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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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angehalten. Zwei Wochen nach ihrer Ankunft sah sich Talia mit einem Schmiedgehilfen namens Brendan, der dafür bekannt war, die Mädchen zu belästigen, allein in einem dunklen Korridor. Niemand wusste später genau, was Brendan gesagt oder getan hatte, aber Talia hatte ihm beide Arme gebrochen, ihm ein blaues Auge geschlagen und hätte ihn vielleicht sogar umgebracht, wäre nicht die Königin angelaufen gekommen. Danach wurde Talia nicht mehr belästigt.
    Nachdem die beiden Dienerinnen fort waren, schloss Schnee die Tür und ging zum Kamin. Sie nahm einen Schürhaken und kauerte sich nieder, nicht ohne kurz vor der Hitze zurückzuzucken. Das Feuer war zwar heruntergebrannt, aber die letzten Holzstücke glühten noch in der Asche. Sie rümpfte die Nase und hielt die Luft an: Angesichts der Schmerzen in ihrem Kopf hätte ein einziger Nieser wahrscheinlich gereicht, um ihr das Bewusstsein zu rauben.
    »Da bist du ja!«, flüsterte sie, als sie den Schürhaken in einen gesprungenen Backstein hinten am Kamin stieß.
    Die Wand neben dem Kamin glitt auf und enthüllte eine Treppe, die in einer Spirale nach unten führte. Die Stufen waren so schmal, dass Schnee seitlich gehen musste, aber es war immer noch viel einfacher und sicherer als die Leiter in Danielles Zimmer. Sie raunte einen Zauberspruch, der Kerzenlicht aus den Spiegeln ihres Halsbands strömen ließ.
    Die Stufen folgten den runden Konturen der Turmmauer, bis sie einen weiteren verborgenen Durchgang erreichten. Die Tür war so schmal wie der Gang und befand sich in der Seite des Torbogens, der die Waffenkammer mit der Bibliothek verband. Talia zwängte sich an Schnee vorbei und überprüfte die Dunkelheit, wie sie es immer machte.
    »Hast du diese Treppe Danielle gegenüber eigentlich erwähnt?«, fragte Schnee.
    »Noch nicht. Sie braucht die körperliche Übung.«
    Schnee rief Sonnenlicht aus ihren Spiegeln und folgte Talia, nur um sie mit verschränkten Armen wartend vorzufinden.
    »Weißt du, vielleicht könnte diesen Dienerinnen eine fehlende Wand neben dem Kamin ja doch auffallen«, meinte Talia.
    Schnee wurde rot und eilte zurück, um die Wand zu schließen.
    Bis sie wieder am Fuß der Treppe angekommen war, tanzten ihr bei jedem Trommelschlag im Schädel Sterne vor den Augen. Sie tat ihr Bestes, um die Schmerzen zu ignorieren, während sie die Lampen anzündete und sich auf den Weg in ihr Arbeitszimmer machte.
    Schnee strich mit den Händen über den Platinrahmen ihres Spiegels und flüsterte dabei die Worte, die Trittibar sie gelehrt hatte. Langsam lösten sich die ins Metall gegossenen Kletterpflanzen vom Rahmen, bogen sich vom Glas fort und schlängelten sich auf den Boden zu. Schnee trat zurück und lächelte, als die Ranken den Spiegel von der Wand hoben und kippten, bis er waagerecht wie ein Tisch dastand.
    Sie zog einen Hocker an den Spiegel. »Diesen Trick hat Trittibar mir gezeigt. Wie findest du ihn?«
    »Kannst du ihm auch beibringen, Stöckchen zu holen und sich herumzuwälzen?«, fragte Talia.
    »Ich habe es versucht, aber es ist zu viel Macht in dem Spiegel; er ist weggelaufen und hat versucht, das Bein der Königin zu besteigen. Danach hat sie mir das Experimentieren untersagt.« Grinsend legte sie das Messer auf die Glasfläche und ging dann zu den Bücherregalen, wo sie suchend mit dem Finger über die Buchrücken fuhr und vier Bände auswählte.
    »Was wird das?«, wollte Talia wissen.
    »Der Spiegel hilft mir, die Webart von Morverens Zauber zu erkennen.« Sie legte die Bücher auf ein Ende des Spiegels und bewegte dann die Hand über dem Glas hin und her. Das Licht im Zimmer wurde heller. »Spieglein, Spieglein, auf dem Boden, zeig mir der Meerjungfrau Zaubers Knoten.«
    »Du solltest wirklich mal mit einem Barden über deine Reime sprechen«, meinte Talia. »Mit jemandem, der dir in Fragen der Wortwahl und Versform Nachhilfeunterricht gibt.«
    Schnee antwortete mit einer Gebärde, die sie sich bei Kapitän Hephyra abgeguckt hatte. Dann streckte sie die Hand aus und schob das Messer zur Seite.
    Das Spiegelbild des Messers blieb zurück. Schnee beugte sich über den Spiegel und zwang das Abbild mit ihrem Willen, sich auszudehnen. Die Farben im Spiegel wurden in dem Maß heller, in dem das Spiegelbild wuchs, vom Regenbogenschimmern der Abaloneklinge bis zu den purpurnen Spalten, wo Lireas Schuppen zwischen den Haarschichten hervorschauten.
    Schnee massierte sich die Stirn, während sie das Messer prüfend betrachtete.
    »Bist du sicher,

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