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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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werden sie -«
    Der Gärtner, Laurence, gab Peter einen Klaps mit einer schmutzverkrusteten Hand. »Die Undinen sind schon seit einem Jahrhundert Lorindars Freunde. Stimmt's nicht, Euer Hoheit?«
    »Es heißt, es war eine Meerjungfrau, die auf eigene Rechnung gehandelt hat; eine Attentäterin, die von Allesandria gedungen wurde, um irgendeine imaginäre Beleidigung zu rächen«, wusste Rebecca, eine der Frauen, die in der Wäscherei arbeiteten, zu berichten. »Sie haben vor -«
    »Unser Schiff wurde von einer einzelnen Meerjungfrau angegriffen«, erklärte Danielle. Die Gerüchte würden sich trotz ihrer Worte verbreiten, aber so würde ihnen wenigstens die Wahrheit zugrunde liegen. Sie warf einen raschen Blick auf Armand, weil sie sich nicht sicher war, wie viel sie noch sagen sollte. »Sie entkam, und wir wissen nicht, weshalb sie uns angegriffen hat. Die Undinen ... Sie scheinen ihr zu folgen.«
    »Wird die Königin durchkommen?«, wollte Peter wissen.
    Armand wäre nie derartig bedrängt worden. Selbst jetzt mieden sie geflissentlich seinen Blick und versuchten, sich um Danielle zu scharen und ihm auszuweichen. Eine beeindruckende Leistung, wenn man bedachte, dass Armand direkt neben seiner Frau stand und den Arm um ihre Schultern gelegt hatte.
    Aber Danielle war bis vor einem Jahr noch selbst eine Dienerin gewesen und nicht ein Mitglied des Königshauses. Obwohl sie ihre Krone trug, wenn der Kammerherr sie dazu zwang, betrachtete sie die Palastangestellten immer noch als Freunde und Gleichgestellte, weit mehr als die Adligen bei Hofe.
    »Das reicht!«, fuhr Nicolette die Umstehenden an und scheuchte sie zurück. »Jakob beginnt gerade, sich zu beruhigen; wer ihn wieder aufreizt, bekommt's mit mir zu tun!«
    »Danke«, sagte Danielle lächelnd, während sie zusah, wie Nicolette die Menge wegjagte. »Wir kommen jetzt allein zurecht. Du solltest gehen und dich ausruhen. Mach in der Küche halt und sag Simon, er soll dir geben, was du möchtest; auf meine Anweisung.«
    »Danke, Eure Hoheit«, sagte Nicolette.
    Danielle summte ihrem Sohn etwas vor, als sie und Armand zum nordwestlichen Turm gingen, wo die königliche Familie wohnte. Nach nur wenigen Schritten fing Jakob an, sich zu sträuben; bis sie den Hof zur Hälfte überquert hatten, schrie er laut genug, um Blicke von oben auf den Mauern auf sich zu ziehen. Er streckte die pummeligen Finger nach Armand aus.
    »Sieht aus, als ob ich an der Reihe wäre.« Armands Miene war eine Mischung aus Zuneigung und Verzweiflung. Anfangs hatte die in Aussicht stehende Vaterschaft ihm Angst eingejagt, und noch immer behandelte er Jakob, als wäre er aus Glas, aber die Liebe in seinem Lächeln war unverkennbar. »Ich bin mir sicher, dass ich nie so hektisch war, aber wenn ich das meiner Mutter sage, lacht sie bloß.« Er streckte die Arme aus, aber Jakob strampelte so heftig, dass Danielle fast die Herrschaft über ihn verlor.
    »Er zeigt an dir vorbei«, sagte sie. »Zur Kapelle hin.« Richtung Beatrice.
    Danielle hielt ihren Sohn fester. Von Königin Beatrice war bekannt, dass sie bisweilen Dinge spürte; eine ihrer Vorahnungen hatte ihnen Armands Entführung im Jahr zuvor zu Bewusstsein gebracht. Vielleicht hatte Jakob diese Gabe geerbt.
    Vielleicht hatte er aber auch etwas Dunkleres geerbt. Trotz Schnees Versicherungen machte Danielle sich noch immer Sorgen: Sie war von so viel Magie umgeben gewesen, während sie Jakob unter dem Herzen trug. Es war denkbar, dass Schnee etwas entgangen war.
    »Vielleicht hat er seinen Großvater entdeckt«, brachte Armand vor. »Du weiß doch, wie sie ihn verwöhnen. Ist es da ein Wunder, dass er ihnen hinterher will?«
    Danielle versuchte wieder, Jakob zum Turm zu bringen, aber er streckte seine kleinen Fingerchen nach der Kapelle aus und strampelte mit aller Macht. Mit einem Seufzer änderte sie die Richtung.
    Armand kicherte. »Mein Vater mag vielleicht auf dem Thron sitzen, aber der kleine Jakob ist auf dem besten Wege, Whiteshore Castle zu regieren.«
    Jakob hob den Kopf und musterte seinen Vater für einen langen Moment, dann wandte er sich ab und setzte Danielle eine Rotzblase auf die Schulter.
*
    Ein mit glänzendem Silber eingelegtes Holzkreuz krönte den Turm der kleinen Kirche, an deren Vorderseite eine einzelne Stufe durch einen steinernen Torbogen führte. Die Luft im Inneren war kühl und still. Hinter ledergepolsterten Bänken entdeckte Danielle Vater Isaac, der getrocknete Palmwedel um den Sockel des Altars herum anordnete.

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