie, wie ihre Wangen schon wieder brannten, als Egwene eine Augenbraue hochzog. Sie würde ganz sicher diesen Besuch nicht vor den Weisen Frauen erwähnen. Nicht, daß es leichter war, sie hinter dem Rücken zu mißachten. Keineswegs. Und sie versuchte gewiß diesmal nicht, etwas zu beschönigen. Es war einfach nicht fair, daß Egwene in Tel'aran'rhiod herumspringen konnte, wie sie wollte, während sie selbst sich Lektionen und diese Herumschubserei gefallen lassen mußte.
    »Das weiß ich«, sagte Egwene. »Es sei denn, du läßt dich von deiner Wut dazu hinreißen. Du mußt dich einfach besser beherrschen und klaren Verstand bewahren, wenn du in bezug auf die Verlorenen

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