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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zwei Meilen hangaufwärts aus. Das hat die Behörden völlig überrascht. Deshalb haben sie Milolii und Hoopuloa evakuiert. Sie wissen nicht, was noch passieren wird.«
    Eleanor blickte nach Südwesten, wo die Dampfwolke aufstieg. »Ich wünschte, ich könnte sehen, wo die Lava ins Meer strömt.« Dann sah sie zurück zur Polizei und sagte: »Bedeutet das, daß wir Ihre Freunde, die kahuna, nicht treffen können?«
    Paul Kukali zögerte. »Möglicherweise gibt es einen Weg. Mit dem Jeep. Wie ich diese alten Männer kenne, glaube ich nicht, daß sie sich von den haole- Behörden von ihrem Land vertreiben lassen. Aber wir müßten da durch.« Er deutete mit der rechten Hand auf die Wand aus Rauch und Feuer zwischen dem Highway und der Küste.
    »Da durch?« Eleanors Stimme war schrill. »Sie meinen, durch die alte a’a?«
    »Ich meine den neuen Lavastrom. Zumindest den ersten.«
    »Wie soll das möglich sein?« Eleanor wich zurück, als ein weiteres graues Ei in diesem natürlichen Hochofen platzte.
    Paul zuckte die Achseln. »Wir kommen mit dem Jeep bis an den Lavastrom heran, und dann können wir entscheiden, wie’s weitergehen soll. Es ist die einzige Möglichkeit, die kahuna zu treffen, mit denen Sie reden wollten. Es liegt ganz bei Ihnen.«
    Eleanor musterte den Kurator einen Moment lang. Die sengende Luft zwischen ihnen flirrte. Wenn er sie ohne Streit von ihrem Vorhaben abbringen wollte, dann war es schlau eingefädelt. »Dann mal los«, sagte sie.
    Sie eilten zurück zum Jeep.
     
    Cordie war schon halb bei dem Jungen auf der Luftmatratze, als sie den Umriß im Wasser sah. Er war näher an dem völlig verängstigten Kind als an ihr und schwamm träge etwa fünf Meter unterhalb der Oberfläche. Er war weiß. Selbst aus dieser Entfernung konnte Cordie das riesige Maul und die Reihen und Aberreihen spitzer Zähne erkennen. Der Junge am Strand hatte recht gehabt; es war ein Hai.
    Wasser spritzte in ihr Gesicht und über ihre Unterarme, während sie wie wild paddelte. Cordie hatte jetzt ihren Rhythmus gefunden, konnte spüren, wie das Fiberglaskajak durch das Wasser glitt, während sie das Ruder abwechselnd links und rechts, links und rechts eintauchte. Ihre Rückenmuskeln protestierten gegen diese ungewohnte Anstrengung, und ihre Unterarme schmerzten. Cordie fühlte das scharfe Ziehen des Schmerzes in ihrem Unterleib, der sich seit der Operation verhärtet hatte. Sie ignorierte den Schmerz, wie sie es seit Wochen tat. Cordie beugte sich über den stromlinienförmigen Rumpf und spürte, wie ihre Brüste sich gegen das Fiberglas preßten, während sie noch schneller paddelte.
    »Passen Sie auf!« schrie der Junge, als sie bis auf zehn Meter heran war. »Der Hai!« Der Kleine wäre fast von seiner Luftmatratze gekippt, als er aufgeregt auf den Schatten im Wasser zeigte.
    »Vorsicht!« rief Cordie, als sie kurz mit Paddeln innehielt. Sie war außer Atem. Das Kajak glitt über die sanfte Dünung vorwärts, während sie nach Luft schnappte. Sie konnte die Strömung spüren, die den Jungen so weit aufs Meer hinausgezogen hatte. Wenn sie das Kajak jetzt treiben ließ, würden die Gezeiten oder die Strömung, oder was immer es war, sie mit dem Jungen hinausziehen, bis Kajak und Luftmatratze das Korallenriff dreißig Meter weiter draußen erreichten. Sie konnte die Brandung hören, die sich am Riff brach, wie Granatfeuer; die Gischt stob über das ruhigere Wasser der Lagune. Als Cordie über ihre sonnenverbrannte Schulter zurückschaute, schien der Strand des Mauna Pele unendlich weit entfernt. »Vorsicht!« rief sie abermals, ihre Stimme diesmal fester. »Fall nicht runter.«
    Die Luftmatratze hatte fast die Hälfte ihrer Luft verloren, und der Junge drückte bei seinen panischen Versuchen, seine Füße und Beine aus dem Wasser zu halten, immer mehr vom Rest heraus. Er mochte ein oder zwei Jahre älter als sein Bruder am Strand sein, aber er war dünn und blaß, mit eingefallener Brust und ein paar Sommersprossen auf dem Rücken. Sein kurzes Haar ragte in nassen Stacheln vom Kopf ab. Jetzt zeigte er wieder auf das Wasser zwischen dem Kajak und der Luftmatratze. »Er ist wieder da!«
    Cordie mußte sich aus dem Kajak beugen, um das Ding zu sehen. Es war nun tiefer unter der Oberfläche, aber das Wasser war klar. Die Haifischzähne grinsten sie aus dem offenen Maul an. Aber hinter dem unverkennbaren Maul schien die Kreatur sonderbar verwachsen. Statt des aerodynamisch perfekt geformten Haifischkörpers mit dem kräftigen

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