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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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packte ihn behutsam hinterm Kopf, griff ihm mit den Fingern der anderen Hand in den Schnabel und bewegte den Fisch langsam heraus. Das Tier zappelte immer noch, also schlug sie es gegen einen Stein.
    »Was ist los mit dem Vogel?«, fragte Danielle.
    Morveren hob einen scharfkantigen Stein auf und schnitt damit eine Schlinge aus Schnur vom Hals des Kormorans ab. Der Vogel plusterte die Federn auf und flog dann hoch in die Bäume. »Ich habe sie dazu abgerichtet, für mich zu fischen. Die Schnüre halten sie davon ab, ihre Beute hinunterzuschlucken, deshalb müssen sie zu mir zurückkommen, damit ich sie ihnen abnehme.« Sie biss in den Fisch, so wie er war, und spuckte anschließend das Fleisch in ihre Hand. Der Kormoran kreischte, Morveren warf das Fleisch und lächelte schwach, als der Vogel ihm hinterherflog. »Es sind keine furchtbar gescheiten Kreaturen, aber ich selbst kann nicht mehr so gut jagen wie früher.«
    »Was ist mit deiner Zauberei?« Danielle beobachtete, wie der Vogel im Nebel verschwand. »Wieso brauchst du Vögel, die für dich jagen? Können deine Zaubersprüche dich nicht von hier wegbringen?«
    »Meine Zauberei ... ist nicht mehr das, was sie einmal war«, sagte Morveren. »Ich habe von einem Großteil meiner Kraft Gebrauch gemacht, um Lirea zu helfen - um zu versuchen, ihr zu helfen. Selbst wenn es einen Weg gäbe, sie wieder völlig zu dem zu machen, was sie einmal war, so verfüge ich nicht mehr über die Stärke, das zu tun. Auch würde sie, denke ich, mir gar nicht erst erlauben, es zu tun.«
    »Lirea hat die Undinen gegen uns aufgehetzt«, erklärte Danielle. »Sie fordert Tribut im Austausch gegen sichere Überfahrten auf dem Meer: Gold und andere Schätze.«
    Morveren kroch zum Rand des Felsens, legte sich flach hin und schaute nach unten auf Lannadae. »Es gibt Geschichten über eine Zeit vor Tausenden von Jahren, als die Undinen ein einziger Stamm waren. Es wird erzählt, die erste Undine sei mehr wie ihr gewesen; imstande zu laufen und sowohl im Wasser als auch auf dem Land zu leben. Wir waren eine Familie, versklavt von den Menschen. Wir herrschten in ihrem Namen über die See, und alle zahlten Tribut an unsere Gebieter.«
    »Was geschah dann?«, fragte Schnee.
    »Manche glauben, wir wandten uns gegen unsere Herrscher, zerstörten ihre Schiffe und stahlen ihre Schätze, bis sie zu schwach waren, um sich noch schützen zu können. Es könnte sein, dass Lirea vorhat, dasselbe zu tun: die Stämme vereinigen und unseren einstigen Glanz zurückgewinnen. Und vielleicht eure Art dafür bestrafen, was ihr angetan wurde.«
    »Hilf uns, sie aufzuhalten!«, bat Danielle. »Und unsere Königin zu retten.«
    Morveren setzte sich auf und blickte sie an. Ungeachtet des Schmutzes lag etwas Königliches in ihrer Haltung, eine Stärke, die vorher nicht dort gewesen war. »Die Seele eurer Königin ist in dem Messer eingesperrt, zusammen mit der Gustans. Ich werde euch helfen, das Messer zu bekommen und eure Königin zu retten.« Morveren zog sich ein Blatt aus den Haaren und schnipste es fort. »Im Gegenzug müsst ihr mir helfen, Lirea zu retten.«
    Bevor Danielle etwas darauf erwidern konnte, trat Talia zu der Meerjungfrau hin. »Lirea hat unsere Königin angegriffen. Sie hat Prinzessin Danielle bedroht. Sie hat deinen Sohn und eine deiner Enkelinnen ermordet und hofft immer noch, dass ihr dasselbe auch bei deiner anderen Enkelin gelingt.«
    »Nichts von dem wäre geschehen, wenn ich nicht gewesen wäre.« Morveren richtete das Wort an Danielle. »Das Messer war nicht dazu gedacht, sie zu heilen. Es sollte Lirea am Leben halten, bis ich den Zauber vervollständigen konnte. Ich fürchte, das Messer hat sie im Augenblick von Gustans Tod in einer Falle gefangen. Ein Teil von ihr durchlebt jetzt immer wieder, was sie tat, um sich selbst zu retten. Ich habe sie zu Qualen verdammt, die so schlimm sind, dass sie jeden mit Hass erfüllen und in den Wahnsinn treiben könnten. Bitte lass mich versuchen, den Schaden, den ich ihr zugefügt habe, ungeschehen zu machen.«
    Ein Donnerschlag hallte übers Wasser. Danielles erster Gedanke war, der Sturm sei zurückgekehrt, aber der Himmel war klar.
    »Das war Kanonendonner!«, sagte Schnee.
    »Könnte Lirea die Phillipa gefunden haben?«, fragte Danielle.
    Talia schüttelte den Kopf. »Die Kanonen der Phillipa sind kleiner. Das hier ist ein anderes Schiff.« Sie spannte sich an, als ein zweiter Knall folgte, etwas höher im Ton als der erste. »Das war die

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