Die fiese Meerjungfrau
Beatrice auf die Stirn, dann trat sie vom Altar zurück. »Was hingegen Hexen betrifft - kennt Ihr die Redensart mit den vielen Köchen?« Armand nickte.
»Zu viele Zauberinnen sind schlimmer.« In Schnees Lächeln lag kein Humor. »Schlimmer als rauchende Krater und verkohlte Leichen.«
»Wenn du die Königin nicht befreien kannst, dann bring das Messer bitte wieder zu mir«, sagte Vater Isaac.
Schnee blieb stehen. »Was könnt Ihr denn tun?«
»Ich kann es zerstören.« Isaac begegnete Armands Starren und hielt ihm stand. »Ich kann die Königin und den anderen Gefangenen des Messers befreien. Ich kann ihnen beiden Frieden geben.«
»Ich kann ihr Leben geben.« Ohne ein weiteres Wort verließ Schnee die Kapelle. Talia machte Anstalten, ihr zu folgen, drehte sich jedoch um, als Danielle ihren Namen rief.
»Kümmere dich um sie«, sagte Danielle. »Lass sie nicht -«
»Du kannst dich auf mich verlassen!«, versicherte Talia ihr.
*
Obwohl sie es Talia gegenüber nie zugegeben hätte, wusste Schnee, dass sie nicht in der Verfassung war, die verborgene Leiter in Danielles Zimmer hinunterzuklettern. Zum Glück gab es noch andere Wege, um in die geheimen Räumlichkeiten unter dem Palast zu gelangen. Wege, die ohne die beiden Dienstmädchen, die das Bett im Schlafzimmer des Königs und der Königin machten, viel leichter zugänglich gewesen wären.
Schnee räusperte sich, als sie das Zimmer betrat. Sie versuchte, sich an die Namen der Dienerinnen zu erinnern, gab es dann aber auf. »Der Prinz hat uns ausgeschickt, um euch zu suchen. Er will -« Sie sah sich schnell im Raum um auf der Suche nach einem plausiblen Vorwand.
Dieses Zimmer war ähnlich geschnitten wie das, das Danielle sich mit Armand teilte. Beide Räume waren mit schwarzen und weißen Platten gefliest, die größtenteils von weichen Teppichen bedeckt waren. Gobelins zierten die Wände; einer zeigte die Marine Lorindars bei Sonnenuntergang, auf einem anderen war ein junges Mädchen in einem Feld dargestellt, das von sechs weißen Schwänen umringt war.
Der erste Gobelin war hier in Lorindar hergestellt worden, das konnte Schnee an der goldenen und burgunderroten Bordüre erkennen, ebenso an den Knoten, die bei den weißen Troddeln benutzt worden waren, doch die Herkunft des zweiten war ihr immer unklar gewesen. Die violetten, sternförmigen Blumen in dem Feld glichen keinen, die sie jemals gesehen hatte, und auch die stilisierten Flammen, die das Stück einrahmten, waren ihr fremd.
Talia räusperte sich. Als Schnee sich umdrehte, sah sie, dass beide Dienerinnen sie anstarrten und sich keine Mühe gaben, ihre Belustigung oder Geringschätzung zu verbergen. Richtig ... Schnees Verstand war abgeschweift. Das Pochen in ihrem Kopf machte es schwierig, sich auf irgendetwas zu konzentrieren.
»Der Prinz ist hungrig«, sagte sie. »Lauft in die Küche und bringt ihm etwas zu essen! Ihr findet ihn in der Kapelle.«
»Nur weil du der Liebling der Königin bist, macht dich das noch lange nicht zur Vorsteherin der königlichen Hofhaltung!«, brummte die eine. Miriam, das war ihr Name.
Schnee schenkte ihr ein Lächeln. »Schon in Ordnung! Ich werde dem Prinzen erzählen, dass ihr zu beschäftigt wart, um seinen Wünschen Folge zu leisten.« Sie wandte sich zum Gehen.
Miriam war vor ihr an der Tür. »Ich hab nie gesagt, dass ich es nicht machen würde, du alte -«
»Der Prinz hat auch nach Wein verlangt«, sagte Talia zu dem zweiten Mädchen. »Könntest du ihm bitte etwas aus dem Keller holen?« Als sie gegangen waren, schüttelte Talia den Kopf. »Du bist genauso schlimm wie Danielle! Sie denkt immer noch, sie wäre ein Dienstmädchen, und du denkst immer noch, du wärst eine Prinzessin!«
Schnee streckte ihr die Zunge raus. »Als ich damals zum ersten Mal in den Palast kam, habe ich versucht, nett zu sein. Sie hassten mich trotzdem alle.« Sie hatte schnell gelernt, dass es vergebene Liebesmüh war, zu versuchen, sich mit den Bediensteten anzufreunden. Die Mädchen waren neidisch auf ihre Schönheit, und die Jungs ... Na ja, die waren eben Jungs. Dazu noch die Vertrautheit Schnees im Umgang mit der Königin ... Das Ergebnis war jedenfalls, dass sie von den meisten Angestellten gemieden wurde. Nicht dass sie viel dagegen gehabt hätte - Schnee hatte den größten Teil ihres Lebens allein verbracht, und so war es ihr auch am liebsten.
Schnee wusste, dass sie es anfangs auch Talia nicht gerade leicht gemacht hatten, aber diese Phase hatte nicht lange
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