Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
starker Mann«, erwiderte Cordie. Noch immer mit vorgehaltener Waffe, hielt sie ihm die Tür auf, und die beiden gingen zurück durch das dunkle Restaurant.
    An der Eingangstür blieb sie stehen und öffnete sie einen Spalt weit.
    »Wohin jetzt?« flüsterte Trumbo. Gleichzeitig dachte er: Wenn sie zwei Schritte näher kommt, kann ich ihr diesen verfluchten Käse über den Schädel ziehen. Der Gestank des riesigen runden Limburgers war so schlimm, daß Trumbo sich beinahe übergeben hätte.
    Cordie lauschte auf ein Scharren, das vom Mezzanin der zweiten Etage herunterdrang. »Wir nehmen die Treppe«, erklärte sie. »Ihre Wachleute würden runterkommen, um nachzusehen, wenn wir den Fahrstuhl benutzen.«
    Sie wollte gerade durch die Tür gehen, doch dann blieb sie abrupt stehen. »Verdammt«, entfuhr es ihr leise.
    »Was?« fragte Trumbo, während er die Knoblauchtube mit dem Kinn auf dem Käse festhielt. Die Ausdünstungen des Käses ließen seine Augen tränen. »Haben Sie das Brot vergessen?«
    Cordie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Kokosnuß.«
    »Wie schade«, murmelte Trumbo. »Bedeutet das, daß das Picknick ins Wasser fällt?«
    Sie ignorierte ihn. »Wo ist der Weinkeller? So ein schicker Laden wird doch einen Weinkeller haben.«
    Trumbo deutete mit einem Nicken auf eine Tür neben der Küche.
    Der Weinkeller war in den Fels hinter der Küche gehauen, und obgleich er elektrisch gekühlt wurde, hatte er seine niedrige Temperatur gehalten, als der Strom wegblieb. Cordie ging von Regal zu Regal und schwenkte die Taschenlampe über die Korken und Etiketten. »Was ist Ihr bester Wein?«
    Trumbo zuckte mit den Achseln. »Ich habe keine Ahnung.« Er blickte auf die teuren Flaschen, die sie beleuchtete. »Dieser 49er Lafite-Rothschild da ist mehr Gold wert, als Sie je sehen werden.«
    »Okey-dokey«, sagte Cordie Stumpf und zog die unbezahlbare Flasche aus ihrem Fach. Sie griff in ihre Strohtasche, holte ein Schweizer Armeemesser hervor, nestelte den Korkenzieher heraus und sagte: »Stellen Sie sich da drüben hin.« Während Trumbo sich wutschnaubend zehn Schritte weiter aufbaute, klemmte sie die Flasche zwischen ihre Knie und entkorkte sie mit der einen Hand, während sie mit der anderen weiter den Revolver auf den Milliardär gerichtet hielt.
    »He«, rief Trumbo, »die Flasche kostet...«
    »Halten Sie den Mund.« Cordie zog den Korken heraus und schnüffelte daran, dann nickte sie wie ein Weinkenner und trank einen Schluck. Anschließend kippte sie den Rest auf dem Fußboden aus.
    »Jesus Christus!« brüllte Trumbo. Er war fuchsteufelswild. Er machte Anstalten, den Käse abzusetzen, doch als er hochsah, blickte er in den Lichtstrahl der Taschenlampe und die schwarze Mündung des .38ers.
    »Oh«, sagte Cordie. »Wollten Sie auch einen Schluck?« Sie propfte den Korken wieder in den Flaschenhals.
    »Ich werde dafür sorgen, daß Sie für den Rest Ihres beschissenen Lebens in eine Klapsmühle wandern«, knurrte Byron Trumbo in einem Tonfall, den er ansonsten für härteste Vertragsverhandlungen reservierte.
    Cordie nickte. »Die Entspannung würde mir guttun, Byron, alter Kumpel. Heben Sie Ihren Käse auf.« Sie pfiff zwei Takte von »What a Friend We Have in Jesus«, während Trumbo seine Last wieder hochhievte.
    »Einen Moment noch«, sagte sie schließlich. »Paul Kukali sagte, daß Sie einige Leute vermissen würden. Sie sollten lieber auch eine Flasche mitnehmen.«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie da?« fauchte Trumbo.
    »Geister«, erwiderte Cordie. »Ich rede davon, Geister zu transportieren. Diese Flasche hier ist für meinen. Wenn Sie jemanden haben, den Sie zurückholen wollen, sollten Sie vielleicht lieber auch eine Flasche mitnehmen.«
    »Geister transportieren«, wiederholte Trumbo. »Das ist der blödeste Mist, den ich je...« Er verstummte. »Ja«, sagte er schließlich. »Vielleicht brauche ich doch eine Flasche.«
    »Nur eine?« fragte Cordie und schwenkte die Taschenlampe über die Regale.
    »Ja. Meine Hände sind voll. Könnten Sie eine für mich rausnehmen?«
    »Klar«, sagte Cordie und griff nach einer, ohne den Revolver zu senken.
    »Keine von den teuren«, knurrte Trumbo. »Der billige Vin de Pays reicht völlig.«
    Cordie zuckte mit den Achseln, griff den Vin de Pays und klemmte Trumbo die volle Flasche zu den Knoblauch- und Anchovistuben unters Kinn. »Auf geht’s«, sagte sie.
    Sie nahmen die Treppe ins Untergeschoß.
    »Verdammt noch mal«, fluchte Trumbo. »Hier unten ist doch

Weitere Kostenlose Bücher