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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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zeigte. »Hephyra hat das Beiboot mit bloßen Händen von den Klampen gerissen und Beatrice hineingeholfen. Wir sollten dich auch reinschaffen.«
    »Und dann?«, fragte Danielle. Morverens Schiff war in der Ferne geschrumpft und sah nicht mehr größer aus als ein Spielzeug. Die Undinen hatten einen losen Ring um die Phillipa und ihre überlebende Besatzung gebildet. Wenn sie gewollt hätten, hätten sie jeden bis auf den letzten Menschen ohne besondere Anstrengung in die Tiefe ziehen können. Den argwöhnischen Mienen der Matrosen nach zu gehen, wussten die es auch. Sie rieb ihr Armband. »Ich sollte Armand rufen. Ich muss ihn warnen!«
    Ihn warnen, dass sie versagt hatte. Dass Morveren entkommen war und schon bald Lirea und die Undinen kontrollieren würde. Wie viele weitere Schiffe würden wegen dieses Versagens noch versenkt werden? Wie viele Undinen würden sterben, weil sie sich weigerten, sich ihnen anzuschließen?
    »Ich hätte sie nie von dieser Insel retten dürfen!«, flüsterte Danielle.
    »Sei nicht albern!« Schnee spritzte ihr Eiswasser ins Gesicht. »Falls wir sterben, will ich meine letzten Momente nicht damit verbringen, mitanhören zu müssen, wie du dich in Schuldgefühlen ergehst!«
    Lannadae tauchte plötzlich zwischen ihnen auf. »Ihr werdet nicht sterben. Jedenfalls nicht hier und jetzt.«
    Danielle ergriff ihre Hand. »Danke, dass du mich gerettet hast. Ich bin froh, dass du unversehrt bist.«
    Lannadae strahlte. »Ich habe die wahre Geschichte von Morveren gesungen: Wie ihre Zauberei es einem Menschen ermöglichte, unsere Königin zu verderben, und wie die Prinzessinnen Aschenputtel, Schneewittchen und Dornröschen darum kämpften, Lirea aus Morverens Gewalt zu befreien.«
    Talias Finger legten sich fester um Danielles Arm. »Das hast du ihnen erzählt, ja?«
    »Möchtest du, dass ich es dir vorsinge?«
    »Heißt das, dass sie uns helfen werden?«, fragte Danielle schnell, bevor Talia antworten konnte.
    »Nicht ganz.« Lannadae ließ ein gut einstudiertes Schulterzucken sehen, das fast natürlich wirkte. »Sie haben sich bereit erklärt, euch nicht zu töten. Und sie finden, ich sollte die Chance bekommen, meine Geschichte der Königin vorzutragen.«
    »Das ist doch schon mal ein Anfang!«, meinte Schnee.
    Es war nicht genug. Lannadaes Einfluss hatte ihnen für den Moment das Leben bewahrt, aber sobald Lirea sie zu Gesicht bekäme, würde sie den Befehl geben, sie zu töten. Danielle drückte Lannadaes Hand. »Das hast du fabelhaft gemacht! Ich bin stolz auf dich!«
    »Ich werde mir den Kopf dieser Meerjungfrau auf einem Spieß besorgen!«, brüllte Varisto, während er auf sie zupaddelte. Er und die anderen Überlebenden des untergegangenen Hiladi-Schiffs klammerten sich an einen offenen Schrankkoffer. Auf den Wellen in der Nähe trieben Kleider. Schnees Kleider, jetzt, wo Danielle genauer hinsah. Für den flüchtigen Betrachter hatten die Hemden eine beängstigende Ähnlichkeit mit Leichen.
    Varisto blutete aus einer Wunde am Arm, schien aber ansonsten unversehrt. Er sah sich um, und seine zur Schau gestellte Tapferkeit schwand. »Was machen wir jetzt?«
    Fragte er das etwa sie? Danielle umklammerte ihr Armband. Selbst wenn Armand jedes Schiff der Flotte ausschicken würde, würde kein einziges rechtzeitig kommen, um Morveren aufzuhalten. Und der Großteil der Mannschaft der Phillipa würde wahrscheinlich ertrinken, bevor Hilfe eintraf.
    »Komm mit!« Talia und Lannadae nahmen Danielle an den Armen und zogen sie auf das Beiboot zu.
    »Du hättest Morveren töten sollen, Talia.« Danielle hielt sich an den Armen der beiden fest. »Damit hättest du sowohl sie als auch Lirea aufgehalten.«
    »Willst du damit sagen, du wärst lieber tot?« Mit finsterer Miene schob Talia Danielle ins Boot.
    Beatrice rutschte zur Seite, um Platz zu machen. Die Bänke waren entfernt worden, und die Königin lag vorn im Boot, den Rücken gegen die Bordwand gelehnt. In ihrem Schoß hatte sich Stummel, der Kater, zusammengerollt, durchnässt, aber schnurrend.
    Danielle sah hinter sich, zu Talia. »Du weißt, was ich damit sagen will.«
    »Du hast recht, ich hätte sie töten sollen«, brummte Talia, während sie sich am Bootsrand festhielt und Danielle half, weiterzuklettern. »Das kommt davon, dass ich so viel Zeit mit übersentimentalen Prinzessinnen verbringe!«
    Von hier aus konnte Danielle die teilweise über Wasser liegende Unterseite der Phillipa sehen. Ein Netzwerk langer, bleicher Ranken lag schlaff über

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