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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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lyskarischen Frachter. Der Position und dem schnittigen Winkel des Fockmasts nach zu urteilen, musste dieses Schiff nahezu hundert Jahre alt sein. Rings um das gesunkene Schiff wuchs nichts, und als Schnee näher heranschwamm, sah sie, dass Morveren in einem Ring weiße Steine ausgelegt hatte; ein magischer Zaun, der ihre Pflanzen davon abhielt, ihr Zuhause zu verschlingen.
    Das Wasser hier war kälter und schmeckte nach Schlamm. Schnee folgte Morveren durch den kaputten Rumpf in das, was wohl einmal der Hauptfrachtraum gewesen war.
    Morveren flitzte schon wie eine übergroße Sardine herum, scheuchte hier einen Aal weg, wischte dort Schlick und Sand von primitiven Regalen und inspizierte ihr ehemaliges Zuhause bis in den kleinsten Winkel.
    Die Lage des Schiffes hatte zur Folge, dass die Steuerbord-Seite des Rumpfs als Fußboden diente. Regale aus zerbrochenen Planken säumten die Wände, festgenagelt, wo immer die Struktur des Schiffes noch stabil genug war, sie zu tragen. Krüge und Schüsseln standen auf den Regalen. Der Großteil des Holzes war von dunklen Algen bedeckt, die dem Wasser diesen schlammigen, leicht sauren Geschmack verliehen. Eine weiße Stelle an den Wänden und auf dem Boden auf der anderen Seite stellte sich als Bett heraus, das von jenen Würmern überwuchert war, die Morveren so sehr schätzte. Einige Krüge waren offensichtlich heruntergefallen, der Inhalt kaputt und halb begraben.
    Morveren drehte sich mit tanzenden Fingern und Händen zu Schnee um. Sie summte eine lebhafte Weise ohne gleichmäßige Melodie.
    Kommunizierten die Undinen so unter Wasser? Schnee spreizte die Hände und zuckte mit den Schultern.
    Morveren schwamm zu einem Regal in der Nähe und nahm einen kleinen versiegelten Krug heraus. Nachdem sie mit dem Daumennagel eine Algenschicht abgekratzt hatte, hielt sie den Krug in Schnees Licht. Offensichtlich zufriedengestellt von dem, was sie sah, drehte sie sich um und schmetterte den Krug gegen die Wand.
    Luftblasen brachen aus dem Krug hervor; in die größte davon steckte Morveren den Finger. Langsam dehnte sich die Blase aus, bis sie den oberen Teil des Frachtraums ausfüllte.
    Morveren spie große Lungen voll Wasser aus und schnappte dann nach Luft. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich vergaß, dass du nicht wissen kannst, wie du sprechen sollst.«
    Schnee war zu sehr mit Husten beschäftigt, um zu antworten. Wasser schoss ihr aus Mund und Nase. Sie hatte das Gefühl, als würde sie den halben Ozean ausspeien.
    Morveren kicherte und schwamm in den hinteren Teil des Frachtraums, wo Fäden aus blauem Seil einen simplen Vorhang bildeten. Schnee spürte das Prickeln von Magie, als Morveren dahinter verschwand.
    Schnee ließ sich auf dem Rücken treiben und wartete darauf, dass ihr Magen zu krampfen aufhörte. Schließlich fühlte sie sich gut genug, um sich umzuschauen. Sie spürte noch immer Wasser in ihrer Brust, aber solange sie nicht zu angestrengt darüber nachdachte, schien es sie in diesem Körper nicht zu stören; sie konnte einfach nur nicht so tief einatmen, wie sie es gewohnt war.
    Sie stieß sich in Richtung der Regale ab und streifte mit den Fingern über einen schlanken, grünen Krug. Die Magie, die in das Glas eingearbeitet war, ließ sie zusammenfahren. Sie konnte die Gegenwart von Leben im Inneren des Krugs spüren - nein, hören -, obwohl er leer zu sein schien. Sie nahm ihn in die Hand und untersuchte den Deckel, der von einer Art Wachs festgehalten wurde.
    »Mach den nicht auf!«, sagte Morveren, als sie wiederkam. Ihre Stimme war kräftiger als vorher und ihr Gesicht gerötet; sie wirkte beinahe euphorisch. Sie stellte einen kleinen Sack auf den Boden und schwamm zu Schnee.
    »Was ist das?«, fragte Schnee, die den Krug vorsichtig mit beiden Händen festhielt.
    »Ein paar Besatzungsmitglieder dieses Schiffes weigerten sich, von Bord zu gehen, nachdem sie entschlafen waren. Gehässige, rachsüchtige Männer, die ihr Möglichstes taten, um meine Arbeit zu behindern und mich zu verjagen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sie als Lebende gewesen sein müssen.«
    Sie nahm Schnee den Krug aus den Händen und stellte ihn aufs Regal zurück. »Das ist, was uns da draußen umzubringen versucht hat. Ein paar von ihnen müssen entkommen sein, seit ich zum letzten Mal hier gewesen bin.«
    »Ich habe noch nie eine derartige Magie gespürt.« Schnee hatte schon früher gegen Geister gekämpft; das letzte Mal hatte sie sieben Jahre ihres Lebens gekostet. Dennoch besaß

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