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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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die Königin. Sie war ausgestreckt wie im Schlaf, und ihr Kopf ruhte auf dem Schoß des Königs. Theodores Atem stockte bei jedem Ruck, als die Kutsche die Straße nach Hause hochrollte.
    Während der kurzen Reise wurden nur wenige Worte gewechselt und die im Flüsterton. Theodore hatte angeordnet, dass in den Städten und Dörfern an der Küste nach den Undinen Ausschau gehalten wurde; ebenso hatte er Nachricht nach Hilad und Lyskar geschickt, auf die er allerdings noch keine Antwort erhalten hatte.
    Armand nahm Danielles Hand, und dann reisten sie eine Zeit lang schweigend. Kurz vor der Stadtmauer sagte er: »Ich habe versucht, Lirea aufzuhalten. Ich war ... Ich kam nicht an sie heran. Es tut mir leid, Vater.«
    Der Schmerz in seiner Stimme schnürte Danielle das Herz zu. Wie Talia, die hinter ihnen in einer zweiten Kutsche fuhr, machte auch Armand sich immer noch Vorwürfe. »Die Undinen sind zu stark. Lirea hätte dich töten können. Beatrice wollte, dass du in Sicherheit bist.«
    »Genau wie ich«, sagte Theodore.
    Armand schüttelte den Kopf, sagte aber weiter nichts.
    Als sie am Palast ankamen, fanden sie Vater Isaac vor, der am Tor auf sie wartete. Bei ihm stand der Heiler des Königs, ein silberhaariger alter Mann namens Tymalous. Tymalous wartete nicht einmal, bis die Kutsche angehalten hatte, sondern kletterte noch im Fahren hinein, um nach Beatrices Verband zu sehen. Er murmelte etwas vor sich hin und erklärte dann, dass die Königin bewegt werden dürfe. Mit der Hilfe des Königs trugen sie Beatrice zu einem kleinen Karren.
    »Bringt sie zur Kapelle«, sagte Vater Isaac.
    Danielle schickte sich an, ihnen zu folgen, doch ein verärgertes Klagen erheischte ihre Aufmerksamkeit. »Jakob!«
    Nicolette, Jakobs Amme, eilte über den Hof; in ihren Armen strampelte und wand sich Danielles Sohn. Nicolette hatte Schatten unter den Augen, und die Schulterpartie ihres Kleides war fleckig von Tränen und Rotz.
    Wie immer war der Anblick von Nicolette ein bittersüßer für Danielle. Dieselbe Magie, die Jakobs Wachstum in der Gebärmutter beschleunigt hatte, hatte verhindert, dass Danielles Körper sich auf die Mutterschaft vorbereiten konnte, sodass sie ihren Sohn nie selbst hatte stillen können. Nicolette war eine wunderbare Amme und dem Prinzen eine ebenso liebevolle Mutter wie ihren eigenen Kindern, aber sie mit Jakob zu sehen gab Danielle jedes Mal das Gefühl, ihren Sohn irgendwie im Stich gelassen zu haben.
    Danielle schob diese Gedanken beiseite, als sie Jakob Nicolette abnahm und ihn wiegte und ihm zuflüsterte und ihn in ihren Armen hüpfen ließ. Mit einer Hand strich sie ihm das verschwitzte blonde Haar zurück und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er hatte rote Flecke auf den Wangen, so heftig hatte er geweint; seine Stimme war schmerzlich heiser und bemitleidenswert krächzend. Danielle hielt ihren Sohn fest, und für einen Moment lang war alles andere egal. »Ich habe dich«, raunte sie. »Es geht dir gut. Mama ist wieder da.«
    Armand streckte die Hand aus und wischte Jakob die Tränen von den Pausbacken. »War er die ganze Zeit über so bezaubernd, während wir unterwegs waren?«
    »Er fing gestern Nachmittag zu weinen an«, sagte Nicolette mit rauer Stimme, »und hat sich seitdem nicht mehr beruhigt. Hab die ganze Nacht kaum ein Auge zugemacht.«
    »Gestern Nachmittag?«, wiederholte Danielle. Zu dieser Zeit hatte Lirea das Schiff angegriffen.
    »Er hat die Brust bekommen, ist umgezogen worden, ich habe ihn geschaukelt, und nichts hat ihn beruhigen können.« So wie Danielle Nicolettes Hingabe dem kleinen Jakob gegenüber kannte, war sie wahrscheinlich die ganze Nacht über bei ihm geblieben. »Ich hab ihm sogar dieses Lied vorgesungen, das er so mag, das über die Schuhe vom Oktopus. Hab gesungen, bis ich kaum noch eine Note krächzen konnte, aber es hat nichts geholfen.«
    Jakob rieb das Gesicht an Danielles Schulter, und ein Schluckauf unterbrach sein Weinen.
    »Ist es wahr, was erzählt wird?« Nicolette hatte sich umgedreht, um dem Karren nachzusehen, der Beatrice zur Kapelle brachte. »Hat das Meervolk versucht, die Königin zu ermorden?«
    Neue Stimmen lenkten Danielles Aufmerksamkeit von ihrem Sohn ab. Während sie mit Jakob herumgealbert hatte, hatten andere sich genähert und einen lockeren Ring um sie und Armand gebildet. Peter, der Falknerlehrling, räusperte sich und sagte: »Ich habe einen Bruder, der auf der Tugendhaft segelt, Prinzessin. Wenn das Meervolk uns den Krieg erklärt hat,

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