Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
hellbraunen Sommersprossen. Kassandra dachte:  Sie wirkt mehr wie ein Krieger als eine Frau.  Aber sie sah Hekabe ähnlich genug, daß Kassandra keinen Zweifel daran hatte, daß sie ihre Tante war. Penthesilea lächelte Kassandra freundlich an.

    »Kommst du gern mit uns? Hast du keine Angst? Ich glaube, deine Schwester fürchtet sich vor unseren Pferden«, fügte sie hinzu. »Polyxena fürchtet sich vor allem«, sagte Kassandra, »sie will ein richtiges braves Mädchen sein, wie mein Vater immer sagt.«
    Du nicht?«
    »Nicht, wenn es bedeutet, daß man die ganze Zeit im Haus bleiben muß«, sagte Kassandra und sah, daß Penthesilea lächelte. »Wie heißt dein Pferd? Beißt es?«
    » Sie  heißt Sturmwind, und sie hat mich noch nie gebissen«; sagte Penthesilea, »du darfst dich mit ihr anfreunden, wenn du kannst. « Kassandra trat mutig vor und streckte die Hand aus. Man hatte sie gelehrt, das bei fremden Hunden zu tun, damit die Hunde sie beschnuppern konnten. Das Pferd senkte den großen Kopf und schnaubte. Kassandra streichelte die seidigen Nüstern und blickte in die großen, liebevollen Augen. Sie erwiderte den Blick der feuchten Augen und hatte das Gefühl, daß sie unter den Fremden bereits eine Freundin gefunden hatte.
    Penthesilea fragte: »Bist du also bereit, mit uns zu kommen?«
    »Oh,  ja !« rief Kassandra begeistert. Penthesileas mageres, strenges Gesicht wirkte freundlicher, wenn sie lächelte.
    »Glaubst du, du kannst reiten lernen?«
    Freundlich hin, freundlich her, das Pferd wirkte  sehr  groß und sehr hoch. Aber Kassandra sagte tapfer: »Wenn du es gelernt hast und wenn meine Mutter es gelernt hat, gibt es vermutlich keinen Grund, weshalb ich es nicht lernen sollte. «
    »Willst du nicht mit hinauf kommen in die Frauengemächer und eine Erfrischung zu dir nehmen, ehe du wieder weg mußt?«fragte Hekabe.

    »Aber ja, wenn du jemanden hast, der sich um unsere Pferde kümmert«, erwiderte Penthesilea. Hekabe rief einen der Diener und befahl ihm, die Pferde von Penthesilea und ihren beiden Begleiterinnen in die Ställe zu führen. Die beiden anderen Frauen trugen die gleiche Kleidung, und Penthesilea stellte sie als Charis und Melissa vor. Charis war dünn und hellhäutig und hatte beinahe eben soviel Sommersprossen wie ihre Königin, aber goldgelbe Haare; Melissa hatte braune gelockte Haare, war rundlich und hatte rosa Wangen. Kassandra hielt die beiden für fünfzehn und sechzehn. Als sie zu den Frauengemächern hinaufstiegen, fragte sich Kassandra zum ersten Mal, weshalb ihr die Dunkelheit da drinnen nie aufgefallen war …
    Hekabe hatte der Kammerfrau befohlen, Wein und Süßigkeiten zu bringen. Während die Gäste aßen und tranken, rief Penthesilea Kassandra zu sich und sagte: »Wenn du mit uns reiten willst, mußt du ordentlich angezogen sein, Liebes. Wir haben eine Hose für dich mitgebracht. Charis wird dir helfen, sie anzuziehen. Außerdem brauchst du einen warmen Mantel zum Reiten. Wenn die Sonne untergeht, wird es sehr schnell kalt.«
    »Mutter hat mir einen warmen Mantel gemacht«, sagte Kassandra und ging mit Charis in ihr Zimmer, um ihre Sachen zu holen. Die lederne Hose war ihr etwas zu groß, und Kassandra fragte sich, wer sie wohl vorher getragen hatte, denn der Hosenboden glänzte. Aber nachdem sie sich mit dem festen Leder an den Beinen abgefunden hatte, fand sie die Hose erstaunlich bequem. Sie dachte, sie könne damit schnell wie der Wind rennen, ohne über die Röcke zu stolpern. Sie schob gerade den Ledergürtel durch die Laschen, als sie die vertrauten lauten Schritte und seine dröhnende Stimme hörte.
    »Nun, Schwägerin, bist du gekommen, um mein Heer für Hesiones Befreiung nach Mykenai zu führen? Und was für prächtige Pferde ihr reitet! Ich habe sie im Stall gesehen. Sie sind wie Poseidons unsterbliche Pferde. Woher hast du sie?«
    »Idomeneos, der König von Kreta, hat sie uns verkauft«, antwortete Penthesilea, »das mit Hesione wußten wir nicht. Was ist geschehen?«
    »Agamemnons Männer aus Mykenai haben sie entführt. Zumindest glauben wir das. Jedenfalls waren es Achaier… Räuber. Das Gerücht sagt, daß Agamemnon ein bösartiger und grausamer König ist. Sogar seine eigenen Männer lieben ihn nicht, sondern fürchten ihn. «
    »Er ist ein großer Kämpfer«, sagte Penthesilea, »ich hoffe, ihm eines Tages in der Schlacht gegenüberzustehen. Wenn du dein Heer nicht selbst nach Mykenai führen willst, um Hesione zurückzuholen, mußt du nur warten, bis

Weitere Kostenlose Bücher