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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Klette an ihn hängen. Gähnend streckte sie sich aus und genoss die angenehm warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Rücken. Da bemerkte sie eine Truhe seitlich des Bettes, darauf einen Kanten Brot sowie eine Schüssel mit einer weißen Flüssigkeit, die mit einer dünnen Schicht sahnigen Schaums überzogen war. Sie musste lächeln. Auch wenn er gegangen sein sollte, dann nicht ohne eine letzte freundliche Aufmerksamkeit.
    Die Beine übereinandergeschlagen, saß sie am Boden, knabberte von dem Brot und nippte an der Schüssel: Es schmeckte köstlich.
    Während sie sich kauend umschaute, entdeckte sie ringsum viele Anzeichen dafür, dass er zurückkehren würde. Angefangen bei der Tasche, in der wahrscheinlich seine Kleider waren, über die Bücher in einer Ecke, von denen eines aufgeschlagen war, bis zu dem Gänsekiel, der auf einer Pergamentseite lag. Innerlich jubelte sie: Nein, er war nicht für immer fort.
    Sie fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Sie war allein und wusste noch nicht einmal, wo sie sich befand. Dem Ausblick nach zu urteilen einige Ebenen über jener, wo man sie in der
Nacht überfallen hatte. Sie hielt sich immer noch im Turm auf: Salazar hatte er den Ort genannt. Aber darüber hinaus waren ihre Erinnerungen an das, was vorgefallen war, sehr wirr. Wahrscheinlich befand sie sich in einem Gasthaus. Sollte sie auf seine Rückkehr warten? Oder wartete er darauf, dass sie ihrer Wege ging? Die Ellbogen aufgestützt und das Gesicht in den Handflächen, lehnte sie sich ins Fenster, schloss die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut.
    Das Geräusch der sich öffnenden Tür ließ sie zusammenschrecken. Sie fuhr herum und sah ihn, die Hände noch auf die Fensterbank gestützt, mit schuldbewusster Miene an. Er stand im Türrahmen, in demselben schwarzen Umhang wie am Vorabend, hatte nun jedoch die Kapuze ins Gesicht gezogen. Darunter trug er schwarze Wildlederhosen und ein weites weißes Hemd, das über der Brust von einer knappen, mit Nieten verstärkten Lederweste gerafft wurde. Über seiner linken Schulter ragte das lange Heft seines mächtigen Schwertes auf.
    Er beeilte sich, die Kapuze zurückzuziehen. »Keine Angst, ich bin’s«, sagte er.
    Das Mädchen schämte sich nun fast, dass es sich so erschreckt hatte. »Ja … ich …« Erneut fehlten ihr die Worte.
    »Du hast Recht«, sprach der junge Soldat weiter und nahm seine pralle Tasche von der Schulter. »Ich hätte dich wohl nicht allein lassen sollen, vor allem in Anbetracht dessen, was du heute Nacht ausstehen musstest. Aber als ich dich dort liegen sah in diesem schäbigen Hemd, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und habe was für dich besorgt …« Er lächelte sie an. »Ich bin übrigens Amhal.«
    Er besaß ein schönes, offenes Lächeln, doch in seinen Gesichtszügen war auch eine Spur von Gram zu erkennen. Das Mädchen sah ihn an und wusste nicht, wie sie sich vorstellen sollte.
    Eine Weile blickte sie in seine so faszinierend grünen Augen
und antwortete dann in einem Atemzug: »Wer ich bin, weiß ich nicht.« Niedergeschlagen ließ sie sich auf das Bett sinken und rang die Hände.
     
    Es dauerte etwas, bis sie ihm alles erklärt hatte. Auch wenn sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, fiel es ihr schwer, die Verwirrung zu beschreiben, in der sie lebte. Sie erzählte ihm von ihrem Erwachen auf der Wiese, der Wanderung durch den Wald, ihrem Eintreffen in Salazar. Besonders schwierig war es, ihm verständlich zu machen, dass sie sich praktisch an nichts erinnerte, noch nicht einmal an den eigenen Namen, und dass sie das Gefühl hatte, an jenem Tag, als sie im Gras auf dem Rücken liegend erwacht war, zur Welt gekommen zu sein.
    Immer nachdenklicher hörte er zu, während sich eine schmale Falte auf der Stirn gleich zwischen den Augenbrauen abzeichnete. »Dann weißt du also gar nicht, in welchem Land wir uns hier befinden?«, meinte er schließlich.
    »Was ist denn ein Land?«, fragte sie mit verstörter Miene zurück.
    Amhal konnte es nicht fassen. »Und dass dies hier die Aufgetauchte Welt ist …?«
    Beschämt wandte das Mädchen den Blick ab.
    Amhal lächelte. »Verzeih, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Aber um dir helfen zu können, müsste ich verstehen …«
    »Genau das versuche ich ja seit vielen Tagen: zu verstehen. Aber es kommt nichts dabei heraus. Seltsam ist zudem, dass ich einige Dinge ganz gut beherrsche, ohne dass ich sagen könnte, wie ich das anstelle.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie erzählte

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