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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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haben die Hafenbecken ausgebaggert, um den größeren Schiffen das Einlaufen zu ermöglichen, aber bei Ebbe will man dieses Risiko nicht eingehen - nicht ohne einen geringeren Tiefgang, als dieses Schiff ihn aufweist.« Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Ich fürchte, selbst Talias Tiefgang wäre dafür nicht -«
    »Bring mich nicht dazu, dich über Bord zu werfen!«, warnte Talia sie.
    Langsam drehten sich die Rahen und bewegten das Boot über den Schiffsrand hinweg, bis es über dem Wasser hing. Danielle nahm eine Hand der Königin in ihre. Beatrices Haut war kalt wie die eines Kindes, das zu lange im kühlen Wasser geschwommen war. Danielle zog ihren Umhang aus und breitete ihn über die Königin.
    Die Mannschaft an den Taljen ließ das Boot so behutsam herunter, dass es kaum einen Spritzer gab; zweifellos trug die Anwesenheit von Königin, Prinz und Prinzessin zu ihrer Sorgfalt bei. Vier Matrosen kletterten über eine Strickleiter nach unten und stiegen zu ihnen ins Boot; sie lösten die Haltetaue und nahmen anschließend von oben die Ruder entgegen.
    Sobald die Matrosen zu rudern begannen, wandte sich Armand an Danielle. »Mein Vater hat mich gelehrt, das Königreich als Ganzes zu sehen; meine Mutter hat mich anders erzogen. Lorindar ist ihr zwar wichtig, aber zuerst sieht sie den Einzelmenschen, ungeachtet seiner Nationalität. In dieser Beziehung ist sie dir eigentlich ziemlich ähnlich.«
    »Sie ist eine gute Königin«, sagte Danielle.
    »Ja.« Armand sah nach unten und strich seiner Mutter behutsam die Haare aus dem Gesicht. »Eine von Posannes' Töchtern aufzunehmen klingt tatsächlich wie etwas, wozu sie imstande wäre, falls er sie darum bäte - sowohl als Königin von Lorindar als auch als Freundin Posannes' und seiner Familie. Sie kennen sich schon seit vielen Jahren.«
    »Beatrice hätte uns niemals mitgenommen, um die Undinen zu besuchen, wenn sie gedacht hätte, dass so etwas passieren könnte«, wandte Danielle ein.
    »Nein«, stimmte Armand ihr zu. »Sie hatte immer ein Gespür für Gefahr. Manche hielten das für eine Gottesgabe.«
    »Vielleicht hat sie sich zu sehr auf diese Gabe verlassen«, ergriff Schnee zum ersten Mal, seit das Beiboot das Schiff verlassen hatte, das Wort. »Selbst der stärkste Seher ist oft blind seinem eigenen Schicksal gegenüber. Durch diese Blindheit könnte sie sich in einem trügerischen Gefühl der Sicherheit gewiegt haben.«
    Armand starrte sie an, dann nickte er.
    Am Anlegeplatz stand König Theodore und erwartete sie mit einer kleinen Schar von Wachen und Schaulustigen. Die Klippen ließen ihn klein wirken in Danielles Augen, fast zerbrechlich. Der Sprühnebel der Wellen hatte seine Jacke dunkel gefärbt und ihm die graubraunen Haare an den Kopf geklebt.
    »Ich bezweifle, dass er auch nur ein bisschen Schlaf gefunden hat, seit er die Nachricht erhalten hat«, sagte Armand.
    »Geht es dir denn anders?« Danielle nahm seine Hand. Nicht dass sie ausgeruhter gewesen wäre: Wenn sie letzte Nacht endlich einmal eingedämmert war, hatten Träume von schreienden Undinen sie wieder aus dem Schlaf gerissen. »Ich habe darauf gewartet, dass du ins Bett kommst.«
    Armand gab keine Antwort, aber er drückte ihre Hand fester. »Glaubst du, deine Freundinnen werden meiner Mutter helfen können?«
    Danielle warf einen Blick auf Schnee und Talia, die beide schweigend dasaßen. Schnee hatte schon versucht, mithilfe ihrer Magie Lirea und die Undinen aufzuspüren, ebenso wie sie versucht hatte, der Magie entgegenzuwirken, die den Geist der Königin aus ihrem Körper gerissen hatte. Beide Male hatte sie versagt. Danielle hatte keinen Zweifel daran, dass Schnee in dem Moment, da sie im Palast ankämen, verschwinden und sich mit ihrem Zauberspiegel verbarrikadieren würde. »Sie lieben sie. Das tun wir alle.«
    »Versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst«, sagte er. »Lirea hat schon einmal damit gedroht, dich zu töten. Ich will nicht -« Er sah weg. »Versprich es mir einfach.«
    Als das Beiboot sich dem Anlegeplatz näherte, sprang der König ins hüfttiefe Wasser und watete auf sie zu. Die Seeleute verstauten die Ruder; einer warf den Männern auf dem Kai ein Tau zu.
    König Theodore ergriff den Bug des Bootes und führte es längsseits des Piers, ohne dabei den Blick auch nur einen Moment lang von der Königin abzuwenden.
    »Ich verspreche es«, flüsterte Danielle.
*
    Gepolsterte Bänke säumten das Innere der Equipage; auf der längsten davon, gegenüber der Tür, lag

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