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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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nickte gleichgültig. An dem Plan, den Kryss entworfen hatte, um die Aufgetauchte Welt in die Hände zu bekommen, an den Rechtfertigungen, die er für diesen Eroberungsfeldzug anführte, lag ihm rein gar nichts. Wichtig war nur, was er bald schon würde tun müssen, sowie das eigentliche Ziel, das leider noch in weiter Ferne lag.
    Der andere leerte sein Glas. »Dann also Lebewohl«, sagte er, während er aufstand und ihm die Hand schüttelte. »Ich weiß, du tust es nicht für uns. Man merkt es dir an. Aber dennoch danke ich dir. Unser Geschlecht wird dir auf ewig Dank schulden.«
    »Kein Ursache!«, antwortete der Mann in Schwarz gleichmütig.
    Der Gast wandte sich ab und tauchte in die Menge ein. Der Mann in Schwarz sah ihm nach, bis er ganz verschwunden war, und er erhob sich dann ebenfalls. Er hatte sehr viel zu tun.

4
    Ein Name
    E r hatte ihr seinen Umhang um die Schultern gelegt und ihr, ein tröstendes Lächeln andeutend, in die Augen gesehen. Wer sie sei oder was sie dort gesucht habe, fragte er sehen. Wer sie sei oder was sie dort gesucht habe, fragte er sie nicht. »Hast du einen Ort, wo du hin kannst?«
    »Nein …« Das Mädchen war selbst überrascht, wie schnell und klar ihr die Antwort über die Lippen kam.
    Er blickte sie noch einen Moment schweigend an und erklärte dann: »Salazar ist nachts kein sicherer Ort für ein junges Mädchen, vor allem der Turm hier.«
    Behutsam half er ihr auf, und sie vertraute ihm auf Anhieb. Er schien ehrlich um sie besorgt.
    Als er ihr den Arm reichte, streifte ihr Blick den breiten Riss in seinem Wams, wo die Klinge seines Gegners eingedrungen war. Seltsam, doch der Stoff sah nicht blutverschmiert aus, nur feucht, wie durchtränkt von einer transparenten, zähen Flüssigkeit.
    Sie stellte keine Fragen. War zu erschöpft dazu und hatte zudem ein verzweifeltes Verlangen, sich jemandem vertrauensvoll überlassen zu können.
    So schritten sie nebeneinander her durch den Ringflur im Turm, während das fahle Licht, das durch die inneren Fenster fiel, ihre Gesichter ein wenig erhellte. Als sie immer häufiger stolperte, weil ihre müden Beine sie nicht mehr tragen wollten, beugte sich der Soldat irgendwann wie selbstverständlich
zu ihr herab und machte Anstalten, sie auf den Arm zu nehmen.
    »Nein … es geht schon …«, wehrte das Mädchen ab und staunte erneut über die jähe Wiederkehr ihrer Sprache.
    Er schüttelte den Kopf. »Warum denn nicht? Du hast heute sicher schon genug durchgemacht.«
    Sie spürte seine Arme unter den Knien, seine Hand auf ihrer Schulter – ein eigenartiges Gefühl, das sie verwirrte. Das sanfte Schaukeln im Rhythmus seiner Schritte und sein ruhiger Herzschlag am Ohr verstärkten ihre Müdigkeit, und sie schlang beide Arme um seinen Hals und ließ geschehen, dass sie langsam der Schlaf überkam. Nur noch verschwommen nahm sie das Licht in dem Gasthaus wahr, das sie betraten, vernahm wie von fern das Knarren der Holzbohlen unter seinen Stiefelsohlen, dann umfing sie die ersehnte Finsternis.
     
    Eine Weile stand der Soldat nur da und betrachtete sie. Bereits schlafend hatte er sie in sein Bett gelegt. Nun schlummerte sie sanft, mit langen regelmäßigen Atemzügen wie jemand, der mit seinen Kräften am Ende war. Diese ruhig schlafende Gestalt zu beobachten, half ihm bei dem Bemühen, den Kopf freizubekommen, nicht mehr daran zu denken, was vorhin, als er sie gerettet hatte, wieder mit ihm passiert war. Doch ganz verschwanden sie nicht, die Bilder und die damit verbundenen Gefühle, die ihn bedrängten: der erregende Schauer, als er die Klinge in dem fremden Fleisch versenkt hatte, die Genugtuung im Anblick des sterbenden Feindes, das Vergnügen angesichts der Schmerzen, die er ihnen zugefügt hatte. Er nahm die Hände vor das Gesicht, und um die Verzweiflung abzuschütteln, die ihn zu erfassen drohte, sprang er auf, ergriff sein Schwert und stürmte hinaus ins Dunkel der Nacht.
     
    Eins. Zwei. Drei. Schwung, Schwung, Stoß. Eins. Zwei. Drei.

    Der junge Soldat schwitzte am ganzen Körper, und seine Armmuskeln stöhnten. Und dennoch trainierte er unverdrossen weiter, das lange, beidhändig zu führende Schwert zwischen den mit Blasen übersäten Händen.
    Eins. Zwei. Drei.
    Doch so viel Schweiß er auch vergoss, wie sehr er sich auch plagte und seinen Körper bis zur Schmerzgrenze beanspruchte, wollten Verzweiflung und Schuldgefühle, die ihm den Schlaf und langsam auch den Verstand raubten, einfach nicht weichen. Denn wieder einmal hatte er

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