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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Fall sein. Das letzte, was ihm heute noch fehlte, waren schlechte Laune, dumme Ratschläge oder Probleme mit seinem Scheißcaddy.
    Er brauchte nur einen kurzen Augenblick, um sich zu konzentrieren. Er puttete und schaute zu, wie der Ball sauber ins Loch kullerte. Dann blickte er auf, um Satos zustimmendes Lächeln zu sehen, aber der andere Milliardär unterhielt sich flüsternd mit Inazo Ono, der es geschafft hatte, seinen Ball mit vier Schlägen auf den Rand des Grüns zu treiben. Leck mich doch, dachte Byron Trumbo bei sich und ging hinüber, um seinen Ball zu holen.
    Als seine Finger den anderen Finger im Loch berührten, reagierte er zuerst überhaupt nicht. Es war, als wäre da jemand unter der Erde und versuchte, ihm die Hand zu schütteln, und dieses Gefühl war so irrwitzig, daß er — abgesehen von einem Kribbeln in seinem Nacken — keine Regung zeigte, außer dem Wunsch zu erstarren, noch immer vornübergebeugt, den Arm zum Loch ausgestreckt.
    Dann beugte er sich noch weiter vor und schaute ins Loch. Sein Ball war dort, balancierte direkt unterhalb der Rasenkante auf den vier hochgereckten Fingern und dem Daumen einer abgetrennten rechten Hand.
    Aus dem Augenwinkel sah er, daß Sato und Ono sich umdrehten und herüberschauten und daß Bobby Tanakas letzter Chip-Schlag ihn auf das Grün gebracht hatte. Noch immer gebückt, wandte Trumbo den Kopf und schaute zu Gus Roo. Sein Caddy, der noch immer die Fahne hielt, hob hilflos die freie Hand. Für einen Hawaiianer war Gus ’ Gesicht sehr blaß. Trumbo bemerkte, daß der Teller der Fahnenstange rot verschmiert war.
    Trumbo schaute wieder zu Sato und grinste, seine eigenen Finger noch immer wenige Zentimeter über der hochgestreckten Hand mit seinem Ball. Was, wenn das Ding da unten lebendig ist und gleich durch die Erde nach oben greift?
    »Guter Schlag, Byron-san«, sagte Sato ohne sonderliche Begeisterung.
    Trumbo lächelte abermals, noch immer erstarrt in seiner unbequemen Haltung. Er konnte sehen, daß Bobby ihn anstarrte und sich offenkundig fragte, was los sei, vielleicht besorgt, sein Boß hätte sich einen Wirbel ausgerenkt.
    Trumbo griff abermals nach dem Ball und hielt die Luft an bei dem Gedanken, die abgetrennte Hand könnte ihn vielleicht nicht hergeben wollen.
    Schließlich richtete er sich auf, warf den Ball einmal spielerisch in die Luft, steckte ihn dann lässig in die Tasche und fragte: »Wer möchte einen Drink?«
    Sato und die anderen runzelten die Stirn. »Einen Drink, Byron-san? Wir sind doch erst beim vierzehnten Loch.«
    Trumbo baute sich zwischen ihnen und dem Loch auf und zuckte übertrieben die Achseln. »He, was soll’s, es ist heiß, wir leisten Schwerstarbeit, da dachte ich mir, warum machen wir nicht mal ein paar Minuten Pause und genehmigen uns hier im Schatten was Kaltes.« Er deutete auf eine Gruppe von Palmen, die oberhalb des Sandhindernisses im Wind rauschten.
    »Ich muß putten«, sagte Hiroshe Sato, offensichtlich verstört von der lockeren Haltung, die sein Gastgeber gegenüber dem Golfspiel an den Tag legte.
    Trumbo schüttelte den Kopf, noch immer mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. »Das ist doch ein Selbstläufer, Hiroshe.«
    »Ein... Selbstläufer?«
    »Klar«, erwiderte Trumbo und hob die Hände. »Das Loch würden Sie doch ohnehin mit links schaffen.«
    Sato sah ihn stirnrunzelnd an. »Ich bin neun Meter vom Loch entfernt, Byron-san.«
    »Ja, aber heute übertreffen Sie sich selbst, Hiroshe«, erklärte Trumbo. Mit seinen Augen und Brauen gab er Will Bryant Zeichen, endlich herüberzukommen. Der Sekretär kam aufs Grün, ohne sich um die empörten Gesichter der japanischen Gäste zu kümmern, die sich darüber mokierten, daß er mit Straßenschuhen den Rasen betrat. Trumbo beugte sich zu ihm. »Da liegt etwas im Loch«, flüsterte er Will ins Ohr. »Lassen Sie sich von Gus ein Handtuch geben, holen Sie das Scheißding aus dem Scheißloch, und tun Sie’s so, daß Sato und die anderen nichts mitkriegen. Verstanden?«
    Will Bryant sah seinen Boß an, nickte kaum wahrnehmbar und ging hinüber zum Caddy.
    Trumbo marschierte inzwischen zu dem Milliardär hinüber und legte kameradschaftlich seinen Arm um den kleineren Mann. Er konnte spüren, wie Sato bei der Berührung zusammenzuckte. »Hiroshe, lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen.« Trumbo führte die Gruppe zu den abgestellten Golfwagen, wo er Wills Aktenkoffer aufnestelte und den Prospekt und die Grundstückskarten hervorholte, die sie schon während

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