Die fiese Meerjungfrau
rächen.«
»Ich interessiere mich mehr dafür, wie man diese Geister besiegt«, sagte Morveren. »Ich war nie imstande, einen von ihnen zu vernichten; ich musste mich darauf beschränken, sie daran zu hindern, mich zu töten.«
»Spiegelmagie.« Schnee hob das Kinn, sodass ihr Halsband besser zu sehen war. »Ich habe nicht versucht, den Geist zu vernichten; stattdessen habe ich einen der Spiegel benutzt, um die spirituellen Emanationen der Mannschaft einzufangen. Als wir dann den Spiegel fortschickten, folgten die Winde ihm.«
»In Anbetracht der Größe dieser Spiegel - wie hältst du da die Stärke der Emanationen aufrecht?«
Jetzt strahlte Schnee. »Das sind nicht die echten Spiegel. Jeder ist aus reinem Glas und an einen viel mächtigeren Spiegel im Palast gebunden, in dem jede Menge Magie steckt, um -«
Danielle berührte Schnee am Arm. »Ist jetzt wirklich der beste Zeitpunkt für Zaubertheorie?«
»Oh. Tut mir leid.« Schnee wurde rot und drehte sich um.
»Die Phillipa hat Schwierigkeiten, die Position zu halten«, beobachtete Talia. »Wieder die Winde?«
Douglas spuckte über den Bootsrand. »Sie wird ausgestochen. Die Phillipa ist ein zähes altes Luder, aber mit dem Wind gegen sich kann sie es nicht mit einer Hiladi-Galeone aufnehmen.«
Wieder donnerten Schüsse übers Wasser, denen Schreie folgten, die Danielle zusammenzucken ließen. »Schnee, kann deine Magie das Hiladi-Schiff beeinträchtigen?«
»Von hier aus kann ich nicht viel machen.« Schnee stellte sich hin. »Wenn ich das Schiff erreiche, könnte ich sie vielleicht aufhalten. Der Rauch müsste meine Annäherung verbergen.«
»Nein«, widersprach Talia. »Der Wind ist zu stark; er bläst den Rauch zwischen den Schüssen fort. Wenn dich auch nur ein Mensch entdeckt, bist du tot.«
»Was dann?«, brauste James auf. »Sollen wir etwa hier im Beiboot warten und zusehen, wie Kapitän Hephyra mit ihrem Schiff untergeht? Ich werde nicht noch einmal mitansehen, wie ein Schiff sinkt! Wir müssen etwas unternehmen!«
Danielle beugte sich zu Morveren hin. »Als wir zu deiner Insel kamen, hast du uns vorgesungen. Kannst du dasselbe bei den Hiladi machen? Sie vertreiben oder sie wenigstens so weit beschwichtigen, dass sie den Angriff einstellen?«
Morverens Grinsen enthüllte fehlende Zähne und eine Fischschuppe, die in ihrem Zahnfleisch steckte. »Das ist eine der wenigen Kräfte, die mir noch verblieben sind. Meine Stimme ist zwar nicht mehr das, was sie einmal war, und ich kann ihnen auch nicht vorsingen, ohne eure Freunde auf dem Schiff ebenfalls in Mitleidenschaft zu ziehen, aber ich werde tun, was ich kann. Ihr solltet euch besser die Ohren zustopfen.«
»Womit?« Danielle überflog den Inhalt des Bootes und fand nichts außer einem Reserveruder, einem kleinen Fass mit Frischwasser, einem Stück alten Taus und einem durchnässten Mäusenest.
»Oh, stimmt ja! Menschen können nicht einfach nach Belieben die Ohren schließen.« Morveren griff in ihren Sack und zog einen kleinen Korb heraus. Darin lag ein flacher schwarzer Stein, an dessen Oberfläche eine Gruppe von Blütenwürmern mit schlaffen Körpern hing. »Die hier könnten funktionieren.«
James rutschte von ihr weg. »Du wirst mir keine Würmer in die Ohren stecken, Meerjungfrau!«
»Nein, selbstverständlich nicht.« Morveren bettete den Stein in ihren Schoß. »Nur ihre Absonderungen. Die Paste müsste mein Lied so weit dämpfen, dass ihr ihm widerstehen könnt. Ihr müsst sie nicht benutzen, aber wenn ihr darauf verzichtet, dann macht anschließend nicht mich verantwortlich! Es ist bekannt, dass das Lied der Undinen eine starke Wirkung auf Menschen hat. Einige fühlen sich unwiderstehlich zur Sängerin hingezogen.« Augenzwinkernd legte sie sich zurück; neben ihr unterdrückte Lannadae ein Kichern.
Douglas und James sprachen wie aus einem Mund. »Wir nehmen die Würmer!«
Morveren lächelte und pflückte einen der Würmer vom Stein. »Was soll ich dann bloß für meine arme Haut nehmen?«, murmelte sie. »Wer will zuerst?«
»Ich.« Danielle hielt sich am Bootsrand fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und krabbelte näher an Morveren heran. Sie setzte sich, legte den Kopf schräg und schob ihr Haar zurück. »Wie kriegen wir das Zeug wieder raus, wenn wir fertig sind?«
»Es wird trocknen und in ein, zwei Tagen abfallen.« Morverens kalte Finger zwickten Danielle oben ins Ohr.
Der Schleim war kühl und tropfte wie Sirup in ihr Ohr. Durch Schlucken versuchte
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