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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Westen ist von sehr geringer Wahrscheinlichkeit.«
    »Geringe Wahrscheinlichkeit«, wiederholte Trumbo. »Da fühlt man sich doch gleich besser.«
    »Ja«, bestätigte Dr. Hastings, dem offensichtlich der Sarkasmus in Byron Trumbos Stimme entgangen war.
    »Dr. Hastings«, mischte Will Bryant sich ein, »in Ihrem Bericht vom letzten August und in der Studie, die Sie vor dem Bau des Hotels für uns erstellten, haben Sie da nicht davon gesprochen, daß die Wahrscheinlichkeit für eine Flutkatastrophe bedeutend höher läge als die eines Lavastroms, der das Hotel unter sich begräbt?«
    »O ja«, erwiderte Hastings, und in seiner Stimme schwang der Stolz eines Autors mit, dessen Werk gelesen worden war. »Wie ich in dem Bericht ausgeführt habe, liegt das geplante Mauna-Pele-Hotel... nun, ich vermute, ›geplant‹ trifft wohl nicht mehr ganz zu... die Hotelanlage, die Sie gebaut haben, liegt an der Südwestflanke des Mauna Loa, und diese Flanke erstreckt sich weit in den Pazifik hinein. Um genau zu sein, handelt es sich dabei um einen der steilsten Unterwasserhänge auf diesem Planeten. Diese Flanke ist ungestützt, wie wir es nennen, und ist starken Schollenverschiebungen unterworfen...«
    »Mit anderen Worten«, unterbrach ihn Trumbo, »der gesamte gottverdammte Küstenabschnitt könnte in den Pazifik rutschen.«
    »Nun«, sagte Hastings gedehnt über das statische Rauschen hinweg, »ja. Aber das ist nicht der Punkt.«
    Trumbo verdrehte die Augen und lehnte sich zurück. Die Gulfstream tauchte nun steil nach unten, und das Motorengeräusch veränderte sich. Asche und Rauch peitschten an den runden Fenstern vorbei.
    »Was ist der Punkt, Doktor?« fragte Trumbo.
    »Der Punkt ist... wie ich schon in den beiden Berichten, die ich für Sie verfaßt habe, ausführte... daß selbst eine kleine Schollenverschiebung und die begleitende seismische Aktivität, die ein derartiges Absacken erzeugt, eine tsunami hervorrufen kann und würde...«
    »Eine Springflut«, erklärt Will.
    »Ich weiß, was eine Scheiß tsunami ist«, knurrte Trumbo.
    »Wie bitte?« drang Hastings Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Nichts, Doc«, sagte Trumbo. »Kommen Sie zum Ende. Wir landen gleich.«
    »Nun, es gibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen. 1951 hat es an dem Küstenabschnitt, an dem nun das Mauna-Pele-Hotel liegt, ein Erdbeben der Stärke 6,5 gegeben. Seit vor vier Tagen diese neue Serie von Eruptionen begonnen hat, wurden über tausend seismische Aktivitäten registriert. Glücklicherweise sind diese Beben noch nicht sehr stark, aber der Druck scheint zu wachsen...«
    »Ich glaube, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Doc«, fiel ihm Trumbo ins Wort und schnallte sich an, während die Gulfstream in der Aschewolke in eine Turbulenz geriet. »Wenn das Mauna Pele nicht unter Lava begraben wird, dann rutscht es entweder in den Pazifik oder wird von einer tsunami weggespült. Vielen Dank, Doc. Wir melden uns wieder.« Er schaltete das Telefon wütend ab. Die Gulfstream bockte und buckelte. »Will«, sagte Trumbo, »warum verbietet die FAA Flugzeugen das Durchfhegen solcher Wolken?«
    Bryant blickte von dem Vertrag auf, den er gerade studierte. »In der Wolke sind Schotter und Aschepartikel, die die Düsen der Maschine verstopfen können«, erklärte er.
    Byron Trumbo grinste. »Das sagen Sie mir jetzt«, bemerkte er leise. Vor dem Fenster war es beinahe pechschwarz. Die Gulfstream wurde weiter kräftig durchgeschüttelt.
    Will Bryant zog eine Augenbraue hoch. Es gab Momente, da wußte er nicht, ob sein Boß einen Witz machte oder nicht.
    »Ach, scheiß drauf«, lachte Trumbo. »Wahrscheinlich wäre es ein Glück für uns, wenn die Maschine abstürzt. Oder die Maschine der Japse. Wenn dieses Arschloch Sato den Laden nicht kauft, werden wir uns noch wünschen, tot zu sein.«
    Will Bryant schwieg.
    »Da fängt man doch an, sich über die Menschen zu wundern, ist es nicht so, Will?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Trumbo deutete mit einem Nicken auf die Aschewolke draußen vor dem Fenster. »Tausende von Leuten bezahlen bereitwillig Höchstpreise, um herzukommen und sich diese Eruption anzusehen... sie riskieren es, von Springfluten fortgespült und unter Lava begraben zu werden, nur um das Spektakel nicht zu verpassen... aber kaum verschwinden sechs unbedeutende Leute, bleiben sie in Scharen weg. Schon komisch, was?«
    »Neun Leute.«
    »Wie?« sagte Trumbo und wandte sich vom Fenster ab.
    »Neun Leute sind verschwunden. Vergessen Sie nicht die drei

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