Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
auch nicht fassen, als ich davon erfuhr, und habe ebenfalls mit dem Gedanken gespielt, meinem Leben ein Ende zu setzen. So wie du jetzt. Deshalb bitte ich dich: Nimm dir Zeit, darüber nachzudenken, und erinnere dich an deine vielen vergeblichen Versuche, dein Wesen zu ändern. Wir sind so, wie wir sind. Das ist unser Schicksal. Du musst nur bereit sein, dich ihm zu überlassen? Willst du das?«
Das war zu viel für Amhal. Er hatte das Gefühl, ihm platze der Schädel, und wünschte sich nur noch, endlich von diesen quälenden Zweifeln befreit zu werden.
»Du musst mir jetzt nicht antworten. Aber wisse: Indem du mir folgst, folgst du bereits dem Schicksal, das dir vorgegeben ist.«
San goss Wasser ins Feuer, und Finsternis umfing die kleine Lichtung, auf der sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.
»Und nun leg dich schlafen. Es war ein anstrengender Tag.«
In der Nacht quälte ein Alptraum Amhal. Mit Adhara und Mira durchwanderte er einen öden Landstrich, wo alles trüb war und verfaulte. Auch ihre eigenen Körper verfielen mit jedem Schritt, aber ohne dass es ihnen Schmerzen bereitet hätte. Die weißlichen Knochen, die so zum Vorschein kamen, schimmerten hell, und der Anblick erfreute ihn. Dann kam ein kräftiger, frischer Wind auf und fegte alles hinweg. Nur Amhal blieb allein zurück. Er stand da, im staubigen Nichts, und betrachtete staunend seinen nackten, zum reinen Bösen neu geborenen Körper. Er nahm das Heft seines Schwertes fest in die Hand und fühlte sich nun wirklich frei.
»Wohin ziehen wir eigentlich?«, fragte Amhal, als sie sich am nächsten Morgen wieder auf den Weg gemacht hatten.
»Ins Land des Wassers. Wir werden dort erwartet.«
San hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da erfassten Feuerzungen den Schweif ihres Lindwurms.
Sie waren zu zweit, unmittelbar hinter ihnen, auf den Rücken ihrer Drachen. Ritter der Akademie aus dem Land der Sonne, die gewiss Dubhe ausgesandt hatte, oder wer auch immer jetzt an Neors Stelle über die Geschicke des Reiches bestimmte.
»Verdammt … jetzt bräuchte ich meine Jamila«, fluchte Amhal vor sich hin.
»Auf deinen Drachen sind wir nicht angewiesen«, lächelte San grimmig.
Er riss sein Reittier herum und schoss wie der Blitz auf die Feinde los.
»Du nimmt den rechts, ich knöpfe mir den anderen vor«, rief er.
»Ja wie denn?«, wollte Amhal noch fragen, doch dazu blieb keine Zeit mehr. Sie hatten ihre Verfolger schon erreicht. Eine Hand auf dem Heft seines Schwertes, richtete Amhal sich auf, wartete auf den richtigen Moment und sprang ab. Ihm war, als könne er fliegen, all seine Sinne waren aufs Äußerste geschärft, alle Muskeln im Leib angespannt und fieberten dem Kampf entgegen. Und dieses Mal versuchte er nicht, seine Raserei zu unterdrücken, seine Mordlust zu leugnen. Vielmehr ließ er sie durch seinen Körper strömen und fühlte sich unbesiegbar.
Dazu bin ich geboren !
Während San auf seinem Lindwurm mit dem anderen Feind beschäftigt war, hatte Amhal sich am Hals des Drachens festgeklammert und stach mit dem Dolch, den er im Stiefel mit sich führte, auf die Flanke des Tieres ein. Ein gellender Schrei erfüllte die Luft. Der junge Krieger kümmerte sich nicht darum und schwang sich, dem Hieb des Ritters ausweichend, auf den Rücken des Drachens. Da fiel sein Blick auf die Farben, die der Soldat trug: die Uniform des Vereinten Heeres.
Einer wie ich . Doch sofort verscheuchte er diesen Gedanken, um sich ganz auf den Kampf zu konzentrieren.
Er presste sich so flach gegen den Leib des Tiers, dass ihn die Hiebe des Ritters verfehlten, und rammte selbst dem Drachen immer wieder den Dolch durch die schuppige Haut. In Strömen floss das Blut, während der Ritter an den Zügeln riss, damit der Drache buckelte und sich aufbäumte, doch schon wurden seine Bewegungen plumper, sein Widerstand lahmer. Noch einmal zog ihm Amhal die Klinge aus dem Leib, holte aus und stach sie ihm mitten in die Brust. Er kannte sich mit dem Körperbau der Drachen aus und wusste, dass dies eine empfindliche Stelle war. Da überfiel ihn die Erinnerung an Jamila. Wie oft hatte er neben seinem Drachen gelegen und sich von dessen ruhigem kräftigem Herzschlag in den Schlaf wiegen lassen.
Ein Beben erfasste den fremden Drachen, und auch seine Flügel schwangen nicht mehr, sondern flatterten nur noch hektisch auf und ab. Dann begann er zu sinken, schneller, immer schneller, in rasendem Sturzflug auf den Wald unter ihnen zu.
Amhal umklammerte einen der Flügel und
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