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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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»Ich habe gerade einen Jeep gemietet. Für siebzig Dollar pro Tag. Wollen Sie mir erzählen, daß Ihr Jeep mit dieser Straße nicht fertig wird?«
    Die Blondine verschränkte die Arme. »Sie können die Saddle Road nicht nehmen. Sie ist auf der Karte, die ich Ihnen gegeben habe, noch nicht einmal verzeichnet.«
    »Das habe ich bemerkt«, sagte Eleanor.
    »Es würde gegen den Vertrag verstoßen.«
    »Ich verstehe«, sagte Eleanor.
    »Das Benutzen dieser Straße ist mit unseren Fahrzeugen nicht gestattet.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Eleanor. Sie tippte auf den Vertrag, dann deutete sie auf den dunkler werdenden Himmel. »Könnte ich jetzt die Schlüssel für den Jeep haben? Es wird langsam dunkel.«
     
    Eleanor brauchte fast eine halbe Stunde, bis sie herausgefunden hatte, wo die Saddle Road inmitten der Vororte von Hilo ihren Anfang nahm. Während sie sich zwischen den letzten Häusern und Palmen hindurch in das bergige Gelände schlängelte, blickte sie immer wieder in den Rückspiegel auf die Wolkenwand, die von Osten heranzog. Eine Meile vor der Küste ging schwerer Regen nieder, und die Gewitterwolken zogen in ihre Richtung.
    Sie hatte eine weitere Viertelstunde verloren, nachdem sie den offenen Jeep inspiziert hatte. Es war ein neuer Wrangler, mit nicht einmal zwanzig Meilen auf dem Zähler und einem Automatikgetriebe, auf das Eleanor gern und selbst gegen Aufpreis verzichtet hätte, doch weder auf der Ladefläche noch unter dem Sitz fand sich ein festschnallbares Vinylverdeck. Eleanor hatte auf vier Kontinenten Allradfahrzeuge gemietet, und selbst der verbeulteste, alte offene Rover oder Toyota besaß irgendeinen Schlechtwetterschutz, den man am Überrollbügel festmachen konnte.
    »Oh, Sie meinen das Bikini-Top«, sagte die Blondine, als Eleanor zurückgefahren war und abgewartet hatte, bis ein anderer Kunde seinen Wagen gemietet hatte.
    »Wie immer Sie es nennen. Gewöhnlich schnallt man es mit Riemen oder Klettbändern fest.«
    Die Blondine nickte, offenkundig angeödet. »Die liefern wir nicht mehr mit. Nicht bei den neuen Wagen. Wir nehmen sie raus und lagern sie.«
    Eleanor versuchte es mit dem alten Trick und zählte stumm auf griechisch bis zehn. Manchmal hielt sie das davon ab, auf Idioten loszugehen. »Und warum?« fragte sie schließlich, und ihre Stimme war auf diese gewisse Art sanft, die ihre Studenten augenblicklich nervös machte.
    Die Blondine kaute ihr Kaugummi. »Die Leute verlieren sie immer. Oder sie verlieren diese kleinen Dinger zum Festmachen.«
    Eleanor beugte sich lächelnd näher heran. »Wohnen Sie in Hilo, Miss?«
    Das Kaugummi platzte, und ein neuer Kauzyklus begann. »Klar.«
    »Wissen Sie, wieviel Niederschlag Sie auf dieser Seite der Insel haben? Wie viele Zentimeter pro Jahr?«
    Die Blondine hob die Schultern.
    »Ich lebe nicht hier«, fuhr Eleanor fort, »aber ich kann Ihnen die Höhe des jährlichen Niederschlags nennen. Über dreihundertachtzig Zentimeter. Pro Jahr. Manchmal sogar bis zu fünfhundert Zentimeter, ein Stück weiter im Tal.« Sie beugte sich noch weiter vor. »Also, werden Sie mir jetzt irgendeinen Schutz für meinen Jeep geben, oder muß ich die Karre diese Stufen hinauffahren und auf dem Bürgersteig parken und warten, bis die Reporter kommen, während ich per Ferngespräch mit dem Präsidenten Ihrer Firma spreche?«
    Das »Bikini-Top« flatterte im böigen Wind, der dem Gewitter vorauseilte, während der Jeep die Waianuenue Avenue entlangfuhr, vorbei an Rainbow Falls, und dann nach Westen in die Saddle Road bog, aber Eleanor schätzte, daß das blöde Stück Vinyl sie wenigstens leidlich trocken halten würde, solange sie nicht in einen Hurrikan geriet.
    Die Dämmerung war schon angebrochen, als Eleanor den Jeep eine Reihe von Serpentinen hinaufpeitschte, vorbei an den Hinweisschildern zu den Kaumana-Höhlen und zum Hilo-Golfplatz. Hier oben in den Hügeln wurde die Straße schmaler, bis sie kaum noch breit genug für zwei Fahrzeuge war, aber Eleanor war nur wenigen Autos begegnet, und das Pflaster war in Ordnung.
    Der Regen holte sie keine zehn Meilen westlich von Hilo ein. Kluge Konstruktion von seiten der Chrysler-Jeep-Abteilung hatte sichergestellt, daß die Kombination aus aufrechter Windschutzscheibe und flatterndem Vinyl das Regenwasser wie durch einen Trichter in Eleanors Nacken und gegen die Innenseite der Windschutzscheibe laufen ließ. Die quietschenden Wischer gaben sich alle Mühe, die Außenseite des Glases von den Wassertropfen zu

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