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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Mauna Pele um, das wie eine Oase dunkler werdender Schatten vor ihr lag.
     
     

Kapitel 19
    Die strahlenden Götter der Unterwelt.
In Vavau leuchten die Götter der Nacht.
Die Götter haben sich versammelt für Pele.
     
    Peles Gebet
     
     
    18. Juni 1866, in einem namenlosen Dorf an der Kona-Küste
    Die Sonne war noch nicht hinter dem Vulkanmassiv in unserem Rücken aufgegangen, und die Wolken zogen sich zusammen, aber der Himmel war zu einem klaren Grau aufgehellt, als uns unser Irrlicht-Führer schließlich zum Eingang der Unterwelt von Milu brachte.
    Die letzte Meile jenes Abstiegs zur Küste folgte einer gepflasterten Straße von gleichbleibender Breite. Mein erschöpftes Pferd war schon etliche Minuten über diesen Weg getrottet, bis ich das veränderte Geräusch seiner Hufe wahrnahm und mir die Mühe machte, in der lichter werdenden Dämmerung nach unten zu schauen. Die Straße war mit flachen Steinen gepflastert, war offenkundig schon uralt und mit großem Können gebaut worden. Die Steine waren abgewetzt und glatt.
    »Es erinnert mich an jene uralten Straßen, die man auf Kupferstichen aus Rom herausführen sieht«, bemerkte Mr. Clemens, der sein Pferd hatte zurückfallen lassen, um neben mir zu reiten. Vor uns schwebte die Kugel aus brennendem blauen Gas, wie ein Jagdhund, der uns voran in die Felder stürmte. Unsere müden Pferde folgten ohne Furcht.
    »Ich wünschte, wir wären auf dem Weg nach Rom«, sagte ich und erkannte, wie ausgezehrt von Erschöpfung und Entsetzen ich war.
    »Hmmmm«, pflichtete Mr. Clemens mir bei. »Selbst ein Besuch beim Papst scheint eine angenehmere Aussicht als eine bevorstehende Audienz beim König der Geister.«
    Trotz der sich erwärmenden Luft erschauerte ich fröstelnd. »Wir sollten keine Scherze darüber machen«, erklärte ich. Doch dann schien mir mein Tonfall vielleicht doch etwas zu barsch, und ich fragte: »Waren Sie schon einmal in Rom?«
    »Leider nein«, erwiderte der Korrespondent, »aber ich hoffe, noch ganz Europa zu bereisen, bevor ich alt bin. Wenn ich noch alt werde...« Dann sah er mich mit einem Ausdruck an, der fast anmutete, als befürchte der Korrespondent, er könne mich mit dieser Bemerkung beunruhigt haben. »Waren Sie schon einmal in Rom, Miss Stewart?«
    Ich seufzte. Es war ein erschöpfter Laut. »Ich habe gerade erst mit meinen Reisen begonnen, Mr. Clemens. Ich habe noch wenig von der Welt gesehen, und es ist seit jeher meine schmerzlichste Erkenntnis, daß mein Leben nicht lang genug sein wird, um alles zu sehen. Ich hatte gehofft, auf dieser Reise auch Rom zu besuchen.«
    Ich konnte sehen, wie mein Gefährte die Augenbrauen hochzog. »Aber Sie sagten doch, Ihre Reise würde Sie von hier nach Westen über den Pazifik führen...«
    »Ja«, erwiderte ich. »Nachdem ich die Rockies gesehen und einen Reisebericht meiner Erlebnisse dort zu Papier gebracht habe...« Ich hielt inne, bestürzt über meine unbedachte Redseligkeit.
    »Sie schreiben!« rief Mr. Clemens aus. »Eine Reiseschriftstellerin! Eine Vertreterin der schreibenden Zunft!«
    Ich blickte auf meine Hände, ebenso zornig über dieses Eingeständnis wie über die Röte, die auf meinen Wangen brannte. »Nur Tagebucheinträge, die ich meinen Schwestern schickte«, sagte ich. »Sie wurden gebunden... ich habe sie privat drucken lassen... kein wirkliches Buch.«
    »Unsinn!« rief Mr. Clemens noch lauter aus. »Ich bin mit einer verwandten Seele gereist, ohne es zu wissen! Wir haben also beide um des Brigantenlebens der Feder willen ehrlicher Arbeit abgeschworen.«
    Ich rang die Zügel in meinen Händen und versuchte, das Thema zu wechseln. »Ich hatte vorgehabt, von den Sandwich-Inseln aus nach Australien zu reisen«, erklärte ich. »Dann nach Japan. Anschließend vielleicht nach China... ich habe einen Cousin, der dort als Missionar tätig ist... und dann nach Indien, und von dort vielleicht auf dem Landweg ins Heilige Land... und dann nach Europa... Rom...« Ich verstummte, bestürzt und gleichzeitig perplex über meine Redseligkeit.
    Mr. Clemens nickte, als wäre er beeindruckt. »Ein recht ansehnliches Vorhaben für eine kleine Lady, die allein reist.« Er klopfte seine Manteltaschen ab, als würde er nach einer Zigarre suchen, runzelte die Stirn und sagte: »Auf wie lange hatten Sie diese Weltreise angesetzt?«
    Ich hob mein Gesicht in die frische Brise, die von den bewaldeten Regionen zwischen uns und der Küste herüberwehte. Das Meer war nun schon zu sehen und glitzerte von dem

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