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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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geringere Bäume als Brennholz, um sich und seine Untergebenen, vor allem aber Helene, die er hofierte, und ihre Gäste nicht darben zu lassen.
    Irmelas Stiefgroßmutter war es gelungen, von den Behörden in Passau und dem Rentamt, zu dem die Liegenschaft gehörte, alsVormund der Komtesse akzeptiert zu werden, und so hatte man ihr die Verfügungsgewalt über den Besitz zugesprochen. Nun hielt sie das Heft in der Hand, und das störte Irmela mehr als die Herrschaft ihrer Stiefgroßmutter über ihre Kasse. Der Vorfall mit der Magd war nur der letzte von all jenen, die ihr das Schwinden ihres Ansehens vor Augen geführt hatten. Im selben Maße, wie ihr Einfluss zurückging, baute Johanna den ihren aus, indem sie auf ihre Stellung als Tochter der Herrin pochte. Sie und Helene umsorgten Ehrentraud wie Glucken und vermittelten dem Gesinde, dass die Verletzte ein hochgeschätzter Gast sei, dem man nicht widersprach, während sie Meinarda von Teglenburg gerade noch die nötige Höflichkeit zuteil werden ließen und Walburga Steglinger beinahe wie eine Magd behandelten.
    Ärger und düstere Betrachtungen, stellte Irmela ironisch fest, verhalfen ihr auch nicht zu dem gewünschten Waschwasser, und sie fragte sich, ob sie eine andere Magd rufen oder das Wasser lieber selbst holen sollte. Da hörte sie Johannas Gelächter durch die Gänge hallen. Ihre Tante schien über irgendetwas zu spotten, und Irmela hätte wetten mögen, dass entweder sie, Meinarda oder Walburga der Grund für das höhnische Lachen gewesen waren.
    Lauschen gehörte sich für eine sittsame Jungfer eigentlich nicht. Dennoch schlich Irmela zur Tür, hinter der nun Helenes Stimme aufklang. »Sie muss ein Wechselbalg sein! Alle Hochbergs waren stattliche Gestalten, sogar mein Mann, obwohl er bei unserer Hochzeit schon ein Greis mit krummem Rücken gewesen ist. Irmhilde von Hochberg galt als eine der schönsten Frauen der Region, und es ist kaum zu glauben, dass ein so hässliches Ding wie Irmela die Tochter meines Stiefsohns und seiner Gattin sein soll.«
    Also bin ich mal wieder das Opfer, dachte Irmela erbittert. Ein Teil von ihr drängte sie, die Tür aufzureißen und der gehässigenFrau zu sagen, was sie von ihr hielt. Helene würde sie dafür jedoch von den Mägden in ihre Kammer zurückbringen lassen und wieder zu Zimmerarrest verurteilen. Das letzte Mal hatte man ihr in dieser Zeit nur jene Gerichte vorgesetzt, die sie verabscheute. Mit dem Wissen, dieser impertinenten Person hilflos ausgeliefert zu sein, setzte sie sich auf ihr Bett und kämpfte mit den Tränen. Kurz darauf gingen Helene und Johanna draußen vorbei in Richtung ihrer Zimmer. Irmela hatte man direkt über dem Eingang in einem Zimmer neben der Treppe untergebracht, in dem sie jedes Geräusch aus den Fluren, dem Dienstbotentrakt und der Küche hörte. Selbst einen Menschen mit weniger empfindlichen Sinnen mussten das ständige Türenschlagen, die schrillen Stimmen der Mägde und das Getrampel im Treppenhaus stören. Dazu klapperte der Fensterladen, wenn der Wind daran vorbeistrich.
    Zunächst hatte Irmela geglaubt, man habe ihr zufällig diese Kammer zugeteilt. Inzwischen aber hatte sie herausgefunden, dass Johanna das ausgeheckt hatte. Ihre Tante nutzte den Schutz und die Macht ihrer Mutter, um sich für die jahrelange Missachtung an ihr zu rächen, die ihr von seiten Ottheinrichs von Hochberg zuteil geworden war. Offensichtlich war es ihr auch gelungen, ihre Mutter gegen sie zu beeinflussen, denn deren Haltung hatte sich seit den Tagen auf der Donau stark verändert. Damals hatte Helene sie umschmeichelt und alles getan, damit sie die Anstrengungen der Reise unbeschadet überstand, doch nun hielt sie es nicht mehr für nötig, auch nur die geringste Höflichkeit aufzubringen. Sie behandelte sie wie eine arme Verwandte, die man aus Gnade und Barmherzigkeit aufnimmt und als höheren Dienstboten benutzt.
    Irmela fragte sich, ob es wohl anders gekommen wäre, wenn Hauptmann Kiermeier und Fabian länger hätten bleiben können. In diesem Krieg wurden jedoch alle Offiziere benötigt, unddeswegen war Anselm Kiermeier zwei Tage nachdem er die Reisegruppe hierhergebracht hatte wieder aufgebrochen und hatte Fabian mitgenommen. Ihr einstiger Spielkamerad musste froh sein, in ihm einen Förderer gefunden zu haben, denn als Edelmann ohne Besitz und einflussreiche Gönner bei Hofe war er darauf angewiesen, beim Heer Karriere zu machen. Obwohl er sich während ihrer Reise mehr um Johanna und Ehrentraud

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