Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Hälfte aller haben, die mitkommen wollten, aber viel mehr bestimmt nicht. »Alles voll?«
    »Ja« rief schließlich zögernd eine Frauenstimme. Er glaubte, Lamelle zu erkennen. Doch am Tor herrschte immer noch ein Gedränge, da die draußen stehenden Aiel wohl der Meinung waren, es müsse innen sicher noch Platz für einen mehr sein.
    »Genug!« schrie Rand. »Keiner mehr! Macht das Tor frei! Alles weit genug zurücktreten!« Er wollte nicht, daß mit lebendigem Fleisch dasselbe geschah wie mit dem Seanchan-Speer.
    Eine Pause, und dann: »Alles bereit!« Es war Lamelle. Er hätte seinen letzten Kupferpfennig darauf verwettet, daß sich auch Enaila und Somara irgendwo dort hinten befanden.
    Das Tor schien sich zur Seite wegzudrehen und wurde zu einem immer dünneren Strich, bis es schließlich mit einem Lichtblitz ganz verschwand.
    »Blut und Asche!« knurrte Mat und stützte sich angewidert auf seinen Speer. »Das ist ja noch schlimmer als die verdammten Kurzen Wege!« Das brachte ihm einen überraschten Blick Asmodeans ein und einen nachdenklichen von Bael. Mat bemerkte es nicht; er war zu sehr damit beschäftigt wütend in die Schwärze zu starren.
    Es gab überhaupt kein Gefühl der Bewegung und auch keinen Lufthauch, der die Fahne zum Flattern gebracht hätte, die Pevin hielt. Sie hätten genausogut stillstehen können, ohne es zu merken. Aber Rand wußte es besser. Er spürte fast, wie sich der Ort näherte, den er ansteuerte.
    »Wenn Ihr zu nahe bei ihm ankommt, wird er es spüren.« Asmodean leckte seine Lippen und vermied es, irgend jemanden direkt anzublicken. »Das habe ich zumindest gehört.«
    »Ich weiß schon, wohin in gehe«, sagte Rand. Nicht zu nahe. Aber auch nicht zu weit weg. Er erinnerte sich gut an den Ort.
    Keine Bewegung. Endlose Schwärze, und sie hingen mittendrin. Bewegungslos. Vielleicht eine halbe Stunde vorüber.
    Eine leichte Unruhe machte sich unter den Aiel bemerkbar.
    »Was ist los?« fragte Rand.
    Das Gemurmel kam vom Rand der Plattform her.
    Schließlich sagte ein kräftiger Mann in seiner Nähe:
    »Jemand ist runtergefallen.« Rand erkannte ihn. Meciar. Er gehörte zu den Cor Darei, den Nachtspeeren. Er trug das rote Stirnband.
    »Keine der...«, fing Rand an, doch dann bemerkte er Sulins warnenden Blick und schwieg.
    Er wandte sich um und blickte in die Dunkelheit hinaus. Sein Zorn war wie ein Fleck, der auf dem gefühllosen Nichts klebte. Also durfte es für ihn auch keine Rolle spielen, ob gerade eine der Töchter heruntergefallen war, oder? Und doch berührte es ihn. Für immer durch die endlose Schwärze fallen. Würde der Verstand aussetzen, bevor der Tod durch Verhungern oder Verdursten oder Angst eintrat? Bei diesem Fall mußte selbst ein Aiel den Punkt erreichen, an dem ihm vor Angst das Herz aussetzte. Er hoffte es fast, denn das mußte noch gnädiger sein als die andere Möglichkeit.
    Seng mich, was ist mit all dieser Härte, auf die ich so stolz war? Eine Tochter oder ein Steinhund - Speer ist doch Speer. Nur, der Gedanke half nicht viel. Ich werde hart bleiben! Er würde die Töchter den Tanz der Speere tanzen lassen, wo immer sie wollten. So sollte es sein. Und ihm war klar, daß er die Namen aller, die starben, in Erfahrung bringen würde, und jeder dieser Namen würde wie eine Messerwunde seine Seele belasten. Ich werde hart sein. Licht, hilf mir, daß ich es kann. Licht, hilf mir doch!
    Scheinbar bewegungslos hingen sie in der Schwärze.
    Die Plattform hielt an. Es war schwer zu sagen, woran er zuerst merkte, daß sie sich bewegte; er wußte es eben.
    Er lenkte einen Strang der Macht, und ein Tor öffnete sich auf die gleiche Art wie zuvor im Palasthof in Cairhien. Der Einfallswinkel des Sonnenscheins hatte sich kaum geändert, doch hier beschien die frühe Morgensonne eine gepflasterte Straße. Vor ihnen zog sich ein Hang empor, dessen Gras und Blumen in der Dürre abgestorben waren und nur noch braune Flecken bildeten. Oben am Hang befand sich eine zwei Spannen hohe oder noch etwas höhere Mauer. Die Steine waren grob behauen und wirkten so wie Natursteine. Über der Mauer waren die goldenen Kuppeln des Königlichen Palastes von Andor zu erkennen, und dazu ein paar dieser beigen, überschlanken Türmchen, von denen die Flagge mit dem Weißen Löwen in der leichten Morgenbrise flatterte. Jenseits der Mauer befand sich der Garten, in dem er Elayne zum erstenmal gesehen hatte.
    Blaue Augen schwebten mit vorwurfsvollem Blick außerhalb des Nichts, eine flüchtige

Weitere Kostenlose Bücher