Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
»Lassen wir doch endlich diese Förmlichkeiten. Wenn ich mich nicht irre, haben wir wichtige Dinge zu besprechen.«
Sie zogen sich in einen kleinen Raum im hinteren Teil des Gebäudes zurück. Baol wurde verabschiedet, und Dubhe ließ sich schwer auf einen Stuhl vor einem breiten Tisch aus Mahagoniholz fallen. Mit langsamen Bewegungen legte Theana ihre Kultgewänder ab und hängte sie sorgfältig in einen großen Schrank.
»Ich hoffe, der Priester dieses Tempels nimmt es mir nicht übel, dass ich mir sein liturgisches Gewand ausgeliehen habe. Ich muss so viel reisen, da wäre der Transport meiner eigenen noch umständlicher.«
»Warum nimmst du denn diese ganzen Strapazen noch auf dich?«, fragte Dubhe. »Warum reist du von Ort zu Ort, für Leute, die gar nicht an deinen Gott glauben?«
»Auch du glaubst nicht an ihn. Dennoch würde ich alles für dich tun«, antwortete Theana.
Langsam durchquerte sie den Raum und nahm auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz.
»Du bist zu streng«, fuhr sie fort. »Die Menschen sind eben schwach.«
»Wem sagst du das? Nicht zuletzt deswegen befindet sich die Aufgetauchte Welt jetzt in dieser dramatischen Situation.«
»Mein Gott ist eben anders als jener der Gilde der Assassinen. Deren Gott wendet sich von dem ab, der nicht im Staub vor ihm liegt. Mein Gott aber nimmt alle bei sich auf, besonders jene, denen der Glaube fehlt. Diese Leute brauchen das Gefühl, dass sie nicht allein sind. Und war es nicht ein ähnlicher Grund, der dich dazu veranlasst hat, wieder die Uniform anzulegen?«
Dubhe nickte zustimmend.
»Und für mich ist es genauso«, fuhr Theana fort. »Die Menschen sollen spüren, dass Thenaar bei ihnen ist, bis zu ihrem letzten Atemzug. Hoffnung kann mehr bewirken als jedes Heilmittel. Sie ist die Medizin für die Seele.«
Dubhe lächelte. »Da sehe ich wieder die Theana, die ich vor vielen Jahren kennengelernt habe.«
»Innerlich hast auch du dich nicht verändert«, sagte Theana ein wenig spitz. »Doch kommen wir zur Sache. Was haben deine Agenten herausgefunden?«
»Leider nicht viel. Keiner unserer Gefangenen scheint eine Ahnung zu haben, worum es sich bei diesen seltsamen elfischen Artefakten handelt. Sie wurden
lange und gewissenhaft verhört, aber es sieht tatsächlich so aus, als würde niemand die Hintergründe kennen.«
Theana lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und blickte durch das Fenster. Sie sah besorgt aus. »Das macht alles noch komplizierter.«
»Ich weiß. Wieso opfert Kryss seine Soldaten für eine Sache, die so sinnlos erscheint? Und warum lässt er nicht davon ab, seine Männer in Schlachten zu schicken, denen jeder strategische Sinn zu fehlen scheint?«
»Wie meinst du das?«
»Die Elfen reiben sich in absurden Kämpfen auf. Selbst das unbedeutendste Nest wollen sie erobern.«
Theana legte eine Hand an die Stirn. »Sie wollen eben die vollkomme Kontrolle über das ganze Land.«
»Für ein Nest mit zwei, drei Häusern opfert man keinen einzigen Mann. Aber Kryss scheint wie besessen von diesem Vorgehen, das eigentlich ein schwerer strategischer Fehler ist.«
»Wieso macht er das?«
Dubhe zuckte mit den Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Aber Kryss ist kein Dummkopf. Er hat seine Soldaten hierhergeführt, fern der Heimat, hat sie dazu gebracht, alles für dieses Unternehmen aufs Spiel zu setzen. Er hat es geschafft, eine tödliche Epidemie in unserer Welt zu verbreiten, und bisher auch bewiesen, welch herausragender Feldherr er ist. Nein, da muss schon etwas dahinterstecken.« Einen Moment lang schwieg sie. Dann erinnerte sie sich. »Einer der Gefangenen hatte eine Bezeichnung für diese Geräte. Katalysatoren nannte er sie.«
Theana schien aufzuhorchen. »Hat er das in unserer Sprache gesagt?«
Dubhe nickte. »Die sprechen sie fast alle. Schlecht, aber man kann sie verstehen.«
»Vielleicht hat er den Begriff auch verwechselt … Hat er ihn nicht auch auf Elfisch wiederholt?«
Dubhe sah ihr Opfer wieder vor sich, so als sei seitdem nicht einmal eine Sekunde vergangen. Zum Schluss, als die Schmerzen unerträglich für ihn waren, hatte er begonnen, in seiner Sprache zu wimmern. Und sie hatte ihn an den Haaren gepackt und seinen Kopf zurückgezerrt.
»Ashkar«, sagte sie trocken. Dieses Wort unterbrach den Fluss der für sie schmerzlichen Erinnerungen. »›Ashkar‹ hat er gesagt.«
Theanas Miene wurde noch ernster. Sie schob den Stuhl zurück und begann, im Raum auf und ab zu gehen. »In der Elfensprache ist
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