Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
aber immerhin beweisen sie, dass er ihm auf den Fersen war. Und zudem gibt es nur wenige Magier, die so mächtig sind wie San.«
    »San …«, murmelte Neor, und eine Welle des Hasses durchlief ihn von Kopf bis Fuß. Er musste daran denken, wie bewundernd sein Vater mit diesem Mann umgegangen war, mit welcher Zuneigung er über ihn gesprochen hatte. Und er erinnerte sich an den Eifer, mit dem er ihn gegen seine, Neors, Vorwürfe in Schutz genommen hatte.
    »Als Kind verfügte er bereits über enorme Zauberkräfte, ein Potenzial, das niemals erloschen ist. Als ich ihn bei unserem Wiedersehen umarmte, konnte ich sie deutlich spüren. Sie schienen mir sogar noch stärker als vor fünfzig Jahren. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht, denn, wie gesagt, war er schon als kleiner Junge begabt.«

    »Glaubt Ihr, er wäre in der Lage, dieses Siegel auszuführen?«
    Theana nickte. »Zweifellos, Neor. Er ist mächtiger als ich, mächtiger als die allermeisten Magier, die ich kenne. Das war er schon immer und ist es auch heute noch. Er gehört zu den wenigen, die dazu in der Lage wären.«
    Die Hände des Prinzen krallten sich um die Armlehnen. Gewiss, er hatte keine Beweise. Und doch sagte ihm sein Instinkt, dass San der Mörder war. Warum hätte er sonst den Hof so überstürzt verlassen sollen? Und sollte es etwa nur ein Zufall sein, dass ausgerechnet der auf ihn angesetzte Agent die Tat ausgeführt hatte?
    »Ich werde ihn festnehmen lassen.«
    »Wir haben aber keine Beweise gegen ihn«, gab Theana zu bedenken.
    »Ich weiß. Aber wir haben Indizien. Und für mich reichen sie aus, um ihn hierher nach Neu-Enawar bringen zu lassen. Es soll keine offizielle Verhaftung sein. Aber wir müssen ihn festsetzen, am besten hier im Heerespalast, und prüfen, ob sich der Verdacht erhärtet.«
    »Neor, du kennst die Lage, ich glaube nicht, dass es in unserer Macht steht, ihn …«
    »Die Notlage, in der wir uns befinden, sollte uns nicht daran hindern, dem Recht Geltung zu verschaffen. Und zudem ist es doch ein merkwürdiger Zufall: San verlässt den Palast, und nur ein paar Tage später erkrankt mein Vater …«
    Theana schien noch blasser zu werden. »Das kann er unmöglich getan haben …«
    »Das hoffe ich auch. Aber trotzdem weiß ich nicht, was ich noch denken soll.« Neor überlegte einen Moment. »Ich werde ihn festnehmen lassen«, sagte er dann, mehr zu sich selbst. »Ich werde ihn festnehmen lassen und dann presse ich die Wahrheit aus ihm heraus, ob er will oder nicht«, schloss er und fletschte die Zähne.

    Es war ein gewöhnlicher Abend. Gleich nach dem Abendessen hatten sich San und Amhal in das Zelt zurückgezogen, das sie jetzt teilten. Nach den Vorkommnissen in dem kleinen Dorf suchte Amhal die Nähe zu seinem Meister. Er wusste nicht so genau, warum er ihn darum gebeten hatte. Vielleicht stand dahinter auch der Wunsch, sich so weit wie möglich von Adhara zu entfernen, von ihrem so gnadenlos ehrlichen Blick, ihrer so sanften Liebe.
    Beide lasen etwas. San Depeschen, die tagsüber eingetroffen waren, Amhal ein Buch über Schwarze Magie. Er war jetzt bei dem Kapitel über den Dunklen Blitz angelangt: nicht, dass er die Unterweisung benötigt hätte. Er konnte ihn bereits anwenden. Aber es freute ihn, bestätigt zu sehen, dass er die wesentlichen Elemente beherrschte, ohne dass sie ihm jemand beigebracht hätte.
    Da öffnete sich plötzlich der Zelteingang, und zwei Wachen mit gezückten Schwertern traten ein. »Wer ist San?«
    »Das bin ich«, antwortete dieser, während er die Soldaten ungläubig anblickte.
    »Im Namen König Neors: Ihr seid festgenommen. Wir haben Befehl, Euch zu einem Verhör nach Neu-Enawar zu bringen.«
    »König Neor?«, murmelte Amhal hinter San verwirrt.
    Der bedachte seinen Schüler mit einem kurzen Blick und wandte sich dann wieder den Wachen zu. »Das muss ein Irrtum sein.«
    »Nein, das ist kein Irrtum. Der Befehl ist klar und deutlich. Folgt uns!«
    Sie nahmen San in die Mitte und führten ihn aus dem Zelt, vor dem sich bereits eine kleine Menschenmenge versammelt hatte. Amhal sprang auf und folgte ihm, während ein schrecklicher Verdacht in seinem Kopf mehr und mehr Gestalt annahm.
    Sie wissen es. Sie wissen, was wir in dem Dorf getan haben.
    Einen Augenblick lang fühlte er sich fast erleichtert. Auch
ihn würde man gefangen nehmen, würde ihn in eine Zelle stecken und vielleicht hinrichten. Und damit wäre das alles endlich ausgestanden.
    »Was wirft man ihm vor?«, fragte er mit bebender

Weitere Kostenlose Bücher