Die Feuertaufe
war.
»Deswegen kam mir der Name so bekannt vor!«, merkte Todd an. »Meine Schwester war völlig verknallt in den Hauptdarsteller. Wochenlang hat sie sich das Ding immer und immer wieder angeschaut – natürlich auf dem größten Bildschirm, den wir nur hatten. Wahrscheinlich kann ich das Ding von vorne bis hinten mitsprechen!«
»Im Augenblick hilft uns das nicht weiter«, sagte Michael. »Aber vielleicht ändert sich das ja noch. Und jetzt …«
Erneut wandte er sich Judith zu. »Meinst du, du könntest versuchen, zusammen mit Todd ein Bild dieser Dulcis McKinley zu rekonstruieren?«
»Und was machst du?«, fragte Todd.
»Zunächst einmal baue ich ein paar Störfelder auf, damit niemand mitbekommt, was wir hier treiben.«
»Merkt das denn niemand?«, fragte Judith besorgt nach.
»Nicht, wenn ich vorsichtig vorgehe«, antwortete Michael. »Bei der Navy habe ich gelernt, Informationen aus Menschen und Maschinen gleichermaßen herauszuholen, ohne dass diese das überhaupt bemerken. Und wenn ich das ganz ohne Unbescheidenheit sagen darf: Ich bin darin wirklich außergewöhnlich gut. Falls irgendjemand hier herumschnüffelt, findet er Störfelder in genau dem richtigen Ausmaß. Und dahinter entdeckt dieser Schnüffler dann aufgebrachte Gespräche, Schluchzen und alles, was sonst so dazugehört.
Vincent«, fuhr Michael fort, »schauen Sie doch währenddessen bitte, ob Sie irgendwelche Fahrzeuge zurückverfolgen können. Die Frau vom Sozialdienst muss schließlich irgendwie hierhergekommen sein, und Ruth hat man ja auch nicht einfach fortgezaubert. Ich weiß, dass Sie auf die Satellitenaufzeichnungen sämtlicher Verkehrsbewegungen zugreifen können. Meinen Sie, Sie finden einen glaubwürdigen Vorwand, weswegen Sie genau diese Gegend ein wenig unter die Lupe nehmen müssten?«
Vincent wirkte beinahe schon aufgeregt. »Da weiß ich sogar noch etwas Besseres! Ich komme an Aufzeichnungen über den gesamten Wohnturm ran und auch an die der beiden Nachbargebäude. Dieses gesamte Gelände wird rund um die Uhr bewacht.«
Fragend hob Michael eine Augenbraue, und sein Leibwächter schüttelte den Kopf. »Damit hatten wir überhaupt nichts zu tun, Hoheit! Ich weiß das überhaupt nur, weil es nun einmal zu meinem Job gehört, über derlei Dinge Bescheid zu wissen, bevor ich Sie irgendwohin reisen lasse. Aber auf jeden Fall gibt es hier diese Aufzeichner.«
Noch während Valless sprach, kam Dinah wieder herein, in der Hand eine Tasse Milch. Vorsichtig schloss sie hinter sich die Tür, und als wollte sie eine Frage beantworten, sagte sie: »Genau. Als wir damals hier angekommen sind, haben sich viele der Frauen Sorgen um räuberische Männer gemacht. Das war natürlich völlig albern, aber mit ein paar überneugierigen Gestalten hatten wir tatsächlich anfangs ein paar Probleme. Also wurden diese Kameras aufgestellt, und dabei ist es dann eben auch geblieben.«
»Trägheit«, merkte Michael an, »kann auch etwas Gutes haben.«
Vincent hatte bereits seinen Minicomp gezückt. »Meine Anfrage sollte eigentlich ohne jegliche Schwierigkeiten durchgehen. Vor und während eines heiklen Personentransports ist es ohnehin fast Standard, die Verkehrsbewegungen zu überprüfen.«
»Man möchte ja schließlich wissen, wer sich vielleicht ein bisschen übermäßig lange in der Gegend herumtreibt«, bestätigte Michael. »Gut. Dann legen Sie mal los!«
»Und was machst du, wenn das Störfeld erst einmal aufgebaut ist?«, erkundigte sich Todd.
»Ich werde mir den Chip anschauen, den Judith hier hat«, sagte Michael. »Du hast das Gespräch doch aufgezeichnet, oder?«
»Ja, aber was bringt es denn, sich das anzuschauen?«, fragte Judith. »Ich habe dir doch erzählt, dass die irgendeine Art Avatar-Programm verwendet haben.«
»Ich weiß«, gab Michael zurück. »Vertrau mir! Das wird bestimmt keine Zeitverschwendung sein!«
Als Judith ihn aus ihren grünen Augen mit den eigentümlichen braunen Rändern ruhig und fest anblickte, spürte Michael, dass sein Magen eine sehr sonderbare Rollbewegung vollführte. »An einem solltest du niemals zweifeln, Michael: Ich vertraue dir. Voll und ganz.«
Judith zuckte zusammen, als Vincent Valless das angespannte Schweigen brach, das in dem Raum herrschte, seit sich jeder seinen jeweiligen Aufgaben zugewandt hatte. Gewiss, Todd und sie hatten leise miteinander gesprochen, während er ihr dabei half, das richtige Grafikprogramm aufzurufen und einzurichten. Doch nachdem das geschehen war und
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