Die fiese Meerjungfrau
Risse in großen Teilen des Rumpfs von Morverens Geisterschiff erzeugt, doch es gab keine Anzeichen dafür, dass es Wasser aufnahm oder gar sank.
Danielle arbeitete sich zu Schnee vor, die sich den Kopf hielt.
»Es geht mir gut«, sagte Schnee und schob Danielle weg. »Geh, aber sei vorsichtig! All diese Seelen, eingesperrt und wütend und verloren ... Ich weiß nicht, was das mit ihr anstellen wird.«
»Außer dass es sie stärker macht?«, fragte Danielle.
»Nun, ja.« Schnee strich sich die Haare aus dem Gesicht; ihren Hut hatte sie bei der Kollision verloren. »Ich werde tun, was ich kann, um euch von hier aus zu helfen.«
Varisto stampfte vorbei und lief auf die Reling zu. Beide Schiffe waren aneinandergepresst, aber durch die runde Form der Rümpfe blieb eine beträchtliche Lücke zwischen den beiden Decks. Im Augenblick versuchte das andere Schiff, sich zu lösen, aber Hephyra und Beatrice hielten die Phillipa eng an seinem Rumpf.
Danielle machte ihren Umhang auf und eilte Varisto hinterher. Talia hatte schon das andere Schiff geentert; Danielle konnte sie mit zwei von Morverens Undinen kämpfen sehen.
»Ich hasse Segeln!«, murmelte Varisto. Er setzte einen Fuß auf die Reling und sprang, landete krachend auf den Planken und zog die Waffe. Brüllend stürzte er sich auf den nächsten Nix.
Ein anderes Mannschaftsmitglied folgte ihm, nur um von einer plötzlichen Bö zurückgeworfen zu werden. Seine Schreie erstarben abrupt, als er zwischen die Schiffe fiel.
Danielle warf einen Blick in die Lücke hinunter. Morveren war es gelungen, ihr Schiff von der Phillipa zu lösen, und so, wie es aussah, hatten weniger als zehn ihrer Feinde den Sprung geschafft.
»Da!« Talia trat ihrer zweiten Gegnerin in die Kniekehle und schleuderte sie zur Seite, dann schnitt sie mit einem Messer ein Stück Seetang vom Wrack, nahm ein Ende und warf es Danielle zu.
Obwohl die Pflanze nass und glitschig war, fühlte sie sich stark genug an. Danielle wickelte sie sich zweimal ums Handgelenk, betete und sprang.
Talia zog und riss Danielle nach vorn, als diese durch die Luft flog. Der Wind drückte sie mit Gewalt nach unten; auch mit Talias Hilfe würde sie es nicht schaffen. Sie nahm ihre Kräfte zusammen, als sie so hart gegen die Seite des Schiffs prallte, dass das alte Holz splitterte - wenigstens hoffte sie, dass das Geräusch dem Holz entsprungen war.
Talia langte hinunter, um sie am Handgelenk zu packen, und zog Danielle an Bord. »Falls du kämpfen musst, denk dran, dass diese Undinen noch nicht an ihre Beine gewöhnt sind! Plötzliche Bewegungen bringen sie aus dem Gleichgewicht, und sie wissen nicht, wie sie ihre Knie schützen sollen!«
Eine schnelle Suche ergab keine Spur von Morveren; sie musste sich nach unten zurückgezogen haben. Talia hatte diesen Teil des Schiffes gesäubert, deshalb ging Danielle über das kaputte Deck und spähte durch gezackte Löcher in die Dunkelheit darunter. Als sie nichts sah, hielt sie sich an einem Dwarsbalken fest und schwang sich nach unten.
Talia folgte ihr und verzog das Gesicht, als sie im knöcheltiefen Schlick landete. »Morveren könnte überall sein!«
Danielle zog ihr Schwert. Dieser Bereich schien in einem etwas besseren Zustand als das Oberdeck zu sein. Schleim und Schlamm bedeckten den Boden. Der Wind war hier leiser, pfiff aber immer noch durch die Risse im Rumpf. Sie bahnte sich mit der Klinge den Weg durch noch mehr Seetang, bis sie an einem runden Loch ankam.
»Hier war wahrscheinlich die Ankerwinde«, sagte Talia.
»Schnee hat gesagt, Morveren benutzt die Erinnerungen der Mannschaft, um dieses Wrack über Wasser zu halten.« Danielle drehte sich zum Heck um. »Sie bewahrt diese Seelenkrüge bestimmt unten auf, wo sie sicher sind.«
Talia nickte und kletterte durch das Loch nach unten. »Ich gehe nicht davon aus, dass Schnee dir ein Extrahalsband geliehen hat, um uns zu leuchten?«
Danielle schob den Ärmel zurück und betrachtete nachdenklich das Armband mit Schnees Spiegel. Schnee hatte gesagt, sie könnte ihn benutzen, um mit Jakob oder Armand zu sprechen. Ob sie auch Schnee selbst damit erreichen konnte? Sie schloss die Augen und stellte sich Schnee vor, konzentrierte sich, bis sie ein klares Bild von ihr im Kopf hatte. Sie führte den Spiegel an die Lippen und drückte einen flüchtigen Kuss aufs Glas, als küsste sie ihre Freundin auf die Wange.
»Ich bin im Augenblick ein bisschen beschäftigt!« Schnees Stimme war angespannt. »Luftgeister, weißt du
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