Die Feuertaufe
auch so etwas. Bedauerlicherweise trug sie einen Skinsuit in der Standardausführung der Navy, und augenscheinlich war man der Ansicht, ein Raumoffizier benötige ein derartiges taktisches Display nicht, um in einem solchen Gefecht den Überblick zu behalten. Natürlich war es für jeden Entscheidungsträger der Navy offensichtlich, dass kein Raumoffizier – und schon gar nicht der Kommandant eines Schiffes Ihrer Majestät der Königin! – derartige Dinge überhaupt zu treiben hatte.
Genau darauf hatten Taylor Nairobi, Aloysius O’Neal, Mahalia Rosenberg und Fred Hutchinson Honor auch mit Nachdruck hingewiesen. Und Honor wusste auch, dass sie recht hatten. In diesem Irrenhaus hier hatte sie wirklich nichts verloren. Für diese Art Gefecht war sie nicht ausgebildet, sie hatte keinerlei Erfahrung mit einer derartigen Gefechtsumgebung, und niemand konnte es brauchen, wenn sie hier den Leuten Befehle erteilen wollte, die genau wussten, was sie taten.
Doch das alles änderte nichts daran, dass Honor trotzdem jetzt hier sein musste.
»Hier entlang«, entschied ihr Begleiter und deutete in eine Richtung. Honor nickte.
»Gehen Sie vor! Ich bleibe einfach nur dicht hinter ihnen und versuche, Ihnen den Rücken freizuhalten.«
»Bislang haben Sie das ziemlich gut hingekriegt«, gab er mit einem rauen Lachen zurück. »Kommen Sie!«
Honor folgte ihm aus dem Wallgang heraus, dann einen leichenübersäten Korridor hinab. Die blutbespritzten Schotts waren von Pulserbolzen, Granatsplittern und den tödlichen Pfeilen von Schrapnellgewehren vernarbt. Honor und ihr Begleiter bewegten sich rasch, dabei aber vorsichtig. Vor ihnen war erneut Kampfeslärm zu hören, als sie um eine Ecke bogen und den Rest von Christophes Kommandogruppe einholten.
In dem Korridor hatte sich eine Gruppe Manpower-Unentwegter verschanzt; sie versperrten den Zugang zu einer der Haupt-Aufzugsbatterien. Doch wie hoffnungslos die Lage der Manpower-Angestellten auch sein mochte, im Augenblick konnten sie sich dort noch gut verteidigen. Ihnen war offenkundig genug Zeit geblieben, sich auf diese Situation vorzubereiten, und so hatten sie den Gang mit einigen Schwerlast-Wartungsrobotern verbarrikadiert. Nun feuerten sie im Schutze dieses massiven Walls mit allem, was sie hatten. Honor sah, wie vor ihr eine Gestalt im Skinsuit in einer Blutfontäne zu Boden stürzte.
»Scheiße!«, fauchte ihr Begleiter, und Honors Kiefermuskeln spannten sich.
Irgendjemand auf der anderen Seite dieser Roboter-Barrikade hatte einen Drillingspulser. Das einzig Gute an dieser Situation war, dass die Bewohner dieses Habitats wohl nur über recht wenige schwere Waffen verfügten. Schlecht hingegen war, dass anscheinend jede einzelne davon in die Hand der Hardcore-Fanatiker gefallen waren, die fest auf »keine Kapitulation!« bestanden. Und während die gepanzerten Skinsuits, wie sie die meisten Ballroom-Kämpfer angelegt hatten, recht guten Schutz vor gewöhnlichen Pulserbolzern boten, waren sie eben doch keine Panzeranzüge – also auch nicht darauf ausgelegt, derartig schweren Geschossen standzuhalten.
»Volle Deckung!«
Honor erkannte Henri Christophes Stimme und warf sich sofort auf das Deck. Einen Augenblick später flogen in hohem Bogen ein halbes Dutzend Etwasse über die Barrikade hinweg. Entergranaten waren Offensivwaffen, darauf ausgelegt, Gegner selbst dann zu betäuben und zu desorientieren, wenn sie Skinsuits trugen, aber doch nicht so leistungsstark, dass diejenigen, die diese Granaten zum Einsatz brachten, nicht unmittelbar nach der Detonation in das Zielgebiet vorstoßen konnten. So viel hatte Honor bei ihrem Marsch hierher bereits gelernt, und …
«Auf zum Tanz!« , schrie Christophe. Als der Rest seiner Kommandogruppe aufsprang und auf die Barrikade zustürzte, stellte Honor fest, dass sie unwillkürlich mitgelaufen war.
Die nächsten Augenblicke waren ein einziger blutiger Wahnsinn – kreischende Pulserbolzen, Schrapnells, sogar Kampfmesser und Vibroklingen. Bei diesem Ansturm verlor Christophe weitere drei seiner Leute – einer tot, zwei verwundet. Doch befestigte Stellung hin oder her, im Nahkampf waren diese Schlägertypen von Manpower dem Ballroom weit unterlegen.
Es gab keine Manpower-Überlebenden, und Christophe blickte zu Honor hinüber. »’tschuldigung«, sagte er.
»Wieso denn?« Sie lächelte ihn grimmig an. »Ich habe nicht gehört, dass irgendjemand versucht hat, sich zu ergeben.«
»Nein, wohl nicht.« Er erwiderte ihr Lächeln, dann
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