Die fiese Meerjungfrau
der Sonne. Schnee nahm sich einen und probierte ihn an, dann warf sie ihn beiseite: zu verschwitzt und viel weniger elegant als ihr Dreispitz auf der Phillipa.
Hier und da lag zersplittertes Holz auf dem Deck, Beweis dafür, dass die Phillipa sich trotz ihrer ungünstigen Lage zur Wehr gesetzt hatte.
Schnee drehte sich langsam um, strich dabei mit den Fingern über ihr Halsband und nahm die Spiegel in Anspruch, um ihre Sehkraft zu steigern. Es gab Magie auf diesem Schiff! Nicht so stark wie die Verzauberungen auf der Phillipa, aber immer noch beachtlich. Da ... ein Zauberspruch, in den Großmast geschnitzt, um ihn zu beschützen. Dort noch einer, ins Ruder eingeflochten, um die Kraft des Steuermanns zu steigern.
Talia und Danielle diskutierten gerade darüber, was zuerst getan werden sollte, aber Schnee interessierte sich mehr für die Zaubersprüche des Schiffes. Noch nie zuvor hatte sie Hiladi-Magie studiert. Die meisten Sprüche schienen runischer Natur zu sein, wie die Schriftzeichen, mit denen die Ränder der Segel bestickt waren, um ihnen Stärke zu verleihen. Diese Zauber rückgängig zu machen, würde Stunden sorgfältiger Arbeit erfordern, aber es gab Alternativen.
»Was machst du?«, fragte Lannadae.
»Spielen.« Grinsend zeichnete sie Symbole in die Luft. Sie direkt auf die Segel zu malen, wäre besser gewesen, denn sie nur mit den Fingern zu wirken, bedeutete, dass der Zauber leicht zu entfernen wäre ... Aber zuerst einmal müssten sie ihn finden. Wie lange würden die Hiladi brauchen, um zu merken, dass ihre Segel einen Geschmack hatten, einen, den Ratten ganz besonders lecker finden müssten?
»Komm mit!«, sagte Schnee. »Mal sehen, was wir mit ihren Navigationsgeräten anstellen können!«
*
Nachdem sie das Schiff erreicht hatten, war Danielle sich nicht sicher, wie sie ihre Angreifer am besten kampfunfähig machen sollten. Talia hatte keine solchen Probleme. Mit dem Messer in der Hand näherte sie sich dem nächsten Matrosen.
»Warte!«
Entweder hinderten die Ohrstöpsel aus Wurmwachs Talia daran zu hören, oder sie wollte einfach nicht. Danielle eilte zu ihr hin und packte sie am Arm.
Talia wirbelte herum und hätte Danielle fast mit dem Messer verletzt, bevor sie innehielt. »Tut mir leid!«, formte sie unhörbar mit den Lippen.
»Sie sind wehrlos«, schrie Danielle, indem sie auf die Mannschaft zeigte. »Du kannst sie nicht einfach umbringen!«
»Sie hatten dasselbe mit uns vor, schon vergessen? Deine Pflicht gilt deinem Volk, Prinzessin!«
Dank Wurmwachs und Morverens Lied musste Danielle die Form von Talias Mund beobachten, um zu erkennen, was sie sagte. »Nicht auf diese Weise! Wir können die Taue durchtrennen und die Kanonen unbrauchbar machen.«
»Wir haben keine Zeit, zivilisiert zu sein!«
Schnee war schon weggeschlendert; sie schien irgendeinen Zauber über das Großsegel zu verhängen. Bisher hatte die Mannschaft ihre Anwesenheit nicht einmal zur Kenntnis genommen. Ein paar blickten auf, aber nicht einer brachte auch nur so viel wie ein Stirnrunzeln zuwege, ehe der Zauber von Morverens Stimme ihn wieder in ihren Bann zog. Manche waren kaum dem Kindesalter entwachsen, der weiche Flaum an ihrem Kinn nicht mehr als eine bloße Andeutung der Bärte, die die älteren Matrosen trugen.
»Nein!«, blieb Danielle beharrlich. »Leg das Schiff lahm, aber lass die Mannschaft in Ruhe!«
Talia schüttelte den Kopf, steckte aber das Messer weg. »Wenn Morverens Lied schwächer wird, werden sie uns alle töten.«
»Und wenn du anfängst, sie zu töten, könnte das reichen, um Morverens Bann zu brechen.« Danielle zog das Schwert. Die verzauberte Glasklinge durchtrennte mühelos die Taue hinter ihr. Ein paar weitere Hiebe ließen von einer Seite des Schiffs zur anderen Seile entzweigehen und zurückschnellen. Sie überquerte das Deck und hob das Schwert.
Talia fiel ihr in den Arm und zerrte so heftig daran, dass Danielle auf die Planken geworfen wurde.
»Weißt du überhaupt, was du da unbrauchbar machen willst?« Talia deutete nach oben auf eine Rah, die inzwischen gefährlich schief am Mast hing. »Wenn du diese Seile durchhaust, bringst du uns wahrscheinlich beide um, weil dann nämlich die Toppsegelrah herunterkracht.«
Mit hämmerndem Herzen stand Danielle auf und wischte sich schwarzen Sand von Handflächen und Kleidern. Der Sand bedeckte den größten Teil des Decks. »Danke.«
Talia stürmte bereits auf die Leiter des Batteriedecks zu. Ein Matrose stand daneben, vom Lied
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