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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Ebenso schwierig war es, zu lernen, mit den Muskeln tief in ihrer Brust dichtzumachen und die Luft auf dem Grund ihrer Lunge zu versiegeln, um ihr beim Schwimmen zu helfen.
    Seit Jakobs Geburt hatte sie keine solchen Magenkrämpfe mehr gehabt. Ihre Schwanzmuskeln schienen gut ans Schwimmen angepasst zu sein, aber Bauch und Rücken würden ihr noch wochenlang wehtun. Entweder hatte sie den Bewegungsablauf noch nicht ganz raus, oder es mangelte ihr schlichtweg an der Kraft und Ausdauer einer richtigen Undine.
    Dennoch kamen sie besser voran, als es jedem Menschen möglich gewesen wäre, und sie hatten bereits mehr als die Hälfte der Strecke zur Küste hinter sich gebracht. Sie sah zurück zur Phillipa : Im Licht des Mondes war das Schiff ein Schatten von der Größe ihrer Fingerkuppe.
    »Wie weit noch bis zu Lirea?«, fragte Talia, die vor ihr schwamm.
    Wasser sprudelte über Schnees Lippen, als ihre Lunge sich davon befreite. Sie umfasste die Puppe mit einer Hand und schloss die Augen. »Sie ist direkt vor uns. Wir müssten vor Sonnenaufgang dort sein.«
    Danielle drehte sich auf den Rücken. Auf diese Art zu schwimmen, beanspruchte andere Muskeln und brachte eine gewisse Erleichterung, allerdings kühlte so auch der Wind ihre nasse Haut ab. Wenigstens verstand sie jetzt, weshalb die Undinen immer ohne Kleider gingen. Ihr Schwertgehenk zerrte schon mit jedem Schwanzschlag an ihren Hüften; wie viel langsamer wäre sie noch mit nassen Kleidern, die dem Wasser weiteren Widerstand entgegensetzten?
    Sie tauchte tiefer, um dem Wind zu entkommen, und tat ihr Bestes, um Talias und Schnees Tempo zu halten, die beide in besserer körperlicher Verfassung waren. Etwas streifte ihre Schwanzflosse, sie schrie verängstigt auf und raste zurück an die Oberfläche. Als sie das Gesicht wieder ins Wasser tauchte, sah sie einen Makrelenschwarm unter sich vorbeischwimmen.
    Schnee lachte und spritzte Danielle mit dem Schwanz nass. »Vor denen brauchst du keine Angst zu haben! Du bist ein größerer Fisch als sie!«
    »Aber nur knapp!« Manche Fische schienen fast so lang wie sie selbst zu sein.
    »Bleib dicht bei Talia!«, riet Schnee ihr, immer noch kichernd. »Sie wird dich beschützen, falls wir irgendwelchen Killerthunfischen begegnen.«
    Danielle schloss die Augen und flüsterte stumm dem nächsten Fisch zu.
    Augenblicke später kreischte Schnee auf und sprang aus dem Wasser. »Sie haben an meiner Schwanzflosse geknabbert!«
    Lächelnd schwamm Danielle weiter. Als das Wasser seichter wurde, bemerkte sie die Felsen unter sich. Daheim wäre der Meeresboden mit weißem Sand und Steinen von den Klippen bedeckt gewesen; hier ragten die Felsen wie abgebrochene Krallen vom Grund empor. Manche waren hoch genug, um jedes unglückliche Schiff aufzuschlitzen, das hier entlangfuhr.
    »Wo ist dieser Ort?«, fragte sie.
    »Am Nordrand von Hilad«, antwortete Schnee. »An Land sieht es genauso aus; derselbe schwarze Stein, vollkommen unbewohnbar. Manche sagen, dass Drachen das Land verbrannt haben; andere glauben, dass die Erde selbst sich aufgetan und Feuer über die ganze Stadt gespien hat.«
    Danielle ließ ihren Blick über die Küste schweifen. Der Himmel vor ihnen war heller und warf Licht auf eine halb überschwemmte Mauer, die sich aus dem Wasser erhob. Niedrige Bögen, so breit wie ein Schiff, erlaubten dem Wasser, durch die Mauer zu fließen. Dahinter konnte sie die Ruinen eines Palastes ausmachen: Kaputte Türme standen auf beiden Seiten eines größeren Bauwerks mit tropfenförmigem Dach.
    »Es heißt, die Gebeine eines früheren Hiladi-Kaisers seien in dem Stein beigesetzt«, sagte Schnee.
    »Woher weißt du das alles?«, wunderte sich Talia.
    Schnee schüttelte den Kopf. »Wenn wir heimkommen, sperre ich dich in der Bibliothek ein, bis du wenigstens fünf Bücher gelesen hast.«
    Danielle deutete auf eine gefleckte schlangenförmige Kreatur, die sich durch das Wasser vor der Mauer wand. »Verrät deine Bibliothek dir auch, was das für ein Ding ist?«
    »Ein Kelpie«, sagte Schnee, »und zwar ein großer. Stellt euch eine Kreuzung zwischen einem riesigen Pferd und einer Seeschlange vor. Die Undinen benutzen sie, um ihre Habseligkeiten zu schleppen, wenn sie auf Wanderung gehen. Man hat auch von Undinen gehört, die Kelpies in die Schlacht geritten haben.«
    Danielle glitt durchs Wasser und versuchte, einen besseren Blick auf den Kelpie zu bekommen. Die Kelpies, verbesserte sie sich, denn sie entdeckte einen zweiten. Jedes Tier war

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